Hollywoodstar rockt

Sutherland: Alk-Beichte vor Wien-Konzert

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Am 5. Oktober rockt Kiefer Sutherland in Wien. Das Interview über Musik, Jack Bauer und Whisky.

Das ist mein allererstes Konzert in einer Kirche. Generell war ich ja schon lange nicht mehr in einem Gotteshaus!“ Irgendwie passend, dass  Hollywood-Legende Kiefer Sutherland  (52) das Seitenblicke Magazin just in der Vondelkirche von Amsterdam zum Interview empfängt. Schließlich hat er jede Menge zu beichten. „Ich weiß, dass fast jeder Tiefschlag, der mir in meinen ­Leben passiert ist, auf den Alk zurückzuführen ist“, zeigt er mit sonorer Stimme zwischen zwei Zigaretten so etwas wie Reue. Um dann auf der Bühne gleich wieder einen Whiskey zu kippen. Und das ex!

Rockstar

Auf der Bühne steht er übrigens nicht in gewohnter Rolle als Schauspieler, sondern als Rockstar: „Ich bin ein spät berufener Country-Sänger, weil ich erst die nötige Lebenserfahrung brauchte, um wirklich darüber zu singen. Ich will damit aber keine Millionen von CDs verkaufen, sondern den Leuten aus der Seele sprechen.“ Nach Kino-Erfolgen wie „Lost Boys“ oder „Die drei Musketiere“ und den Serien-Hits „24“ und „Designated Survivor“ entdeckte er vor vier Jahren seine Passion für die Gitarre. „Die Lernkurve ist groß, die Begeisterung noch größer!“ Nach der akklamierten Debut-CD „Down In A Hole“, die 2016 bis auf Platz 35 der US-Charts kletterte, kommt am Freitag das neue Album „Reckless & Me“. Das Grund-Thema ist einmal mehr der Alkohol: „Ich schreibe so viele Songs über Whisky, dass meine Freunde schon scherzten, ob ich über nichts anders singen kann. Also habe ich für sie jetzt „Agave“ geschrieben: Da geht’s um Tequila!“

TV-Comeback

Obwohl sein ganzes Herz nun der Musik gilt („Das ist viel mehr als ein Hobby!“), steht Sutherland auch weiterhin vor der Kamera: „Ich habe gerade die dritte Staffel von ‚Designated Survivor‘ abgedreht. Die kommt im Mai auf Netflix.“ Dazu schließt er, wie er uns exklusiv verrät, auch ein Comeback mit „24“ nicht aus. „Ich hoffe, dass es für ,24‘ eine Zukunft gibt. Egal ob im Kino oder im TV. Und wenn es da für mich Platz gibt, bin ich auch wieder dabei. Denn diese Rolle ist ein Traum.“

Wien-Fan

Zuvor gibt’s aber die große Tournee („Es geht nicht darum Geld zu verdienen, sondern nur darum so wenig wie möglich zu verlieren!“), wo er sich nach dem Auftritt in Dornbirn (29. Juli) vor allem auf den Wien-Stopp am 5. Oktober im WUK freut: „Ich habe ja in den 90er-Jahren für den Dreh von ,Drei Musketiere‘ mehr als drei Monate bei euch gelebt und mich sofort in Wien verliebt: Ihr schafft es die glorreiche Vergangenheit zu bewahren und trotzdem so unglaublich modern zu sein.“     

 

Das Seitenblicke Magazin-Interview mit Kiefer Sutherland:

Am 5. Oktober rocken Sie in Wien …

Kiefer Sutherland: Ich habe so viele großartige Erinnerungen an Wien. Ich habe ja in den 90er-Jahren für den Film „Die drei Musketiere“ über drei Monate dort gelebt und mich in die Stadt verliebt.  Ich ließ sogar meine Tochter einfliegen und wir gingen in den Prater. Großartig! Jetzt wird aber keine Zeit für Sightseeing bleiben. Ich bin schon froh, wenn es auf Tour Zeit für eine Dusche gibt.

Sie kommen da nicht als Schauspieler, sondern als Musiker…

Sutherland: Ja! Ich mache seit vier Jahren Country-Musik. Echte Storys aus dem echten Leben. Country ist das Herz Amerikas. Da geht es um Farmer und Arbeiter. Viele leben in der Isolation und greifen deshalb zum Alk. Damit kann ich mich identifizieren. Ich mache das einzig und alleine für mich, wenn es anderen auch gefällt, dann ist das gut. Ich liebe das Storytelling und die Reaktionen des Publikums.

Wie autobiografisch sind Ihre Texte?

Sutherland: Nehmen Sie nur die neue CD „Reckless & Me“. Da wollte ich zuerst über mein Rodeo-Pferd Reckless schreiben und merkte dann bei der Hälfte, dass es immer mehr um mich geht. Schließlich war ich auch ja auch ziemlich rücksichtlos und unbekümmert. Jetzt sollen die  Leute selbst entscheiden, ob es dabei um mich oder ein Pferd geht.

Was ist schwieriger Schauspiel oder Musik?

Sutherland: Ich mache seit 35 Jahren Kino, TV und Theater  und weiß somit schon, wenn ich ein Skript nur sehe, ob und wie ich das angehe. Das ist groß­artig und das will ich auch bis zu meinem Tod  so weiter machen. Als Musiker habe ich nun auch schon 300 Konzerte gespielt, stehe aber noch am Anfang. Die Lernkurve ist groß. Die Begeisterung noch größer. Das Beste sind die zwei Stunden auf der Bühne, die Stunde davor und definitiv die Stunde danach. Die restlichen 20 Stunden sind Scheiße!

Ist Musik für Sie ein Hobby oder mehr?

Sutherland: Das ist viel mehr! Sonst hätte ich mir nicht zwei Alben und 300 Konzerte angetan. Trotzdem ist jede Tour ein Krampf. Es geht nicht darum Geld zu verdienen, sondern nur darum, so wenig wie möglich zu verlieren.

Die Gretchenfrage. Ihre erste CD brachten Sie erst mit 49. Warum denn gar so spät?

Sutherland: Ich habe bereits mit 30 angefangen, nur mussten zuerst etliche schlechte Songs aus mir raus, bevor ich mich damit auch an die Öffentlichkeit traute. Außerdem braucht man zum Songschreiben Lebenserfahrung. Und eine dicke Haut gegen Kritik: Ich bin jetzt an einem Punkt in meinem Leben angekommen, wo ich mir nichts mehr scheiße!  

Treten Sie deshalb gleich mit Cowboy-Hut und ­Whisky-Glas auf?

Sutherland:Der Hut ist vor allem ein Gag: Mir gefällt es und die Leute rechnen wohl nicht damit. Beim Whisky ist es anders. Da kenne ich alle Geschichten und schreibe auch darüber. Wenn ich auf mein Leben zurückblicke, dann weiß ich eines: An fast jeden meiner Tiefschläge war der Alk schuld. Ich weiß das und versuche daraus zu lernen. Aber trotzdem: Es geht nichts über einen coolen Abend mit ein paar Freunden und jeder Menge Drinks.

Wie läuft die Schauspiel-Karriere?

Sutherland: Ich habe gerade die dritte Staffel von „Designated Survivor“ abgedreht. Die kommt im Mai auf Netflix.

Und „24“? Wird man Sie doch noch einmal als Jack Bauer sehen?

Sutherland: Sag niemals nie! Nur werde ich wohl nicht mehr so schnell über die Bildschirme sprinten (lacht). Ich liebte diese Rolle. Das war eine der größten Erfahrungen, die ich als Schauspieler hatte. Auch weil Jack Bauer über die Jahre immer spannender und tiefgründiger wurde. Ich hoffe, dass es für „24“ eine Zukunft gibt. Egal ob im Kino oder im TV. Und wenn es da für mich Platz gibt, bin ich auch wieder dabei.  

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