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Nach dem Skandal um einen verwahrlosten Häftling wurden drei Wärter suspendiert.

Es waren die Fotos des vollkommen verwahrlosten Häftlings Wilhelm S. (74) aus der Justizanstalt Stein, die Österreich am Mittwoch schockierten. Seine Füße waren fast verwest, der Falter veröffentlichte die Bilder.

Doch wie kann so etwas in einem österreichischen Gefängnis passieren? Langzeithäftling Juan Carlos Chmelir macht seit Jahren auf die Missstände hinter Gittern aufmerksam. Er und weitere Insassen aus den Justizanstalten Stein und Graz-Karlau beschreiben eine düstere Parallelwelt, die der Staat offenbar längst nicht mehr im Griff hat. „Das ist psychische Folter“, beschreibt ein Gefangener die Situation. Die Zellen seien verdreckt, die Häftlinge würden sich selbst überlassen werden.

Vier tote Häftlinge in nur sechs Monaten
Das Problem sei aber nicht, dass es zu wenig Justizbeamte gibt. „Die Wärter sitzen vorm Fernseher, spielen mit ihren Handys oder am Computer“, klagen die Gefängnisinsassen an. „Jeder hier kennt die Problematik und die Vollzugsdirektion versucht, das zu vertuschen.“ Tatsächlich machte die Justizanstalt Graz-Karalau in der Vergangenheit Schlagzeilen. In sechs Monaten starben dort vier Häftlinge – an einer Medikamentenüberdosis oder Suizid.

Justizminister kündigt Gefängnisreform an
Trotzdem brauchte es erst Schock-Bilder, die verweste Füße zeigen, damit Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) eine Reform in den Anstalten ankündigt.
In Stein wurde nach Bekanntwerden des Falls die Betreuungsfrequenz erhöht. Drei Justizbeamte wurden inzwischen suspendiert – darunter auch der für die FP-Gewerkschaft AUF tätige Kommandant Roman S.

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