ORF-Filmdoku

Franz Fuchs - Vier Jahre Bombenterror

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Vor 10 Jahren wurde Bombenleger Fanz Fuchs geschnappt. Genau am Tag der Einführung der Rasterfahndung. Der ORF zeigt eine TV-Spielfilm-Doku.

Die Rasterfahndung feiert ein rundes Jubiläum. Vor genau zehn Jahren wurde die Ermittlungsmethode in Österreich eingeführt, so Innenministeriumssprecher Rudolf Gollia. "Seit damals hat es keinen Fall gegeben, bei dem die Rasterfahndung angewendet wurde." Eingeführt worden sei das entsprechende Gesetz am 1. Oktober 1997, um die Briefbomben-Serie aufzuklären. Just am selben Tag wurde der Attentäter und Bombenbauer Franz Fuchs bei einer routinemäßigen Fahrzeugkontrolle geschnappt.

"Da habt's." Das waren Worte, die Fuchs (48) bei einer routinemäßigen Fahrzeugkontrolle an zwei Gendarmen richtete. Anstatt den Beamten seine Papiere zu geben, zündete er eine Rohrbombe, die ihm beide Unterarme wegriss, die beiden Männer verletzte und die Fahndung nach dem Urheber einer in Österreich bisher einmaligen Serie von Bombenanschlägen beendete.

In Zelle erhängt
Der als hochintelligent und eigenbrötlerisch geltende Vermessungstechniker wurde damals 50-jährig im März 1999 als jener Mann verurteilt, der vier Jahre lang durch Briefbomben und Sprengfallen vier Menschen getötet und zahlreiche weitere verletzt hatte. Knapp zwei Jahre später erhängte er sich in seiner Zelle.

ORF-Film-Doku
Den Briefbomben-Attentäter und vierfachen Mörder als Menschen, nicht als Monster zu zeigen - dieser Aufgabe soll die TV-Spielfilm-Doku "Franz Fuchs - Ein Patriot" von Elisabeth Scharang, die der ORF am 2. Oktober als Auftakt seines Themenabends zu den Briefbomben zeigt, gerecht. werden. Doch

Vier Jahre Bombenterror
Als "Allround-Genie" bezeichnete ihn der prominente Kriminalpsychologie Thomas Müller, habe Franz Fuchs für alle seine Bomben insgesamt doch nur 25 Euro ausgegeben, während die Fahndung nach dem Mann Millionen Schilling gekostet habe. Von 3. Dezember 1993 bis 9. Dezember 1996 dauerte der Bombenterror. Der Anschlag mit den schwersten Folgen wurde im Februar 1995 in der burgenländischen Stadt Oberwart verübt, als vier Roma durch eine Sprengfalle starben. Ziele von Briefbomben waren unter anderen der Wiener Bürgermeister Helmut Zilk, die TV-Moderatorinnen Silvana Meixner und Arabella Kiesbauer, die Schriftstellerin Lotte Ingrisch und Flüchtlingshelferin Ute Bock.

"Bajuwarischen Befreiungsarmee"
Als Motiv für die Taten gab Fuchs bei einem Lokalaugenschein in seinem Heimatort Gralla in der Südsteiermark an, dass es unter der Regierung von Bundeskanzler Franz Vranitzky "keine deutschen Namen mehr im Ministerrat gegeben hat". In einem Video von diesem Lokalaugenschein plauderte der Angeklagte bereitwillig über die rassistischen Motive der "Bajuwarischen Befreiungsarmee" (BBA), unter deren Namen die Terroranschläge verübt worden waren. In ruhigem Ton und ganz ohne Tiraden beschwerte sich Fuchs über die "Slawische Völkerwanderung".

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n der Hauptverhandlung vermied Fuchs jede Aussage. Als Angeklagter betrat er den Saal im Grazer Landesgericht jedes Mal Parolen schreiend: "Es lebe die BBA!" oder "Reinrassige Tschuschenregierung - nein danke!" und Ähnliches skandierte er. Auf diese Art vermied er es während der sechs Prozesswochen, anwesend zu sein. Nicht zuletzt deshalb blieben seine Motive diffus. Psychiater Reinhard Haller bescheinigte ihm eine Persönlichkeitsstörung mit schizoiden, paranoiden, anakastischen, fanatischen und narzisstischen Zügen. Fuchs wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.

Zumindest vordergründig klarer und scheinbar banal sind die Umstände, die zur Festnahme von Fuchs am Abend des 1. Oktober in seinem Heimatort Gralla führten. Zwei Frauen hatten sich durch den Pkw des 48-Jährigen verfolgt gefühlt und deshalb die Exekutive verständigt. Der damalige Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Michael Sika, bestand hingegen auf der Version, dass Fuchs durch die am selben Tag in Kraft getretene Rasterfahndung und die Veröffentlichung des Täterprofils so verunsichert gewesen sei, dass er einen Fehler gemacht habe, indem er bei der an sich harmlosen Konfrontation mit der Gendarmerie die Rohrbombe zündete.

Ein Nebeneffekt der Briefbomben-Ermittlungen: Der rechtsextremen Szene wurden schwere Schläge versetzt, in deren Umfeld man von Anfang an den oder die Täter vermutete. Die militant neonazistische Volkstreue Außerparlamentarische Opposition (VAPO) wurde beispielsweise vollständig zerschlagen, ihre Kader wanderten für mehrere Jahre hinter Gitter. Erst nach rund einem Jahrzehnt wurden die Aktivitäten wieder stärker.

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