Warnung

Experte: "ISIS-Terror droht Österreich"

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Blutige Anschläge auch bei uns? 67 radikale Kämpfer leben mitten unter uns.

Klarer kann man es nicht mehr auf den Punkt bringen: „ Nach Paris gilt auch erhöhte Terrorgefahr für Österreich!“ Eine Warnung, die nicht von der heimischen Exekutive kommt, sondern vom führenden Terrorismus-Experten Europas Rolf Tophoven (siehe Interview unten). Und weiter: „Die Gefahr geht nicht nur von Rückkehrern aus dem Syrien-Krieg aus, sondern auch von sich selbst radikalisierenden Einzelpersonen.“

Radikale
Ganze 67 tickende Islam-Terror-Zeitbomben leben derzeit mitten unter uns. Sie alle sind Rückkehrer aus jenem Krieg, in dem das Abschneiden der Köpfe von Feinden zur Tagesordnung gehört. Trockene Analyse des Verfassungsschutzes: „Sie sind eine Gefahr für die nationale Sicherheit.“

Innenministerin Johanna Mikl-Leitner: „Wir beobachten jeden mutmaßlichen Jihadisten ganz genau.“ Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen alle 67 laufen. Der Vorwurf: Teilnahme an einer terroristischen Organisation. Das Problem: Solange es keine echten Beweise gegen die mutmaßlichen Terrorschläfer gibt, kann der Rechtsstaat nicht einschreiten. Und so können die mutmaßlichen Kriegsverbrecher und potenziellen Attentäter weiter ungehindert in unserem Land ihren Tätigkeiten nachgehen …

News TV Sondersendung: Anschläge in Paris beendet

Schläfer
Dabei ist Österreich längst eines der wichtigsten Länder, in denen Kämpfer für die ISIS rekrutiert werden. Teils in Moscheen, teils in den Siedlungen der Vorstädte.
Ende November stürmten 900 Beamte Wohnungen des Islam-Netzwerks rund um den Prediger Ebu Tejma alias Mirsad O. Der Muslim predigt in Deutschland und Österreich, gilt als Vertrauter des Salafisten Pierre Vogel und ist enger Vertrauter des bosnischen Radikalen Nusret Imamovic. Dieser kapselte sein Dorf in Bosnien völlig von der Außenwelt ab und führte dort die Scharia ein. Mittlerweile gilt er als wichtigster Logistikmann der ISIS. Von Österreich aus werden die willigen Kämpfer entweder via Flieger über ­Istanbul nach Syrien geschleust oder auf dem Landweg über die Route Bosnien, Istanbul, Adana an die Grenze gebracht.

Austro-Jihad
Wie pervertiert die heimischen Gotteskrieger mit ihrer Mordlust sind, zeigen Bilder, die die Wiener Mohamed M. und ­Firas H. ins Internet gestellt haben: Mohamed M. etwa ­posiert vor Leichen mit ab­geschnittenen Köpfen, Firas H. mit Bombengürteln und Kalaschnikows.

Bewachung
Jetzt wurde in Einkaufszentren und vor ­kritischen Einrichtungen die Polizeipräsenz erhöht. Dass diese freilich im Ernstfall wenig ausrichten kann, zeigt der Anschlag auf die ­bewachte Redaktion von Charlie Hebdo. Experte Tophoven: „Es ist dennoch das richtige Zeichen, um Hysterie und Panik zu vermeiden.“

Blutbad in Pariser Redaktion


 

Terror-Experte: "Die Täter sind zu allem bereit"

ÖSTERREICH: Hat Sie der ­brutale Terrorangriff in Paris überrascht?
Rolf Tophoven: Es war nicht überraschend, weil wir in Europa seit Längerem durch Drohungen eines militanten islamistischen Terrorkommandos vorgewarnt sind. Die Lähmung der Gesellschaft zeigt, dass Terroristen in der Lage sind, die Lebensnerven großer Städte zu treffen und partiell lahmzulegen. Hier war es eine neue Qualität des Terrors – und zwar im Vorgehen der Täter. Ein taktisch neuer Stil ist zu erkennen, es war eine Kommandoaktion mit militärischen Komponenten. Das weist eindeutig auf militärische Ausbildung hin. Signifikant ist: Zusammen mit dem Anschlag auf den Supermarkt war das eine ­koordinierte terroristische Aktion, unmittelbar nach der ersten Aktion erfolgte die zweite. Diese Doppeltaktik, an zwei verschiedenen Standorten zuzuschlagen, hatte das Ziel, die Polizeikräfte zu binden.

ÖSTERREICH: Hätte dieses Blutbad vom Staatsschutz verhindert werden können?
Tophoven: Die französischen Spezialeinheiten haben Top-Niveau und sind im Zugriff sehr gut. Doch auch sie waren vom Anschlag überrascht. Das Problem war, dass die Täter bereit waren, zu sterben und zu töten, und da hat auch die Polizei wenig Chancen. Deshalb gab es so viele Tote.

ÖSTERREICH: In Österreich ist die Polizeipräsenz erhöht worden. Ist mit weiteren Anschlägen dieser Art zu rechnen?
Tophoven: Natürlich hat sich jetzt die Terrorgefahr für Deutschland und auch für Österreich deutlich erhöht. Ob jetzt unmittelbar etwas passiert oder eine Phase der Ruhe kommt, ist reine Spekulation. Die Gefahr in Europa geht ja nicht nur von Rückkehrern aus, sondern auch von sich selbst radika­lisierenden Einzeltätern. Dass Österreich jetzt mehr Sicherheit signalisiert, ist ein richtiger Schritt, keinesfalls übertrieben. Gegen diese Terroraktionen sind wir als offene Gesellschaft nicht zu 100 Prozent geschützt. Aber die neue Panik und Hysterie müssen jetzt erst einmal beherrscht werden.

Interview: Jochen Prüller

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