Hitze, Staub und harte Riffs:

Gelungener Nova-Rock Festivalauftakt

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Nova Rock lockt mit heftigem Hardcore und luftigem Indie Rock

125.000 Besucher werden nach Angaben der Veranstalter über drei Tage beim Nova Rock in Nickelsdorf im Burgenland erwartet. Österreichs größtes Popfestival hat am Freitag erfolgreich begonnen. Als Volltreffer hat sich die neue Anordnung der beiden Hauptbühnen erwiesen: Die Gehwege sind kürzer. Das Gelände präsentierte sich überhaupt positiv verändert. Die Musik war darüber hinaus sehr ansprechend.

Trotz Hitze und windbedingtem Staub hatte man nicht mehr den Eindruck, durch eine "Wüste" zu wandern. Übersichtlicher, kompakter und mit abwechslungsreicher Kulinarik ausgestattet zeigten sich die Pannonia Fields nach der Frischzellenkur. "Wasser wird auch ausreichend verteilt", meinten zwei junge Gäste. Wesentlich weniger Verkleidungen als noch in den Jahren zuvor waren zu sehen, die meisten Besucher bevorzugten Luftiges - wenngleich der eine oder andere im Superheldenkostüm oder flauschiger Bärenmontur auftauchte.

Mit über 30 Grad war der erste Tag des Festivals äußerst heiß: Das Rote Kreuz musste bis zum Abend 600 Patienten "vorwiegend wegen Erschöpfung, Sonnenbränden oder Sonnenstichen" behandeln, wie Sprecher Thomas Horvath sagte. "Wir raten, Wasser zu trinken und unsere Gesundheitstipps zu lesen." Schwerere gesundheitliche Zwischenfälle gab es allerdings keine zu vermelden. Bei der Anfahrt mit dem Auto brauchte man in den Nachmittagsstunden wiederum gute Nerven. Wie die Asfinag berichtete, blieb auf der Ostautobahn (A4) in einem Baustellenbereich ein ungarischer Lkw hängen. Eine der beiden Spuren war damit blockiert, auf der zweiten bildete sich ein umfangreicher Rückstau. Viele waren aber schon am Donnerstag zum Zelten angereist.

Griffige Rocksongs, zeitlose Riffs und Josh Homme, im Erstberuf Frontmann der legendären Queens of the Stone Age, an den Drums: Die Eagles of Death Metal brauchten zwar zwei, drei Songs, bis sie auf Touren kamen, aber dann lieferten sie den Soundtrack für eine gestandene Party. Der Sänger und Gitarrist Jesse Hughes, vormals The Devil, lieferte mit Selbstironie und sexy Schnauzer eine Show. "Darum geht es bei dieser Band: frei sein, Spaß haben, sein Leben leben", sagte Homme. "Wenn du dich mies fühlen, schlecht drauf sein willst, dann gibt es Millionen von anderen Orten, die dir dafür eine Plattform bieten. Ist auch OK."

Eröffnet wurde das Festival pünktlich kurz vor 13.00 Uhr mit einer soliden Darbietung der heimischen Progressive-Band Mother's Cake. Trotz der Hitze ließen es sich viele Fans nicht nehmen, dem Musikgenuss am Nachmittag zu folgen. Die US-Alternative-Rocker Godsmack pflügten sich etwa durch ein Karriere-umspannendes Set. Der charismatische Frontmann Sully Erna hatte dabei die Fans von der ersten Sekunde für sich gewonnen. Ebenfalls voll ab ging es bei Parkway Drive, die neben eigenem Material mit "Bulls On Parade" von Rage Against The Machine buchstäblich Staub aufwirbelten. Zahmer und altbackener, aber auch ausgiebig bestaunt, boten in etwa zeitgleich Guano Apes ihren Crossover der alten Schule.

Neben den beiden großen Bühnen hat sich vor allem die Brandwagen Stage als Alternative für jene Festivalbesucher etabliert, die selbst bei einem Open Air dieser Größenordnung lieber Clubstimmung haben wollen. Bei den US-amerikanischen Jungspunden Code Orange wurde heftig im Hardcore gewütet, die schwedische Indie-Folk-Gruppe Friska Viljor stach mit Mandolinen und weißem Outfit aus der Masse der harten Bands heraus. Ihre traurig-humoristischen Hymnen animierten zum Tanzen. Mit der Textzeile "Let's do something out of the ordinary" konnte sich das überschaubare, aber glückliche Häufchen vor der Bühne spürbar identifizieren. Der Auftritt des Duos war das Happening zum Tag.

Bedeutend dichter stand man wenig später bei Mastodon: Die Metalband mit progressiver Schlagseite ließ zwar ein, zwei Hits im Köcher, dafür setzte das Quartett auf Qualität statt Quantität. Entsprechend dauerten die Songs schon mal mehr als fünf Minuten, wenngleich sich die US-Gruppe durchaus festivalkompatibel eingerichtet hat, wie Gitarrist Bill Kelliher wenige Stunden zuvor unterstrich. "Du musst da raus und eine gute Show abliefern, immerhin haben diese Leute viel Geld dafür ausgegeben. Die wollen uns nicht wegen der Hitze jammern hören", grinste der Musiker. Dank dem eingängigen "High Road", der Abrissbirne "Megalodon" oder instrumentaltechnischer Finesse bei "Bladecatcher" kam auch keine Trauer auf.

Bevor mit dem Österreichdebüt (und gleichzeitig Abschied) der US-Glamrocker Mötley Crüe und den Berliner Beatsteaks schließlich die Headliner und für viele Besucher Highlights am Festivalprogramm standen, servierten Lamb of God eine ordentliche Portion Härte: Sänger Randy Blythe benötigte nur wenige Handbewegungen oder Anfeuerungsrufe, um die vor der Blue Stage versammelte Menge in Bewegung zu setzen, während seine Band Song um Song in die Nacht feuerte. Nicht weniger energetisch gelang der Auftritt von Rise Against: Die Band aus Chicago konnte mit ihrer Mischung aus Melodie und rotzigem Rock vollends punkten und verlieh dem Festival eine gesellschaftspolitische Note, ohne aufgesetzt oder bemüht zu wirken. Sänger und Gitarrist Tim McIlrath war das Grinsen kaum aus dem Gesicht zu nehmen - nicht zuletzt, als gleich mehrere Circle Pits den Staub erneut aufwirbelten. Hier trafen sich Punk und Attitüde.

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