Trotz Spielsucht

Casino zockte Gast um 4 Millionen € ab

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Jürgen Netzer (38) gewann den Jackpot und verlor dann alles.

„Es ist wie David gegen Goliath“, sagte Jürgen Netzer (38) dem Richter am Landesgericht Feldkirch. Der 38-jährige arbeitslose Versicherungsmakler hat einen Prozess-Marathon vor und einen großen Gegner gegen sich. Er klagt das Ostschweizer Casino St. Gallen auf 1,6 Millionen Franken Schadenersatz.

Rückblick: Im Jahr 2005 hatte Jürgen Netzer – obwohl bereits in Österreich und Deutschland für alle Casinos aufgrund seiner Spielsucht gesperrt – das Glück auf seiner Seite: Er knackte in St. Gallen, wo er seiner Leidenschaft noch nachgehen durfte, den Automaten-Jackpot über 3,5 Millionen Franken. Nach sechs Jahren und weiteren circa 600 Besuchen im Schweizer Casino hatte der dreifache Familienvater vier Millionen Franken verzockt und eine halbe Million Schulden angehäuft.

„Sie haben mich wie eine Weihnachtsgans gerupft“
„Das Casino hat seine Sorgfaltspflicht klar verletzt. Sie hätten mich sperren müssen. Stattdessen lockten sie mich als Millionär an“, so Netzer: „Sie haben mich gerupft wie eine Weihnachtsgans. Zuerst gemästet und irgendwann geschlachtet.“

Tatsächlich hatte das Casino dem Spielsüchtigen weitere Besuche schmackhaft gemacht: Netzer wurde ein eigener Parkplatz zugeteilt, ihm ein Spieltisch reserviert, Gutscheine für das benachbarte Hotel geschenkt und seine Begleitung stets mit Gratis-Champagner verwöhnt. Das Gericht setzte den Entscheid aus. Für Ende Juni wird die Entscheidung erwartet, ob der Prozess in Österreich oder in der Schweiz stattfinden soll.

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