Umweltskandal

Korneuburg: Grundwasser mit Pestiziden belastet

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Umwelt-Organisation fordert Stopp der Einleitung in Donaugraben und Untersuchungen.

Im durch das Pestizid Thiamethoxam verunreinigten Korneuburger Grundwasser liegt laut Global 2000 eine zusätzliche, bisher der Öffentlichkeit nicht bekanntgemachte massive Belastung durch das Herbizid Clopyralid in einem Ausmaß von 57 Mikrogramm pro Liter vor. Das hätten Untersuchungen durch das Umweltbundesamt ergeben, teilte die Umweltorganisation am Donnerstag mit.

Grenzwerte weit überschritten
Proben an einer Filteranlage zeigten, dass das seit dem Frühjahr 2011 im Zuge von Sanierungsmaßnahmen des Pharma- und Pestizidherstellers Kwizda über Sperrbrunnen abgepumpte und in den Donaugraben eingeleitete Wasser ebenfalls große Mengen von Clopyralid (28 Mikrogramm pro Liter) sowie Thiamethoxam (1 Mikrogramm pro Liter) enthalte.

Helmut Burtscher, Umweltchemiker von Global 2000: "Der Messwert von Clopyralid im Grundwasser entspricht dem 570-fachen des Grenz- bzw. Aktionswerts von 0,1 Mikrogramm pro Liter, ab dem ein Grundwasser als pestizidbelastet gilt und daher keine Trinkwasserqualität mehr aufweist."

Auch die Rolle der Behörde werfe Fragen auf, hieß es weiter: Wie konnte der Wasserrechtsbehörde der Bezirkshauptmannschaft Korneuburg die Kontamination so lange verborgen bleiben, wo doch in den vergangenen eineinhalb Jahren Hunderte Wasseranalysen durchgeführt worden seien? Es sei ihm ein Rätsel, wieso man nicht auf die Idee gekommen sei, das Wasser auch auf andere Pestizide untersuchen zu lassen, sagte Burtscher.

Laut Global 2000 wüssten bereits seit eineinhalb Jahren sogar die höchstzuständigen Stellen im Staat bis hinauf zu Umweltminister Nikolaus Berlakovich (V) aufgrund diverser parlamentarischer Anfragen über die Grundwasserbelastung in Korneuburg Bescheid. Umweltstadträtin Elisabeth Kerschbaum (G) sehe auch die Rolle der Staatsanwaltschaft kritisch, die eine von ihr eingebrachte "Anzeige gegen Unbekannt" zurückgelegt habe.

Das Korneuburger Trinkwasser sei absolut sauber, reagierte die EVN umgehend. Mehr als 50.000 Menschen in der Region um die Bezirksstadt würden über das Leitungsnetz in Top-Qualität versorgt. Das Wasser stamme aus Brunnenfeldern im Raum Tulln und Göttweig, sagte EVN-Sprecher Stefan Zach.

Kwizda: Sanierungsmaßnahmen mit Behörden
Die Kwizda Agro GmbH reagierte in einer Aussendung, dass alle Sanierungsmaßnahmen aufgrund eines Zwischenfalls im Werk Leobendorf im August 2010 "in ständiger Abstimmung mit der zuständigen Behörde durchgeführt" worden seien. Damals sei "nur der Wirkstoff Thiamethoxam im Grundwasser festgestellt worden". Durch die Installierung einer Sperrbrunnenkette werde das Abdriften des kontaminierten Grundwassers in das Stadtgebiet Korneuburg verhindert.

Bei dem Zwischenfall im Jahr 2010 sei auch kein Clopyralid ausgetreten, hieß es in einer Aussendung weiter. Die festgestellten Werte an Thiamethoxam im Stadtgebiet Korneuburg seien aufgrund der Fließgeschwindigkeit des Grundwassers nicht mit dem Zwischenfall vom August 2010 im Kwizda Agro Werk in Zusammenhang zu bringen. Zu den Clopyralid-Werten im Korneuburger Wasser würden umfassende Erhebungsmaßnahmen durchgeführt. Kwizda habe "höchstes Interesse an der Schadensaufklärung" und werde wie schon bisher "alle Sanierungsmaßnahmen unterstützen".

 

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