Uni-Physiker warnt

Vulkanwolke bringt uns mehr Regen

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In sechs bis acht Wochen werden wir es merken: Der Island-Vulkan macht 2010 zu einem Regenjahr.

Seit Mittwoch ist die Welt eine andere: Der Tag, als die Wolke kam. Seither diskutieren wir nicht mehr über Fernsehen, Fußballresultate oder Lady Gaga. Es existiert nur mehr ein Thema: Wohin wabert die Aschewolke? Welcher Flughafen gibt als Nächstes w.o? Und: Fällt der Sommer heuer aus?

Aber das ist erst der Anfang. Vorgeplänkel. Denn die Monsterwolke hat auch Auswirkungen auf unser Wetter. Und unser Klima. Welche das sind und wie heftig diese werden, erklärt Science-Popstar Werner Gruber (39). Der Uni-Physiker ist Bestsellerautor und hat eine eigene Radio-Sendung Science Busters auf FM4. Seine Prognose: Die Folgen spüren wir erst in sechs bis acht Wochen. Dann vor allem durch mehr Regentage im Sommer und kühlere Temperaturen.

ÖSTERREICH: Herr Gruber, wie darf man sich denn die Asche aus dem Vulkan vorstellen? Wie aus einem Ofen?
Werner Gruber: Es handelt sich dabei nicht um die Asche, wie man sie vom Grillen her kennt, sondern um eine Art Sand. Die Körner haben eine Größe von rund 0.1 mm, es handelt sich um kleinste Lavafetzen. Sie entstehen, wenn das flüssige Gestein fest und dabei zerrissen wird. Um genau zu sein, wird im Vulkan die Magma schaumartig und wenn die einzelnen Teile dann nach oben gerissen werden, bildet sich diese „Asche“.

ÖSTERREICH: Hat die Vulkanasche auch einen Einfluss auf unser Klima?
Gruber: Das war einer meiner ersten Gedanken, als ich von dem Vulkanausbruch hörte. Dadurch, dass sich die Asche und der Schwefel bis in die Stratosphäre ausbreiten, werden sich beide über die gesamte Nordhalbkugel verteilen. Hält der Aschenausbruch noch länger an, dann würde sich die Stratosphäre erwärmen, aber die darunterliegende Luftschicht kann durch die Sonne nicht so gut erwärmt werden. Interessanterweise hat die Asche einen gar nicht so großen Anteil an der Trübung, wichtiger ist der Schwefelanteil. Die Aschepartikel streuen das Sonnenlicht wieder in das Weltall zurück. Die Schwefelgase trüben die Atmosphäre stärker als die Asche. In Folge nimmt die Durchschnittstemperatur messbar ab.

ÖSTERREICH: Das heißt, es könnte weniger Sonnentage geben. Wird es auch mehr Regen geben?
Gruber: Damit Regen gebildet wird, bedarf es Staubpartikeln. Wenn viel Staub in der Atmosphäre ist, und davon gibt es jetzt genug, kann es leichter abregnen. Und das führt dazu, dass es viel Regen gibt. Man wird die Veränderung nicht gleich spüren. Es dauert sechs bis acht Wochen, bis sich die Asche in der Atmosphäre verteilt hat und es mehr Regentage geben wird. Im Jahresdurchschnitt wird man den Anstieg deutlich sehen.

ÖSTERREICH: Warum ist Staub notwendig, damit es regnet?
Gruber: Der Wasserdampf braucht einen Kondensationskeim. An einem Staubteilchen müssen sich die ersten Wassertropfen sammeln. Die Asche ist die Keimzelle eines Wassertropfens. In einer sterilen Welt würde kein Wassertropfen entstehen.

ÖSTERREICH: Kann es in Österreich auch zu einem Ascheregen kommen?
Gruber: In Island ist es schon dazu gekommen. Es wird auch bei uns Asche regnen, aber es werden sich die Straßen nicht schwarz färben, weil die Asche viel zu fein ist.

ÖSTERREICH: Gibt es auch positive Aspekte der Asche?
Gruber: Die Asche gelangt über kurz oder lang auf den Boden. Dort wirkt sie positiv auf die Landwirtschaft. Denn Asche besitzt einen hohen Mineralanteil.

ÖSTERREICH: Es gibt nun die Befürchtung, dass der Vulkanausbruch auch noch anderer Vulkane auf Island aktiv machen könnte. Was ist Ihre Meinung dazu?
Gruber: Es gibt hier zwei Theorien, die man vertreten kann. Die erste Variante ist, dass aufgrund des Vulkanausbruches mehrere Risse in Island entstehen. Diese Risse ermöglichen es, dass auch die anderen Vulkane ihr Magma freisetzen. Die zweite Theorie ist positiver: Wir haben unter Island eine riesige Magmakammer, die das ganze Spektakel jetzt speist. Der Vorteil ist, wenn sich der Vulkan massiv entlädt, kann sich hier der Hauptdruck über diesen einen Vulkan entladen. Dadurch werden die anderen Vulkane nicht so aktiv. Welche Meinung richtig ist, werden wir in den nächsten Wochen sehen.

ÖSTERREICH: Der letzte Ausbruch des Vulkangletschers Eyjafjallajökull war vor rund 200 Jahren und dauerte drei Jahre. Was wären die Konsequenzen, wenn der Vulkan wieder so lange aktiv ist?
Gruber: Das hätte massive Konsequenzen für die gesamte nördliche Hemisphäre. Die Flugrouten müssten geändert werden, nach England würde man eher wieder mit dem Zug reisen als mit dem Flugzeug. Allen Airline-Aktionären rate ich zum Verkauf, die werden ins Bodenlose stürzen. Unser Klima würde kälter und trockener werden. Dadurch kommt es zu Missernten und zwar nicht nur in Europa, sondern auch in China oder den USA.

ÖSTERREICH: Wie halten Sie es: Werden Sie jetzt das Freie meiden?
Gruber: Dazu gibt es keinen Anlass. Die Asche ist nicht giftig und die Konzentration ist viel zu gering. Selbst Asthmatiker müssen sich keine Sorgen machen.

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