Hund wird nicht eingeschläfert

Zwei Not-OPs nach Rottweiler-Attacke: Kind in Lebensgefahr

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Ein Rottweiler riss sich los, biss einem Buben in den Kopf.

Im Donauspital SMZ Ost kämpfen die Ärzte um das Leben des Buben (1) einer indischen Familie, den sie nach zwei Operationen für zwei Wochen in ein künstliches Koma versetzt haben. Das Kind schwebt in Lebensgefahr, nachdem es Montagabend von einem Hund gebissen wurde.
 
Alkohol. Die Ziegelhofstraße im 22. Bezirk: Gegen 20.15 Uhr gehen die Großeltern mit ihrem Enkel eine Runde spazieren. Der Bub ging zwischen Oma und Opa. Zum selben Zeitpunkt führt eine 48-jährige Nachbarin ihren Rottweiler aus. Ein Alk-Test wird bei ihr später 1,4 Promille Alkohol ergeben. Die beiden befinden sich auf der anderen Straßenseite. Als der Hund das Baby wahrnimmt, reißt er sich von der Leine los.
 

Abgenommener Hund ist jetzt in einem Tierheim

Außer Kontrolle springt der 50 Kilo schwere Vierbeiner das Kind an, beißt ihm in den Kopf. Der etwa drei Jahre alte „Kampfhund“ beißt sich regelrecht fest. Eine beherzte Passantin erkennt die lebensgefährliche Situation, eilt zu Hilfe und schlägt dem Rottweiler immer wieder auf die Schnauze. Doch erst der Besitzerin gelingt es, ihren Rüden von dem Kind wegzureißen und mit der Leine an einen Baum zu binden.
Ersthelfer. Zufällig werden ein Sanitäter und eine Ärztin aus der Nachbarschaft auf die Situation aufmerksam. Mit der Rettung kommt das junge Opfer auf die Intensivstation. Der Rottweiler wird der Halterin abgenommen und ins Tierquartier gebracht.
 

Schon vor zwei Wochen Attacke auf zwei Hunde

Dort ist der Hund in Quarantäne. Er dürfte nicht eingeschläfert, sondern „resozialisiert“ und dann einem neuen Besitzer gegeben werden. Schon vor zwei Wochen gab es Probleme mit demselben Rottweiler, der durch den Gartenzaun brach und die zwei Hunde von Nachbar Herbert T. attackierte: „Meine Hunde wurden leicht verletzt. Ich hab ihr gesagt, sie soll den Zaun verstärken, sonst zeige ich sie an.“ Die Frau kam der Aufforderung nach. Seit dem tragischen Vorfall hat niemand die Halterin (angeblich von Beruf Security) gesehen. Auch ihr Auto ist weg. Es gilt die Unschuldsvermutung.
 

Alkoholisierte Tierhalterin griff nicht ein 

Unmittelbar während der Attacke habe die Tierhalterin nicht eingegriffen, sagte die Sprecherin. Nachdem eine beherzte Zeugin dazwischengegangen war, sicherte die 48-Jährige ihren Hund mit der Leine an einem Baum. Der Polizei seien vor der Attacke am Montag keine Vorfälle mit dem Rottweiler bekannt gewesen. Rottweiler stehen auf der Liste der gefährlichen Hunderassen, die Besitzer müssen den Hundeführerschein machen. Dass die Frau alkoholisiert mit dem "Listenhund" unterwegs war, "kann im Verwaltungsstrafverfahren als Erschwerungsgrund hinzukommen", meinte Steirer. Bezüglich Alkohol gebe es für Halter generell aber keine speziellen Einschränkungen.
 
Einvernommen wurde die Frau noch nicht. Der Hund wurde ihr nach dem Wiener Tierhaltegesetz abgenommen und im städtischen Tierquartier auf einer Quarantänestation untergebracht. Der Rüde wird nach Einschätzung der Polizei nach eingehender Prüfung an einen geeigneten neuen Besitzer weitervermittelt werden.

"Ich half, die Blutung zu stoppen"

ÖSTERREICH: Wie wurden Sie auf die Notlage aufmerksam?
 
Thomas K.: Ich habe Schreie und ein Wimmern gehört. Beim Nachsehen war da ein älterer Herr, der ein Kind im Arm hielt. Beide waren blutüberströmt.
 
ÖSTERREICH: Wie haben Sie in dieser Situation reagiert?
 
K.: Ich war 25 Jahre lang Sanitäter. Mein erster Gedanke war: „Ich muss die Blutung stoppen.“ Dann habe ich das Kind vorsichtig an mich genommen. Zum Glück wohnt auch eine Notärztin in der Nähe. Sie hat uns gesehen und ist mit einem Erste-Hilfe-Koffer rausgelaufen. Zusammen haben wir eine Kompresse angelegt und die Blutung gestoppt.
 
ÖSTERREICH: Wie ging es dann weiter?
 
K.: Wir haben das Kind und den Großvater beruhigt. Der Mann stand massiv unter Schock. Die Rettung war nach fünf Minuten da. Dann kam die Polizei mit der Hundestaffel.
 
ÖSTERREICH: Kannten Sie den Hund und die Halterin?
 
K.: Nur vom Sehen. Der Hund war immer angeleint. In diesem Fall war es zu wenig. Mit einem Beißkorb wäre das nicht passiert.
 

Was passiert mit dem Rottweiler?

 Jener Rottweiler, der in Wien-Donaustadt einen kleinen Buben angefallen hat, wird nicht mehr weitervermittelt. Das hat eine Sprecherin der zuständigen Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) am Mittwoch auf APA-Anfrage betont. Der Hund sei nach dem Vorfall gesetzlich "verfallen" - wird also der Besitzerin dauerhaft entzogen. Allerdings gibt es noch eine Einspruchsfrist.

Tier wird zum Stadt-Besitz

Laut Rathaus könnte die Frau innerhalb der nächsten sechs Wochen theoretisch eine Beschwerde beim Verwaltungsgericht einbringen. Falls dies nicht geschieht bzw. die Beschwerde abgelehnt wird, geht das Tier endgültig in den Besitz der Stadt über. Anschließend würden "weitere Schritte" gesetzt, wurde betont. Welche dies sein könnten, das werde erst entschieden.

Über die Besitzerin wird nun ein Hundehalteverbot verhängt. Die Alkoholisierung zum Zeitpunkt des Vorfalls habe gezeigt, dass sie nicht zuverlässig sei, hieß es.


 

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