Linz

Er wollte Bankiers-Gattin entführen

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Erpresser-Duo steht vor Gericht - Sie wollten 400.000 € Lösegeld.

Einen Angeklagten mit einer derart verkorksten Biografie haben die Richter am Linzer Straflandesgericht lange nicht vor sich gehabt. Verhandelt wird seit Donnertag gegen Marvin R. (56), der laut Ermittlern am 8. September 2010 mit einem Komplizen die Bankiersgattin Elfriede L. (61) im Mühlviertel entführen wollte, um 400.000 Euro Lösegeld zu erpressen (es gilt die Unschuldsvermutung).

Der Deutsche, der ausschließlich englisch spricht, gibt die Hauptschuld am gescheiterten Verbrechen seinem Komplizen Alesandro R. (32), einem Spanier. Dessen kolumbianischer Vater, ein angeblicher Drogen-Boss, habe den Auftrag zum Kidnapping-Coup erteilt.

Schon einmal wegen
 Mordes im Gefängnis
Die beiden Angeklagten hatten sich als Bettler ausgegeben, an der Tür der Bankiersgattin geläutet. Zunächst wollten sie ihr Opfer mit Gewalt ins Haus drängen. Doch Elfriede L. wehrte sich, schlug die Täter mit lauten Hilferufen in die Flucht. Marvin R. wurde später in Tschechien gefasst, wo er als Englischlehrer arbeitete.

Schnell rankten sich Gerüchte um den 1,90-Meter-Hünen. Er sei Mitglied der gefürchteten Rockerbande Bandidos und sogar beteiligt gewesen an der Entführung und Ermordung der deutschen Bankiersfrau Maria Bögerl. Beides erwies sich jedoch als falsch.

Ausreichend auf dem Kerbholz hat der Angeklagte dennoch: In den USA saß er wegen Mordes, nachdem er den angeblichen Vergewaltiger seiner Tochter erschossen hatte. Schon mit 13 soll ihm sein Großvater – ein Mafiamitglied – gezeigt haben, wie man Autos stiehlt. Haftstrafen folgten.

„Ich habe aus Angst vor meinem Komplizen bei der Entführung mitgemacht, wollte dass sie schiefgeht. Deshalb bin ich dann auch weggelaufen“, sagte er jetzt vor Gericht. Die Staatsanwältin glaubte dem Lügenbaron kein Wort. Urteil nächste Woche.

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