Blutig gebissen

In den Klauen des "Doktor Schmerz"

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Inge Nedved-Kempf kann nicht mehr lachen. Ein Gutachten (unten) bestätigt den Arzt-Pfusch.

Die Affäre um Zahnarzt Dr. Stefan W. aus Himberg (für ihn gilt die Unschuldsvermutung) zieht immer weitere Kreise. Wie berichtet, liegen gegen den Mediziner, der gern auf seinen Ehrentitel „Prof. h.c.“ verweist, den ihm die ferne Schupyk-Akademie in Kiew verliehen hat, bereits 16 Beschwerden bei der Patientenanwaltschaft vor.

Lachen vergangen.
Von Menschen, die sich als Opfer seiner Heilkunst fühlen, wird der Ehrenprofessor „Dr. Schmerz“ genannt. Manche weigern sich auch, für quälenden Pfusch, vergangenes Lächeln und Sarkasmus des Arztes („Claudia Schiffer waren S’ ja vorher auch kane“) das volle Honorar zu bezahlen. In solchen Fällen zieht Dr. Stefan W. gern vor Gericht – wie Donnerstag gegen Ex-Patientin Inge Nedved-Kempf (66), die ÖSTERREICH ihr Leid erzählte.

Gänsehaut.
Weil ihr durch eine Kieferinfektion viele Zähne ausgefallen waren, sie aber nicht mit einer Prothese leben wollte, suchte die Heilpraktikerin beim Doktor Rat. Der schlug vor, 10 Implantate zu setzen und durch Brücken zu verbinden. Die Kosten von 9.800 Euro überwies die Patientin eine Woche vor dem ersten Behandlungstermin. Sie murrte auch nicht, als Arzt W. plötzlich zu drei weiteren Implantaten (2.360 Euro) riet. Und selbst überraschende Probleme bei der Sanierung des Unterkiefers nahm die Patientin hin.

Monsterzähne.
Bei der Anprobe der oberen Beißer aber fühlte sie die Gänsehaut aufsteigen: „Ich habe sofort gesagt, dass die Zähne viel zu groß sind. Aber statt sie provisorisch einzusetzen und die Fehler zu beheben, wurden die Brücken sofort zementiert.“

Würgegefühl.
Seither ist die 66-Jährige nicht nur vorm Spiegel verzweifelt: „Durch die Riesenzähne stimmt der Biss nicht mehr und ich habe unerträgliche Schmerzen im Kiefergelenk.“ Wozu kommt: „Wenn ich spreche, schlagen meine Zähne aneinander. Und ich kann kaum noch was essen, weil ich sofort ein Würgegefühl bekomme und mir abwechselnd in die Wange oder in die Zunge beiße.“ Mittlerweile bestätigt ein Gutachten (Faksimile oben) die Kunstfehler des Zahnarztes.

Drohung.
Als Inge Nedved-Kempf in ihrer Not Hilfe suchte, ließ ihr Dr. Stefan W. ausrichten, sie möge erst einmal weitere 3.480 Euro zahlen, dann erst sei er wieder zu sprechen. Jetzt spricht die Justiz.

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