Kaprun-Prozess

US-Opfer bekamen mehr Geld

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Laut dem Wiener Rechtsanwalt Podovsovnik, besteht der Verdacht, dass die Kapruner Vermittlungskommission ein Betrug war.

Offizielle Dokumente aus den US-Verfahren im Zusammenhang mit der Brandkatastrophe von Kaprun im Jahr 2000 würden beweisen, dass amerikanische Opfer-Angehörige Hunderttausende Euro mehr erhalten hätten als die sonstigen Überlebenden und Betroffenen. Das behauptet der Wiener Rechtsanwalt Gerhard Podosovnik. Er berief sich am Dienstag dabei auf ein Dokument, das belege, dass die Amerikaner in einem Vergleich mit Omniglow (Leuchtstäbeproduzent, Anm.) einen Vergleich von 500.000 US-Dollar (376.705 Euro) geschlossen haben. Es ergebe sich somit der Verdacht, dass die Kaprun Vermittlungskommission ein Betrug gewesen sei, so Podovsovnik. Beim Feuerinferno am Kitzsteinhorn kamen 155 Menschen ums Leben.

Ungleichheit
Bisher seien die Opferfamilien und die Überlebenden davon ausgegangen, dass es nur einen einzigen Vergleich gegeben habe - nämlich jenen der österreichischen Vermittlungskommission, die festgestellt habe, es habe eine 100-prozentige Zustimmung gegeben, erklärte der Rechtsanwalt. Somit seien alle davon ausgegangen, dass auch die betroffenen amerikanischen Familien der Vermittlungskommissionslösung zu gleichen Bedingungen zugestimmt hätten.

Vereinbarungen mit weiteren Firmen?
Nunmehr sei erstmals ein Dokument des United States Southern District Court of New York vom März 2008 mit dem Vergleich der Firma Omniglow und den US-Kaprun-Betroffenen aufgetaucht. Der Betrag von umgerechnet 376.705 Euro hätte jedenfalls im Vermittlungskommissionstopf enthalten sein und der auszuzahlende Betrag für jeden Opferangehörigen vergrößert werden müssen, meinte Podovsovnik. Das Dokument belege auch, dass offensichtlich mit den anderen geklagten Firmen in den USA separate Vereinbarungen geschlossen worden seien - wie beispielsweise mit Siemens oder Bosch Rexroth.

Strafanzeige wegen Betruges
"Grundvoraussetzung der Kommissionslösung war eine Gesamtlösung und nicht Einzelvereinbarungen, wobei anscheinend zwei Klassen von Opferangehörigen geschaffen werden sollten. Dies stellt die Fairness der Kommissionslösung massiv infrage und belegt den Betrug an den Opferangehörigen. Es stellt sich natürlich die Frage, wer aller von diesen Vereinbarungen gewusst hat. Meine Mandanten überlegen, aufgrund dieser Informationen eine weitere Strafanzeige wegen Betruges gegen unbekannte Täter einzubringen", sagte Podovsovnik.

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