Tierquälerei

Jäger erschoss zwei Hunde: Prozess in Graz

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Er wurde wegen Tierquälerei und Sachbeschädigung angeklagt.

Ein 69-jähriger Jäger hat sich am Dienstag im Grazer Straflandesgericht wegen Tierquälerei und Sachbeschädigung verantworten müssen. Der Waidmann hat im April des Vorjahres zwei Hunde erschossen. Ihm zufolge haben die Vierbeiner gewildert, aber die Staatsanwaltschaft sieht die Sache anders. Vor Gericht beteuerte der Oststeirer seine Schuldlosigkeit. Am Nachmittag sollen Zeugen gehört werden.

Die Staatsanwältin sprach von einer mutwilligen Tötung des Dackelspitzes "Jamie" und der Schäfer-Mischlingshündin "Senta". Die Besitzer wollen über ihre Anwälte Schmerzengeld und Schadenersatz - zusammen 2.600 Euro. Doch der Angeklagte bekannte sich nicht schuldig. Der Abschuss sei zu rechtfertigen, denn die Hunde sollen gemeinsam gewildert haben.

Jäger rechtfertigte Abschuss

Der Jäger schilderte, dass er bereits in den Tagen davor mehrmals angerufen worden sei, dass die beiden Hunde - "ein kleiner Weißer und ein Schäfer-Mischling" - gemeinsam Wildtiere treiben würden. Niemand im Jagdrevier habe die Hunde gekannt, sie waren keinem Besitzer zuordenbar. Daher sei der 69-Jährige am 9. April nach einem weiteren Anruf auf die Suche gegangen und habe sie aus dem Wagen heraus auf einem Acker entdeckt, wie sie einen Hasen jagten.

Der Angeklagte beschrieb, wie er sie im Straßengraben erschoss, da der Graben einen sicheren Kugelfang darstellte. Im Visier hatte er dabei den großen Hund. Dieser sei sofort tot gewesen, aber die Patrone habe das Tier durchschlagen und dahinter auch noch den kleinen Hund getroffen. "Der hat noch zwei Sprünge gemacht und ist dann am Straßenrand zu liegen gekommen", meinte der Beschuldigte. Dann sei auch der Kleine tot gewesen. Den Treffer nannte er einen "Tausend-Gulden-Schuss", denn er habe mit einer Patrone beide Hunde erlegt.

Den Auftrag, "etwas zu tun", hatte der Oststeirer von seinem Jagdvereins-Obmann. Dieser erklärte als Zeuge vor Gericht, dass er danach die Polizei informierte und die Anzeige erstattete.

Zweifel an Schilderung des Jägers

Während der Verhandlung kamen Zweifel an der Schilderung des Jägers auf, weshalb sein Verteidiger ein ballistisches Gutachten forderte, das nun in Auftrag gegeben wird. Der Beschuldigte beteuerte, dass er den Abschuss als seine "waidmännische Pflicht empfunden" habe. Die Tiere seien zwölf bis 15 Kilometer von ihren Heimathäusern entfernt gewesen. Die Jäger im Revier hätten nicht wissen können, wem sie gehörten. Hätten sie die Besitzer gekannt, hätten sie vorher das Gespräch gesucht, beteuerte der Obmann.

Vor dem Prozess haben Tierschutz-Aktivisten eine "Mahnwache" vor Gericht abgehalten. Sie forderten ein Abschuss-Verbot für Hunde und Katzen in Österreich.

Zeugen sahen Hunde spielen und Wild reißen

Nach den Vertretern des Jagdvereins hat sich das Gericht am Nachmittag die Schilderungen der Zeugen angehört. Einer von ihnen ist ebenfalls Jäger und zwar seit 1954, zudem ist er seit 28 Jahren Jagdaufsichtsorgan. Er erklärte der Richterin, dass er die Hunde schon Tage vor dem Abschuss gesehen hatte: "Ich sah im Wald Rehe auf der Flucht und die Hunde hinterher."

Der Zeuge habe im Auftrag des Angeklagten öfters in dessen Jagdrevierteil nach dem Rechten gesehen und dabei die Hunde beobachtet. "Der Kleine biss dem Reh in die Flanke. Dann hörte man das Reh jämmerlich klagen. Schiach hört sich das an", schilderte der passionierte Jäger lebhaft. Tags darauf habe er die Hunde wieder beim Wildern gesehen und abermals hätten sie Tiere gebissen: "Ein Fleischfetzen hing beim Reh hinten herunter." Das alles hat der Zeuge dem beschuldigten Jäger telefonisch mitgeteilt. "Das hätten's sehen müssen, wie den Hunden der Schlecker rausghängt ist." Ein richtiges "Getöse" sei das im Wald gewesen, als die Hunde die Rehe bellend gehetzt haben: "Sowas habe ich bisher in meinem Leben noch nicht gesehen", beteuerte der Waidmann - auch nachdem er aufgeklärt wurde, dass eine Falschaussage strafbar ist.

Prozess vertagt

Etwas anders stellten sich die Beobachtungen anderer Zeugen dar: Eine Reiterin, die in der Nähe im Stall mit ihrem Pferd beschäftigt war, habe einen Schuss gehört und sich geschreckt. Sie meinte, dass sie einen der Hunde im Gegensatz zu den Jägern sehr wohl einem Besitzer hätte zuordnen können. Ein anderer erklärte, dass er offenbar kurz vor dem Abschuss die Hunde beim Spielen beobachtet habe. Ein weiterer Zeuge will die Vierbeiner ebenfalls gesehen haben: "Die sind nicht weggelaufen, die wirkten zutraulich."

Am Nachmittag wurde der Prozess vertagt, weil noch weitere Zeugen geladen werden und weil das ballistische Gutachten in Auftrag gegeben wurde.

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