Unterstützung via Funk

Ehemann Ralf: "Gerlinde wird es schaffen"

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Interview: Kaltenbrunner steht vor K2-Triumph. Am Dienstag wagt sie Gipfelsturm.

Mit letzten Kräften hat sich Kaltenbrunner ins Lager 4 gekämpft. Nach einem Ruhetag will sie am Dienstag ihren „Schicksalsberg“ bezwingen.

Er ist seit Jahren an ihrer Seite, unterstützt sie, treibt sie zu Höchstleistungen.
Ralf Dujmovits, 49 Jahre alt, deutscher Ehemann von Gerlinde Kaltenbrunner, ist ihr wichtigster Joker beim K2-Aufstieg. Vom Basislager in 4.600 Meter Höhe aus beobachtet er per Fernglas die Lage an der Spitze, holt Wettertipps von Charly Gabl aus Innsbruck ein und gibt Gerlinde emotionalen Halt.

Es ist Sonntag, 18.30 Uhr im riesigen K2-Massiv, als ÖSTERREICH Dujmovits am Satellitentelefon erreicht. Im Hintergrund pfeift der Wind, seine Stimme klingt konzentriert: „Ich mache mir schon Sorgen um Gerlinde, aber sie könnte es schaffen“, zeigt er sich optimistisch. Zu sechst stiegen sie über die Nordflanke auf den K2, doch Ralf und Kollege Tommy Heinrich kehrten um. Zu viert, zusammen mit den Kasachen Maxut Zhumayev (der „Stangl-Aufdecker) und Vassily Pivtsov sowie dem Polen Darek Zaluski, kämpft sich Kaltenbrunner nach oben – am Sonntag um 15.30 Uhr erreichte das Quartett schließlich Lager IV in 7.900 Metern. „Es war ein wolkenloser Tag, aber es musste heute sehr viel gespurt werden“, sagt Dujmovits.

Sie geht an ihre Grenzen: Das Schlechtwetter am K2 hat das Team zwei Tage gekostet, das Essen wird knapp, die Kräfte schwinden: Babynahrung, Müsli und ein paar Fruchtriegel – mehr hat das Quartett nicht mehr. Aber: Die Wettervorhersage ist gut. Im Leuchten des Halbmondes will Kaltenbrunner ihren „Schicksalsberg“ endlich bezwingen. Dujmovits: „Am Montag legt sie einen Ruhetag ein, beobachtet die Schneelage bei Tageslicht. Am Dienstag ist der Gipfelsturm geplant.“
 

"Alle paar Stunden höre ich sie über Funk"

ÖSTERREICH: Gerlinde ist mit drei anderen Bergsteigern am Weg zum K2-Gipfel. Wie weit sind sie?
Ralf Dujmovits: Sie sind am Sonntag im Lager IV angekommen, allen geht es gut. Es ist ein völlig wolkenfreier Tag, ich konnte sie am Vormittag mit dem Fernglas beim Aufstieg verfolgen. Auch für Montag sehen die Verhältnisse sehr gut aus. Wir haben im Moment hier Halbmond, das heißt, wir haben ab Mitternacht ordentlich Beleuchtung. Am Montag braucht Gerlinde Ruhe, doch am Dienstag wollen sie den Gipfelaufstieg wagen.

ÖSTERREICH: Wie stehen die Chancen, dass sie es schafft?
Dujmovits: Von der körperlichen Verfassung her kann sie es sicher schaffen. Sehr viel hängt von den Schneebedingungen ab. Es hat sehr viel geschneit, im Lager I hatten wir 70 Zentimeter Neuschnee. Weiter oben gibt es viele Mulden, wo Wind Schnee reinverfrachtet hat.

ÖSTERREICH: Wie geht es Gerlinde derzeit körperlich?
Dujmovits: Wir sind lange unterwegs und hatten zwei nicht eingeplante Tage, weil sich das Wetter anders entwickelte. Es war alles sehr anstrengend, vor allem die Nacht zu viert im Biwakzelt. Die Verpflegung ist knapp, weil wir mit weniger Tagen gerechnet haben. Gerlinde isst vor allem Babynahrung, Müslis und Früchteriegel. Es wird immer weniger, aber es wird schon reichen.

ÖSTERREICH: Haben Sie nicht Angst um Ihre Frau?
Dujmovits: Ja, ich mache mir schon Sorgen um sie, zumal ich weiß, dass wir sehr viel Neuschnee an der Route haben. Ich schätze aber Gerlinde so ein, dass sie kein zu großes Risiko eingehen wird. Wir sind via Funk in Kontakt. Ich kann sie alle paar Stunden sprechen. Ich kann sie auch am Montag zumindest via Fernglas verfolgen.

ÖSTERREICH: Wie harmoniert das Team miteinander?
Dujmovits: Es funktioniert sehr gut, wir haben eine gute Zeit miteinander verbracht. Ich gehe davon aus, dass das Team auch beim Gipfelsturm gut zusammenarbeiten wird.

ÖSTERREICH: Sie klettern heuer über die Nordflanke. Was ist der Vorteil?
Dujmovits: Wir sind völlig alleine, zu sechst in einer sehr langen Route unterwegs. Es war mehr Arbeit, sehr viel anstrengender. Gerlinde und ich empfinden das aber als viel abenteuerlicher. Wir haben es als schön und sehr ergiebig empfunden.

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