Kunstschatz

Gurlitt: Bilder auch in Salzburg entdeckt

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60 Gemälde entdeckt - darunter Arbeiten von Monet, Renoir und Picasso.

Die viel diskutierte Sammlung des 81-jährigen Cornelius Gurlitt ist noch größer als bisher angenommen. In seinem Haus in Salzburg befanden sich nach Angaben von Gurlitts Sprecher bis gestern, Montag, mehr als 60 wertvolle Kunstwerke - darunter Bilder von Monet, Renoir und Picasso. Diese Werke sind gestern in einer privaten Aktion in Salzburg gesichtet und an einen sicher Ort gebracht worden.

Der von Gericht bestellte vorläufige Betreuer von Cornelius Gurlitt, Rechtsanwalt Christoph Edel, sowie Gurlitt-Sprecher Stephan Holzinger waren bei der Aktion am Montag im Haus in Salzburg-Aigen dabei, sagte Holzinger. "Wir haben die Kunstwerke besichtigt, sichergestellt und versichert", sagte der Sprecher. Die Bilder seien aus dem Privatbesitz Gurlitts, sie wurden noch am Montag aus dem Haus geräumt und laut Holzinger an einen sicheren Ort verbracht. Ob sich dieser in Österreich oder in Deutschland befindet, wollte er aus Sicherheitsgründen nicht sagen.

Zum Wert der Bilder konnte der Sprecher am Dienstag noch keinerlei Angaben machen. "Ich kann ja da nicht einfach mit dem Taschenrechner durchgehen, solche Angaben wären zum jetzigen Zeitpunkt völlig unseriös." Der Abtransport sei in die Wege geleitet worden, um Diebstahl und Einbruch vorzubeugen.

Im Auftrag von Cornelius Gurlitt werden die nun sichergestellten Kunstwerke von Experten auch hinsichtlich eines etwaigen Raubkunstverdachts geprüft. Nach vorläufiger Einschätzung habe sich ein solcher Verdacht bisher allerdings nicht erhärtet, so Holzinger. Man werde in dieser Sache aber noch ausführlicher untersuchen.

Behörden nicht eingebunden
Die österreichischen Behörden waren gestern nicht eingebunden: "Mir ist das völlig unbekannt. Von uns aus ist keine Hausdurchsuchung angeordnet und auch keine Verfügung getroffen worden", erklärte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Salzburg, Marcus Neher. Bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft in Wien lag ebenfalls nichts gegen den Kunstsammler vor. "Es gibt kein Verfahren gegen Gurlitt", sagte WKStA-Sprecher Erich Mayer. Und auch die Polizei und die Finanzbehörden waren offenbar nicht involviert. "Bei uns weiß niemand etwas davon. Das Bundeskriminalamt weiß ebenfalls nichts", so Polizei-Sprecher Anton Schentz. "Der österreichische Zoll war nicht involviert", lautete die knappe Stellungnahme aus dem Finanzministerium.

Die Staatsanwaltschaft Augsburg hatte in Gurlitts Münchner Wohnung im Vorjahr mehr als 1.000 Kunstwerke sichergestellt. Knapp 600 davon stehen im Verdacht, Raubkunst aus der Nazizeit zu sein. Nach Ansicht Gurlitts und seiner Anwälte wurden die Bilder zu Unrecht beschlagnahmt.

Ermittler: Kein Kommentar
Die Augsburger Staatsanwaltschaft wollte die Mitteilung Holzingers am Dienstag nicht kommentieren. "Das haben wir mit Interesse zur Kenntnis genommen, kommentieren es aber nicht weiter," hieß es gegenüber der deutschen Nachrichtenagentur dpa. Die Staatsanwaltschaft leitet die Ermittlungen gegen Gurlitt unter anderem wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung. Um die Herkunft der Bilder kümmert sich eine eigens eingerichtete Taskforce "Schwabinger Kunstfund".

Beide - sowohl Staatsanwaltschaft als auch Taskforce - stehen inzwischen mit Gurlitt in Kontakt. Der leitende Oberstaatsanwalt Reinhard Nemetz bekräftigte in der vergangenen Woche: "Ganz klar ist: Es wird keinen Deal, Einstellung des Ermittlungsverfahrens gegen Rückgabe der Bilder oder Ähnliches geben." Generell gelte aber: "Wenn ein Beschuldigter zur Sachaufklärung beiträgt und einen etwaigen Schaden wiedergutmacht, dann ist das zu berücksichtigen."

Auf der anderen Seite haben Gurlitts Anwälte inzwischen Anzeige gegen unbekannt gestellt, weil Interna aus den Ermittlungsakten an die Presse gelangten.
 

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