Grüne zeigen auf

Natascha: Polizei-Panne vertuscht

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Der Grüne Peter Pilz veröffentlicht in ÖSTERREICH und auf seiner Website die geheimen Einvernahmeprotokolle. Sie zeigen, wie die Polizei beim Fall Natascha vertuschen wollte.

Es ist der 29. August 2006, sechs Tage nach Natascha Kampuschs Flucht. In der Polizei rumort es. Seit Tagen ist klar: Wolfgang Priklopil hätte längst hinter Gittern, Kampusch seit Jahren frei sein können. Wäre der Polizei nicht eine Megapanne passiert.

Rückblende:
Am 4. April 1998, einen Monat nach der Entführung, wird Priklopil von Beamten überprüft. Ohne Ergebnis. Am 14. April gibt es einen zweiten Hinweis. P., ein Nachbar Priklopils und selbst bei der Polizei (Hundeführer), beschreibt diesen als "Eigenbrötler mit Kontaktproblemen“ mit "Hang zu Kindern in Bezug auf Sexualität“. Nichts passiert. Der Zeuge wird ignoriert.

Polizeibesuch bei Zeugen. Acht Jahre später droht diese Information an die Öffentlichkeit zu kommen. Das Innenministerium unter Liese Prokop (ÖVP) kann einen Polizeiskandal kurz vor der Nationalratswahl nicht brauchen. Oberstes Ziel: Zeuge P. muss schweigen! Eine Vertuschungsaktion wie im Krimi beginnt, wie neue Protokolle zeigen, die der Grüne Peter Pilz (www.peterpilz.at ) aufgedeckt hat. Im Auftrag von höchster Stelle fahren zwei Polizisten noch am späten Abend des 29. August zu Hundeführer P. Die Aufforderung der Beamten: "Bitte sag nichts, zu keinem was, sonst können wir zusperren.“ Der damalige BKA-Boss Herwig Haidinger spielte da nicht mehr mit. Er verlangte schon am 28. August Aufklärung in Sachen "Zeuge P.“ mit dem Hinweis auf "allfällige Amtshandlungsansprüche des Opfers“. Im Klartext: Wenn Kampusch wegen einer Polizeipanne ihrem Peiniger so lange ausgeliefert war, könnte sie Ansprüche an die Republik stellen.

Klage möglich
Und genau das könnte jetzt passieren. Kampusch-Anwalt Gerald Ganzger zu ÖSTERREICH: "Ich werde das mit Frau Kampusch im Herbst besprechen. Das ist keinesfalls vom Tisch.“ Bisher lag die Höchstsumme an Entschädigung bei 300.000 Euro. Ganzger: "Aber einen solchen Fall gab es noch nie. Eine Entschädigung würde diesen Rahmen sicher sprengen.“

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