Materialfehler

Geplatzter Airbag verbrannte Studentin

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Gutachter geht von Materialfehler aus – Hersteller gibt falscher Kleidung die Schuld

Salzburg. 6. Juli 2008, kurz nach Mitternacht: Sandra Gütler (28) fährt bei Salzburg-Nord auf die A1. Plötzlich springt ein Reh auf die Fahrbahn. Die Studentin prallt mit 80 km/h auf das Tier. Beide Airbags ihres Renault Twingo lösen sich aus: „Es ging alles so schnell, ich spürte plötzlich brennend heiße Schmerzen auf meinem Bauch. Dann weiß ich nichts mehr.“

Verbrennungen
Stunden später wachte die Salzburgerin im LKH auf. Ihr Bauch war durch siedend heiße Gase aus dem Fahrer-Airbag verbrannt worden. Die junge Frau wurde mehrfach operiert und musste wochenlang mit starken Medikamenten gegen die Schmerzen behandelt werden. Mehr als ein Jahr später leidet sie noch immer: „Die Wunden jucken wie verrückt, ich darf nicht in die Sonne. Doch wirklich zermürbend ist, dass keiner hilft“, erzählt sie.

Materialfehler
Ein Gutachter fand auf der Vorderseite des Airbags eine geplatzte Naht – offenbar ein Materialfehler. Sandra Gütler fordert nun vom Hersteller Schadenersatz. Doch Renault weigert sich: In einem knappen Schreiben, das ÖSTERREICH vorliegt, erklärt das Unternehmen lapidar, der Airbag hätte einwandfrei funktioniert. Das Unfallopfer hätte wohl die falsche Kleidung getragen: „Ich fiel aus allen Wolken, soll ich etwa jedes Mal eine Schutzkleidung tragen, wenn ich ins Auto steige?“

Bürgeranwalt
Der Fall ist inzwischen so festgefahren, dass sich die Salzburgerin an die ORF-Sendung Bürgeranwalt (Heute 17.30 Uhr, ORF2) gewandt hat. Dort bedauern Vertreter des französischen Autoherstellers zwar den Vorfall, einen Fehler in der Konstruktion sieht man aber weiterhin nicht.

Einzigartig
„Falsch!“, sagt nun ÖAMTC-Chefjurist Hugo Haupfleisch: „Die massiven Verbrennungen stammen eindeutig vom Airbag. Die Gase müssen nach hinten entweichen.“ In seiner 20-jährigen Laufbahn sei ihm ein solcher Fall noch nicht untergekommen.

Jetzt scheint Bewegung in die Sache zu kommen: Renault sucht erstmals das Gespräch. „Ich möchte einfach nur Gerechtigkeit und Ruhe“, sagt Sandra Gütler leise.

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