Ihr Buch

Elsner: "Ich kämpfe weiter"

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Für meinen Mann. So heißt das Buch von Ruth Elsner über den Bawag-Krimi.

Diese Frau gibt nicht auf: Seit fünf Jahren unternimmt Ruth Elsner (54) alles, um ihren Mann Helmut Elsner zuerst aus der U-Haft und nun aus der Haft zu boxen. Doch die Justiz kennt im Fall Elsner offenbar kein Erbarmen. Der 76-Jährige sitzt noch immer hinter schwedischen Gardinen, hat vom OGH sogar die Höchststrafe (10 Jahre) ausgefasst.

Nun hat Ruth Elsner über den Bawag-Krimi ein Buch geschrieben. In dem Buch „Für meinen Mann“ (Verlag edition a, um 19,95 Euro) gibt Elsner Einblick in die menschlichen Facetten des Skandals. Sie schildert, wie sie ihren herzkranken Mann mit Handschellen an ein Eisenbett gekettet antraf. Oder: Wie zynisch Richterin Bandion-Ortner in Elsners Krankenzimmer kam und meinte, wie „schön“ seine Zelle doch sei.

 

Der erste Blick auf das Buch das Österreich bewegt!

Es ist der 7. Dezember 2000. Ruth und Helmut Elsner sind von Wolfgang Flöttl auf ein Wochenende eingeladen. Sie wollen Weihnachtseinkäufe erledigen, die Oper besuchen. Doch es kommt ganz anders. Flöttl konfrontiert Elsner mit dem Verlust.

Ich streifte mir ein kleines Schwarzes über, erledigte mein Make-up, legte mir das schöne Perlencollier um den Hals, das mir Marcel (Anmerkung d. Red.: Helmut Elsner) zum Geburtstag geschenkt hatte, und war bereit für einen wunderbaren Abend. Die Besprechung von Marcel und Wolfgang zog sich allerdings hin.

(…) Als Marcel schließlich ins Zimmer trat, wollte ich ihn deshalb zur Rede stellen. Gerade noch rechtzeitig bemerkte ich, dass sein Gesicht bleich wie die Wand war. Er ließ sich auf das Sofa fallen und wirkte physisch und psychisch erschöpft. Ich brachte ihm ein Glas Wasser und setzte mich besorgt zu ihm. »Um Gottes willen, was ist denn passiert?«

»Es ist unglaublich. Wolfgang hat das Geld der Bank schlecht investiert und wieder alles verloren. Das ist eine Katastrophe für uns alle. Wir müssen sofort zurück nach Wien. Ich muss meine Vorstandskollegen informieren.« (…)»Vierhundert Millionen Euro sind weg«, sagte er. »Verspekuliert, einfach nicht mehr da. Und ich habe Wolfgang vertraut. Das ist einfach unfassbar.«

Flöttls Geständnis.
Flöttl nimmt alle Schuld auf sich. Als wir nach unten gingen, saß Wolfgang in seinem Arbeitszimmer. Er wirkte gebrochen. (…) »Ich mache den Schaden wieder gut. Ich tue, was ich kann«, sagte er. (…) Wenig später setzte Wolfgang ein Geständnis auf. Er gab zu Protokoll, dass er allein für die Verluste verantwortlich sei, eigenmächtig gehandelt habe und dass den Vorstand der Bank keine Schuld treffe.

Elsner über Flöttls Reichtum
Im Buch beschreibt Ruth Elsner auch eindrucksvoll den unfassbaren Reichtum von Flöttl:

Einer seiner Mitarbeiter nannte ihn sogar einen der reichsten Männer der Welt. Und so benahm er sich auch. Ein schneeweißer Rolls-Royce, eine gediegene Jacht, Luxusimmobilien auf den Bermudas, Bahamas und in den Hamptons, ein Gulfstream-Jet für sich selbst und einer für seine Frau sowie eine Unzahl an Bediensteten – das alles gehörte zur Welt unseres Freundes. (…) Flöttl war zu der Zeit auch ein weltweit bekannter Kunstsammler geworden. Zu seiner Sammlung zählten Werke von Manet, Degas, Seurat, Cézanne und Renoir sowie zwei der teuersten Kunstwerke des 20. Jahrhunderts – Pablo Picassos.

Elsner über Anne Eisenhower.
Amüsant beschreibt Elsner auch Flöttls Ehefrau Anne Eisenhower, die Enkelin des ehemaligen US-Präsidenten: Neben seinem beruflichen Erfolg verfügte Wolfgang über eine zweite Eintrittskarte in die Upperclass von New York. Sein absoluter Jackpot war seine Anne Eisenhower. Sie war eine perfekte High-Society-Lady, (…). Manhattan war für sie der Mittelpunkt der Welt, nur in »the city that never sleeps« glänzte ihr Stern und nirgendwo sonst fühlte sie sich wirklich wohl, auch nicht in ihren Traumvillen. Sobald sie in einem dieser Domizile angekommen war, wollte sie schon wieder weg, zurück nach Manhattan (…) »Ich bekomme meine Haare nicht glatt«, klagte sie dann, und in ihrer Stimme klang ein bisschen die Sorge mit, so nicht gesellschaftsfähig zu sein. (…) Vielleicht war das einer der Gründe, weshalb sie Aufenthalte auf den Bermudas (…) nicht wirklich liebte. Wenn ich sie traf, saß sie zumeist in bequemen, aber teuren Jogginghosen in klimatisierten Räumen ihrer Luxusvillen. Dabei rauchte sie unentwegt und füllte Kreuzworträtsel aus, während draußen ein prachtvoller Garten mit tropischen Pflanzen in einen Sandstrand und ins kristallklare, smaragdgrüne Meer mündete. (…) Einmal fragte ich sie, ob sie denn wenigstens gern im Meer schwimmen würde. »Nur das nicht«, sagte sie darauf entsetzt. »Ich leide an einer Salzwasserallergie.«

Milliardär Martin Schlaff
2006 wird Helmut Elsner in Frankreich in Haft genommen. Kaution: 1 Million Euro, die die Elsners nicht haben. Ruth Elsner sucht verzweifelt nach einem Financier.

Meine Wahl fiel auf Martin Schlaff, mit dem uns eine langjährige Freundschaft verband. Martin war ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann, Marcel und er schätzten sich gegenseitig. Ich war mit Martins Frau Andrea seit Langem befreundet. Ich wählte ihre Nummer, zum Glück hob sie sofort ab.

»Hallo Andrea, ich müsste mit Martin etwas Dringendes besprechen. Ist er in deiner Nähe?« »Leider nicht. Er ist im Flugzeug auf dem Weg nach Mailand. Aber ich schicke ihm eine SMS, dass er dich anrufen soll, sobald er gelandet ist. Was ist denn passiert?«

»Wir hatten heute die erste Haftverhandlung. Sie werden Marcel freilassen, wenn wir eine Kaution von einer Million Euro zahlen.« (…)

»Mach dir keine Sorgen, Martin wird dir sicher irgendwie helfen«, sagte Andrea. Eine Stunde später rief Martin an. (…) Ich schilderte ihm das Problem. Er überlegte nicht lange.

»Ruth, ich lasse Marcel nicht hängen, ich überweise das Geld. Kläre mit dem französischen Anwalt, wohin ich es schicken soll, und ruf mich am Abend noch einmal an.«

1. Begegnung mit Bandion-Ortner
Im Jänner 2007 wird Elsner nach Wien ausgeliefert, am Herzen operiert. Kurz nach der dreifachen Bypass-Operation findet die erste Haftverhandlung mit Claudia Bandion statt.

Bei der Haftverhandlung stampfte die kleine Claudia Bandion-Ortner in Marcels Krankenzimmer, oder eher die Krankenzelle. Die Richterin schien gut gelaunt und wollte offenbar witzig sein, völlig unpassend und unangebracht für die ernste Situation einer Haftverhandlung.

»Mein Gott, Herr Elsner, Sie haben ein schönes Zimmer hier«, eröffnete sie die Verhandlung.

»Haben Sie auch die vergitterten Fenster und die verschlossenen Türen gesehen? Ich finde es hier offensichtlich nicht ganz so schön wie Sie.«

»Sie können sich glücklich schätzen, Herr Elsner. Ich war vor zwei Monaten auch in diesem Spital in Behandlung, aber mein Zimmer war nicht so schön wie Ihres.« Claudia Bandion-Ortner verlängerte die U-Haft.

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