Wien

Toter Alijev:
 Kampf um
 die Leiche

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Witwe fürchtet Rückführung von Alijev nach Kasachstan.

Alijevs Anwälte fordern weiter lückenlose Aufklärung. Justiz wertet jetzt sein Tagebuch aus. Wenige Tage nach dem Selbstmord von Ex-Kasachen-Botschafter Rakhat Alijev (52) wird hinter den Kulissen heftig um den Verbleib der Leiche debattiert: Elnara Shorazova, die Witwe des 52-Jährigen, fordert laut Alijevs Anwalt Klaus Ainedter, dass ihr toter Mann der Wiener Bestattung übergeben wird. Sie fürchtet, dass die erwachsenen Kinder Alijevs aus der Ehe mit Präsidententochter Dariga Nasarbajewa Anspruch auf die Leiche erheben und diese für das kasachische Regime in die Heimat zurückführen könnten.

Am Montag will Shorazova bei einem Pressegespräch dazu Stellung nehmen.

Staatsanwaltschaft: Mehr Zeit für die Untersuchung
Die Staatsanwaltschaft Wien gab die Leiche jedenfalls noch nicht frei. „Der Todesfall soll umfassend untersucht werden“, sagt Sprecher Gerhard Jarosch. „Wir machen alles, was möglich ist. Wir wollen uns später nicht allfälligen Vorwürfen aussetzen.“ Üblicherweise wird eine Leiche 24 bis 36 Stunden nach dem Tod freigegeben. Laut erster Obduktion gab es bei Alijev keine Spuren auf Fremdeinwirkung. Die Mullbinden, mit denen er erhängt gefunden wurde, stammen aus der Krankenstation. Trotzdem schließen Alijevs Anwälte Mord nicht aus und fordern:

  • Obduktion. Ein zweiter Gerichtsmediziner soll die Leiche neu untersuchen.
     
  •  Video. Anwälte wollen Einsicht in Videobänder.
     
  •  Einvernahme. Befragung aller, die Alijev 48 Stunden vor dessen Tod gesehen haben.
     
  • Analyse. Überprüfung des Schließmechanismus der Zellentüre.

Der Schlüssel könnte woanders liegen: Die Staatsanwaltschaft wertet das mysteriöse Tagebuch des Kasachen aus …(prj, kov)

Alijevs Anwalt Klaus Ainedter im interview

»Video manipuliert?«

ÖSTERREICH: Was veranlasst Sie dazu, weiterhin an ein Verbrechen zu glauben?

Klaus Ainedter: Abgesehen von verschiedenen Ungereimtheiten (siehe Artikel, A. d. R.) wurde mir jetzt auch noch eine Infor­mation zugespielt, dass die Türsperre der Zellen leicht zu umgehen sei.

ÖSTERREICH: Aber alle derzeitigen Auswertungen schließen Fremdverschulden aus. 

Ainedter: Nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen ist sogar eine Manipulation der Videoüberwachung nicht auszuschließen. Ich habe eine lückenlose Einsicht des Materials beantragt. (kov)

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