Christopher J. im Interview

'Am schlimmsten war für mich die Ungewissheit'

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Christopher J. (27) aus Unterpullendorf wurde seine Leidenschaft für Drohnen-Aufnahmen zum Verhängnis.

Bgld. Drei Monate bis ein Jahr Haft im Wüstenknast wurden ihm in Aussicht gestellt – doch es waren nicht zuletzt die ausführlichen Berichte von 
ÖSTERREICH, die die Freilassung beschleunigt haben dürften. In Polizeihaft in Oman kam der Burgenländer, der mit einer US-Freundin in dem Wüstenstaat war, weil er möglicherweise den Konvoi des neuen Sultans von Oman gefilmt hatte.
 
ÖSTERREICH: Wie ist Ihnen das Missgeschick überhaupt passiert?
 
CHRISTOPHER J.: Es war unser letzter Abend, wir hatten schon gepackt, es war ein super Licht und ein spektakulärer Sonnenuntergang, den ich einfangen wollte. Meine App für die Drohne zeigte keine Flugverbote oder Beschränkungen in dem Bereich auf und daher habe ich auch nicht weiter gegoogelt. Doch plötzlich stand auch schon die Polizei da und mir wurde gesagt, dass ich meinen Reisepass aushändigen soll.
 
ÖSTERREICH: Dann hat man Sie mit zur Polizei genommen.
 
J.: Ich habe meiner Freundin gesagt, dass die einfach das Flugticket noch am selben Tag in Anspruch nehmen soll, ich würde am nächsten Tag nachkommen. Doch dann landete ich zum ersten Mal in meinem Leben im Gefängnis.
 
ÖSTERREICH: Wie war es dort?
 
J.: Es war ein kahler Hinterraum der Polizeistation, es war 24 Stunden hell, es gibt nur zwei Wasserhähne, keine Möbel, keine Betten, man schläft auf dem steinharten Boden.
 
ÖSTERREICH: Wie vertreibt man sich da die Zeit?
 
J.: Es hieß, die einzige Lektüre, die erlaubt ist, ist der Koran, dann habe ich um einen gebeten, in Deutsch oder Englisch, weil sie aber keinen solchen hatten, durfte ich ausnahmsweise andere Bücher lesen. Die Fadheit macht einen wirklich fertig. Und die Ungewissheit, die war am schlimmsten. Jeden Tag wurde mir gesagt, dass ich morgen freikomme und dann kam ich doch nicht frei.
 
ÖSTERREICH: Schließlich hat sich die Botschaft eingeschaltet.
 
J.: Der Botschafter hat sich sehr liebevoll um mich gekümmert. Er hat mich nur gebeten, sehr diplomatisch mit der Polizei zu sein, damit wir keine Aufmerksamkeit erregen. Doch die Berichte in den Medien, glaube ich, haben schon alles intensiviert und dafür gesorgt, dass ich schneller rausgekommen bin.
 
ÖSTERREICH: Wie kamen Sie dann frei?
 
J.: Ein Mithäftling hat mich mitten in der Nacht aufgeweckt und gesagt, dass ich meine Sachen packen soll. Ich habe es zuerst gar nicht gelaubt und wollte mich wieder hinlegen. Wirklich aufgeatmet habe ich im Flugzeug, als es abhob und zu meiner Familie heimflog. Ich darf auch wieder einreisen. Das Land ist ja an und für sich wirklich toll und für eine Reise zu empfehlen.
 
Richard Schmitt
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