Angst vor EHEC

Todes-Keim: Das erste Opfer spricht

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Wieder EHEC-Verdachtsfall in Österreich: Ein 29-Jähriger liegt in Linz im Spital.

Das AKH in Linz Samstagmittag: ÖSTERREICH trifft Martin B., 29 Jahre alt, ein in Oberösterreich arbeitender Deutscher und möglicherweise das dritte EHEC-Opfer in Österreich. Im Gespräch wirkt der Schauspieler nachdenklich: „Ich bin noch ein Verdachtsfall. Die Inkubationszeit und die ­Intensität des Durchfalls sprechen für den Keim“, sagt er im Interview (rechts): B. besuchte vor Kurzem seine Mutter in Norddeutschland, aß eine Gurke. Einige Tage später litt er unter schwerem Durchfall.

Linz als „Keim-Zentrum“
„Ob es sich bei Martin B. um den EHEC-Keim handelt, wird die Analyse im Labor zeigen. Das Ergebnis erwarten wir für Sonntag“, heißt es aus dem Gesundheitsministerium. Fest steht: Der tödliche Darmkeim, der blutige Durchfälle mit sich bringt und das lebensgefährliche HUS-Syndrom auslösen kann, ist in Österreich angekommen. Erst am Freitag haben sich zwei EHEC-Verdachtsfälle in Linz bestätigt: Zwei männliche Radfahrer aus dem deutschen Schleswig-Holstein litten unter typischen EHEC-Symptomen. Sie wurden im Spital behandelt, sind über den Berg. „Einer von ihnen ist bereits wieder in seiner Heimat“, so die Ärzte.

Dass sie auch Österreicher infizierten, ist nicht auszuschließen: „Ja, das ist möglich. Die Übertragung erfolgt über Schmierinfektion, die Inkubationszeit beträgt bis zu 10 Tage“, sagt Pamela Rendi-Wagner, Generaldirektorin für Öffentliche Gesundheit.

Deutschland: 10 Tote
In Deutschland steigt indessen die Zahl der Erkrankten: Bis Samstag sind zehn Menschen an dem Erreger gestorben, es gibt 1.000 bestätigte und EHEC-Verdachtsfälle – so viele wie sonst nur in einem Jahr. Die Angst vor der Ansteckung ist riesengroß: 58 Prozent der Deutschen essen keinen Salat mehr, die Bauern erleben Millionenverluste.

EHEC-Patient: "Wurde täglich schlimmer"

Nach fünf Tagen Durchfall meldete sich Martin B. (29) im Linzer AKH. ÖSTERREICH traf ihn.

ÖSTERREICH: Sie sind seit Freitag hier im Spital. Wie geht es Ihnen?
Martin B.: Zum Glück schon besser. Der permanente Durchfall war sehr unangenehm, aber ich bin guter Dinge, dass ich das bald in den Griff bekomme.

ÖSTERREICH: Sie haben sich selbst im Spital gemeldet?
Martin B.: Ja, als es mir so schlecht ging, hat mich meine Freundin dazu gedrängt, die schon befürchtet hat, dass ich den EHEC-Keim trage. Ich persönlich hatte mich mit dem Thema überhaupt nicht auseinandergesetzt. Ich war eineinhalb Wochen bei meiner Mutter in Norddeutschland und habe eben in dieser Zeit mal eine Gurke gegessen. Auf der Fahrt nach Linz habe ich viel Red Bull getrunken. Als der Durchfall begann, dachte ich erst, ich hätte zu viel Red Bull erwischt. Doch täglich wurde es schlimmer. Ich habe mich dann in den Medien informiert – und nach fünf Tagen Durchfall bin ich ins Spital gegangen.

ÖSTERREICH: Welche Untersuchungen wurden gemacht?
Martin B.: Ich musste Stuhl abgeben, wurde ans EKG gehängt, mir wurde Blut abgenommen. Ein Diabetes-Test wurde auch gemacht.

ÖSTERREICH: Und was sagen die Ärzte?
Martin B.: Ich bin noch ein Verdachtsfall. Genau wird man es erst am Montag sagen können, bis dahin muss ich leider hier bleiben. Aber meine Blutwerte sind nicht so ­extrem und ich weise auch nicht alle Symptome auf. Bei mir fehlt das Blut im Stuhl. Für den Keim spricht die Inkubationszeit und die Intensität des Durchfalls.

ÖSTERREICH: Wie werden Sie behandelt?
Martin B.: Ich bin auf Diät gesetzt worden: Tee, trockene Brötchen, Suppe. Wenn der Durchfall ganz schlimm wird, kann ich auch Medikamente haben. Aber der Keim sollte auf natürlichem Weg raus. Ich hätte jetzt echt gerne ein Steak (lacht). Ich bin schon froh, wenn ich wieder heim kann.

(prj, prd)

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