"Höchst auffälig"

Das sagt Aliyevs Anwalt

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Anwalt Prochaska vermutet, dass jemand Aliyev "umgebracht hat".

Nach dem überraschenden Tod des kasachischen Ex-Botschafters Rakhat Aliyev (Shoraz) glaubt sein Anwalt Stefan Prochaska an Mord. "Die Vermutung ist, dass ihn jemand umgebracht hat", sagte Prochaska am Dienstag. Der Zeitpunkt des Todes kurz vor Beginn der Hauptverhandlung gegen Aliyev sei "höchst auffällig". Offenbar sollte verhindert werden, dass die Anklage gegen ihn zusammenbreche.

"War Fighter"
Er glaube nicht daran, dass Aliyev Selbstmord verübt habe. "Das macht keinen Sinn." In den vergangenen Wochen und Monaten habe er viel Zeit mit seinem Mandanten verbracht, der alles andere als in Selbstmitleid zerflossen sei. "Er war eher der Fighter."


Man habe bei der Vorbereitung der Hauptverhandlung "viele Löcher in der Anklage gefunden", etwa Zeugen, die ihre Aussage vom Papier abgelesen und diese dann lächelnd mit den Worten "Was für ein interessantes Märchen" kommentiert hätten. Außerdem habe man Hinweise erhalten, dass viele Belastungszeugen geplant hätten, in Österreich Asyl zu beantragen. "Es ist höchst auffällig, dass er sich vor der Verhandlung, in der man das gesehen hätte, hätte umbringen sollen", sagte Prochaska.

"Sehr geschockt"
Zu möglichen weiteren Schritten wollte sich Prochaska nicht äußern. Er sei "sehr geschockt". Er habe aber schon erreicht, dass bei der Untersuchung der Todesumstände "massiv hingeschaut" wird. Der Anwalt wies darauf hin, dass sich Aliyev in seiner Haftzeit auch mit der Justizverwaltung angelegt habe, und zwei Anzeigen erstattet habe, unter anderem wegen Erpressung.

Nach Angaben der Justizverwaltung ist Aliyev am heutigen Dienstag tot in seiner Einzelzelle in der Justizanstalt Wien-Josefstadt aufgefunden worden. Er soll sich mit Mullbinden an einem Kleiderhaken erhängt haben. Aliyev galt nicht als suizidgefährdet.

Dem früheren kasachischen Botschafter in Wien soll der Prozess wegen der Ermordung zweier Bankmanager in seiner Heimat gemacht werden. Der Prozess am Wiener Landesgericht für Strafsachen war notwendig geworden, weil Österreich eine Auslieferung Aliyevs an den autoritären zentralasiatischen Staat abgelehnt hat.
 

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