Keine Hilfe mehr für Unfallopfer?

Corona: Warnung vor "Mund-zu-Mund-Beatmung"

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Jetzt erklärt das Rote Kreuz, dass bei Wiederbelebungsmaßnahmen auf die "Mund-zu-Mund-Beatmung" verzichtet werden soll - die Corona-Gefahr sei zu groß. Was heißt das jetzt für Hunderte Unfallopfer?

Zahlreichen Opfern von schweren Verkehrs- oder Arbeits-Unfällen wird Jahr für Jahr von couragierten Ersthelfern das Leben gerettet. Die nötigen Maßnahmen, die dabei helfen, die Zeit bis zum Eintreffen des Notarztes und der Sanitäter zu überbrücken, kennt jeder: Herzdruckmassage und Atemspende, die "Mund-zu-Mund-Beatmung".

"Jetzt hörte aber mein 17-jähriger Sohn beim Erste-Hilfe-Kurs vor der Führerscheinprüfung, dass die Rot-Kreuz-Experten dringend dazu raten, wegen der Infektionsgefahr mit Corona-Viren auf die ,Mund-zu-Mund-Beatmung' zu verzichten", erzählte eine Niederösterreicherin oe24.at. Und tatsächlich: In einer Unterrichtsvorlage des Bildungszentrums des Roten Kreuzes steht, dass bei der Wiederbelebung nun "auf die Atemspende verzichtet werden soll".

Verletzten Kindern soll doch geholfen werden

Im Gegensatz dazu soll schwerverletzten Kindern, die reanimiert werden müssen,  trotzdem eine "Mund-zu-Mund-Beatmung" durchgeführt werden. Allerdings mit dem Zusatz: "Die Entscheidung zur Durchführung der Atemspende muss im Bewusstsein des potentiellen Infektionsrisikos vom Ersthelfer situationsbezogen und individuell getroffen werden." Diese Richtlinien seien laut Rot-Kreuz-Bildungszentrum "mit dem chefärztlichen Dienst sowie in Anlehnung an die detaillierte Stellungnahme des International Liaison Committee on Resuscitation (ILCOR) abgestimmt".

Vom Roten Kreuz wird somit bestätigt: "Ja, das wird jetzt so empfohlen. Aber die Atemspende ist auch nicht so bedeutend, wie das bisher angenommen worden ist." Der Sprecher des Roten Kreuzes betont ebenfalls: "Es besteht natürlich weiter die Pflicht zur Ersten Hilfe - nur eben ohne Mund-zu-Mund-Beatmung'." Und Rotes-Kreuz-Chefarzt Dr. Wolfgang Schreiber erklärt dazu: "Die Atemspende wird ohnehin nur für den Fall empfohlen, dass der Helfer darin unterrichtet und geübt ist. Wichtig ist, dass sich Laien bei der Ersten Hilfe auf die Herz-Druck-Massage konzentrieren." Auch die Rettungsdienste haben angesichts der Corona-Situation den Eigenschutz auf diese Weise deutlich in die Höhe geschraubt, argumentiert Dr. Schreiber.

Erste Hilfe Teilnehmer kritisieren Vorgaben

"Das ist doch verrückt - mit derartigen Vorgaben wird sich jeder Unfallzeuge dreimal überlegen, ob er jetzt mit Wiederbelebungsmaßnahmen bei einem Schwerverletzten beginnt", kritisieren zudem auch andere Teilnehmer des Erste-Hilfe-Kurses die neuen Vorgaben. Offenbar sollen jetzt Unfallzeugen statt ein Leben zu retten in einem Meter Abstand vom Unfallopfer das Eintreffen der Rettung abwarten. Die Überlebenschancen der Opfer von Verkehrsunfällen werden damit sicher nicht steigen.

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