Horror-Szenario

Grazer Familie lebte jahrelang im Müll

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Die Grazer Großfamilie hauste zwischen Müllbergen: Vier Mädchen landeten jetzt im Spital. Das Jugendamt war seit Herbst vorgewarnt.

Offenbar haben die Verantwortlichen nichts aus dem Fall der Linzer „Schattenkinder“ gelernt. Denn in Graz lebten sechs Kinder mit ihren Eltern in einer völlig verschmutzten Wohnung, obwohl das zuständige Amt seit Herbst 2008 gewarnt war.

Schutzanzüge
Als den Sozialarbeitern nach eineinhalbstündigen Verhandlungen endlich die Tür geöffnet wurde, stockte ihnen der Atem: In der Sozialwohnung stapelte sich der Müll bis zur Hüfte. Mittendrin sechs Kinder im Alter von vier bis 16 Jahren: verwahrlost, verlaust und unterernährt. Seit Dienstag liegen Natascha (4), Jessica (7), Angelina (10) und Jacqueline (12) auf der Kinderklinik. Die „Müllkinder“ aus dem Stadtbezirk Lend waren derart verlaust, dass die Mediziner Schutzanzüge anlegen mussten. Jetzt sind die Mädchen entlaust und müssen noch Tage versorgt werden. Dann übernehmen Pflegeeltern. Ihre älteren Geschwister Melanie (15) und Andreas (16) sind bei Verwandten. Ihre Eltern werden angezeigt.

Konsequenzen
Pikant: Die Familie ist dem Jugendamt seit 1998 bekannt. Bis vor einem Jahr kooperierten die Eltern – angeblich Wirte – mit dem Magistrat. Doch im Herbst verschlechterte sich die Situation: Die Mädchen fehlten in der Schule und verwahrlosten zusehends. Das Amt reagierte und schickte eine Erziehungshilfe. „Das war zu wenig“, kündigt der neue Jugendstadtrat Detlev Eisel-Eiselsberg interne Konsequenzen an. Die Rabeneltern waren nämlich bereits zwei Wochen auf Tauchstation, als die Sozialarbeiter vor ihrer Türe standen. Aufgesperrt wurde ihnen erst, als man mit der Polizei drohte. Alarmiert musste aber die Rettung werden.

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