Chronologie des Schreckens:

Wenn Kinder zu Mordopfern werden

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Nach dem Familiendrama in Niederösterreich steht Österreich unter Schock. Aber leider nicht zum ersten Mal.

Kinder als Opfer von Familientragödien: Immer wieder treiben Beziehungskrisen, psychische Probleme und Überforderung Menschen zu Bluttaten innerhalb des Familienverbandes. Väter oder Mütter töten in scheinbar ausweglosen Situationen ihre Kinder. Oft sind psychische Probleme der Täter oder Täterinnen Auslöser. Am Donnerstag wurden sechs Leichen in einem ehemaligen Gasthaus im niederösterreichischen Böheimkirchen gefunden. Demnach habe eine Frau ihren Bruder, die eigene Mutter und die eigenen drei Kinder erschossen. Anschließend richtete sie sich selbst.

Hier die schlimmsten Fälle von Kindern als Mordopfer seit dem Jahr 1994:

Oktober 1994: Ein 18 Jahre alter HTL-Schüler erschießt im Bezirk Amstetten mit einer Pump-Gun seine Eltern, seinen vier Jahre jüngeren Bruder und eine Tante. Dann begeht er Selbstmord, indem er mit einem Auto gegen eine Hausmauer rast. Der Bursch dürfte sich gegenüber dem Bruder benachteiligt gefühlt haben, was tiefen Hass in ihm auslöste.

Jänner 2000: Eine 24-jährige Frau erdrosselt in Wien-Landstraße ihre beiden Kinder (zwei und acht Jahre). Von der mutmaßlichen Täterin fehlt bis heute jede Spur. Es wird vermutet, dass sie Selbstmord begangen hat. Das Motiv liegt in Schwierigkeiten mit ihrer Familie: Die 24-Jährige wurde, nachdem sie bei einem Ladendiebstahl erwischt worden war, von ihren Angehörigen "geschnitten".

August 2001: Eine Grazerin ersticht ihren kleinen Sohn kurz vor dessen fünften Geburtstag. Die Frau leidet seit längerem unter Depressionen, sie bleibt stundenlang neben der Leiche sitzen.

September 2001: Ein Vater holt seinen dreijährigen Sohn bei der Kindesmutter in Neustift im Stubaital ab und fährt mit ihm in die Sillschlucht. Auf einem Kinderspielplatz erwürgt er den Dreijährigen. Hintergrund der Tat ist ein Beziehungsdrama, das sich zwischen den Eltern des Buben abspielt. Das Paar lebt zum Zeitpunkt der Tat nach vierjähriger Ehe getrennt voneinander.

März 2003:
In Feldkirch erschießt ein Vater seinen 19 Monate alten Sohn, den seine Frau gerade im Arm hält, und tötet sich selbst. Der Hintergrund der Tat sind Eheprobleme, die Frau hat drei Wochen zuvor die Scheidung eingereicht. Sie, ein weiterer, 15 Jahre alter Sohn und ein Freund des Burschen überleben die Tat physisch unversehrt.

Dezember 2003:
Ein 28-Jähriger fügt seinem dreijährigen Sohn mit einem Messer Verletzungen zu und wirft ihn dann oberhalb des Kraftwerks Greifenstein (Bezirk Tulln) in die eiskalte Donau. Auch er selbst stürzt sich ins Wasser, rettet sich dann aber ans Ufer. Motiv ist ein Streit mit seiner geschiedenen Frau.

März 2004: Eifersucht auf die Ehefrau ist das Motiv eines Familiendramas in Semriach bei Graz: Ein Landwirt tötet seine beiden neun- und elfjährigen Kinder sowie sich selbst. In einem Abschiedsbrief schreibt er, dass er seinen Sohn und seine Tochter in den Tod mitnehme, damit seine Frau ein glückliches Leben führen kann. Seit längerem hat diese einen Freund.

Oktober 2004: In Saalfelden ertränkt eine 35-jährige Mutter ihre fünfjährige Tochter in der Badewanne und versucht danach, sich das Leben zu nehmen. Das Motiv der geschiedenen Frau: Sie wollte ihr Kind nicht mit dem Vater teilen.

Juli 2005: Eine 45-jährige Mutter erschlägt in Graz ihre beiden halbwüchsigen Söhne im Schlaf mit einer Hacke. Anschließend fährt sie mit dem Zug nach Wien, wo sie von der Polizei festgenommen wird. Die Frau leidet seit Jahren an Depressionen. Vor Gericht sagt sie, sie habe ihren Kindern ein Leben wie das ihre ersparen wollen.

Jänner 2006: Ein 50-jähriger Frühpensionist tötet nach einem Streit mit seiner Frau vier seiner fünf Kinder in Mauerbach (Niederösterreich). Auf der Flucht wird der Mann beim Versuch, eine Polizeisperre zu durchbrechen, erschossen. Hintergrund des Streits sind finanzielle Probleme in der Familie.

Jänner 2008:
Ein 41-Jähriger erstickt seinen zehnjährigen Sohn in Graz. Hintergrund sind die wiederholten Streits mit seiner geschiedenen Frau. Eigentlich wollte er diese töten, doch sie habe ihn nie in die Wohnung gelassen, gibt der Täter bei der Polizei an.

Mai 2008: Ein 39-jähriger PR-Berater tötet mit einer Axt in Wien seine 42-jährige Frau und die gemeinsame siebenjährige Tochter. Dann fährt er nach Oberösterreich und bringt im Einfamilienhaus seiner Eltern in Ansfelden seine 69-jährige Mutter um, als ihm diese die Tür öffnet. Seinen im Fernsehsessel im ersten Stock des Gebäudes schlafenden Vater tötet er ebenso. Schließlich erscheint der Täter noch bei seinem Schwiegervater in Linz und bringt den 80-Jährigen ebenfalls mit der Axt um. Das Motiv des Mannes, der sich in der darauffolgenden Nacht der Polizei stellt: Er hat seinen Angehörigen die Schmach seines finanziellen Ruins ersparen wollen.

Dezember 2009: In einem Hotel in Wien-Hietzing bringt eine Mutter ihren zweijährigen Sohn um und tötet sich selbst. Die Frau hinterlässt einen Abschiedsbrief, in dem sie schreibt, dass sie keinen anderen Ausweg gesehen habe. Nähere Angaben zum Motiv macht sie nicht.

Dezember 2011: In Innsbruck ertränkt eine Mutter ihre siebenjährige Tochter in der Badewanne. Die schwer verstörte Frau gesteht die Tat, kann zu ihrem Motiv zunächst aber keine Angaben machen.

März 2012:
Furchtbarer Fund in Reichenau in Mühlkreis: Eine Mutter tötet ihren vierjährigen Sohn und versucht danach, sich das Leben zu nehmen. Sie hinterlässt einen Abschiedsbrief. Zu dessen Inhalt macht die Polizei keine Angaben.

Mai 2012:
Ein Vater holt seinen Sohn aus dem Klassenzimmer. In einer Garderobe schießt er dem Achtjährigen in den Kopf und flüchtet. Der Mann wird eineinhalb Stunden später tot aufgefunden. Er hat sich erschossen. In der Familie gab es offenbar immer wieder Auseinandersetzungen und Polizeieinsätze wegen gewalttätiger Ausschreitungen des Vaters.

November 2012: Im Tiroler Bezirk Kufstein ersticht ein 51-jähriger Mann seine beiden 13 und 23 Jahre alten Söhne mit einem Küchenmesser und tötet sich danach selbst. Die heftige Gegenwehr der Opfer bleibt wirkungslos. Über das Motiv herrscht Rätselraten.

März 2013: In Marchegg (Bezirk Gänserndorf) tötet ein Mann seine Frau und seine Tochter mit einer Schusswaffe. Dann bringt sich der 48-Jährige um. Das Einsatzkommando Cobra wird wegen einer angeblichen Geiselnahme angefordert. Als das Verhandlungsteam aber keinen Kontakt zu dem angeblich in einem Einfamilienhaus verschanzten Mann herstellen kann, verschaffen sich die Beamten Zutritt und entdecken die Leichen.

Oktober 2016: Ein Polizist erschießt in Wien seine schwangere Freundin und erwürgt am nächsten Tag seinen 21 Monate alten Sohn. Der 23-Jährige täuscht erst eine Abgängigkeit der jungen Frau und des Kindes vor. Der Fall wird nach mehreren Tagen geklärt, der Polizist legt ein Geständnis ab. Da der Fall noch nicht gerichtlich aufgearbeitet ist, gilt für ihn die Unschuldsvermutung.

Dezember 2016: In einem Haus in Böheimkirchen (Bezirk St. Pölten) werden sechs Leichen gefunden. Nach vorläufigen Informationen hat eine Frau ihre drei Kinder im Alter von sieben bis zehn Jahren, ihre Mutter und ihren Bruder erschossen und Selbstmord verübt.
 

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