Ex-Mitarbeiterin

Herberstein-Prozess: "Schwarzzahlungen üblich"

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Im Grazer Straflandesgericht wurde am Dienstag der Herberstein-Prozess mit der Einvernahme weiterer Zeugen fortgesetzt.

Im Mittelpunkt des Prozesses stehen angeblich missbräuchlich verwendete Fördergelder und Abgabenhinterziehung. Andrea Herberstein (55) muss sich wegen schweren Betrugs, grob fahrlässiger Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen und Abgabenhinterziehung verantworten. Heinz Boxan (63) wird ebenfalls schwerer Betrug und Abgabenhinterziehung vorgeworfen, während Maximilian Herberstein (31) nur wegen grob fahrlässiger Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen angeklagt ist.

Ex-Mitarbeiterin bestätigt Schwarzzahlungen
Am Dienstag wurde als erste Zeugin eine ehemalige Mitarbeiterin des Betriebs befragt. Sie war bis zum Jahr 2000 Hauptkassierin der Tierparkkasse gewesen, bevor sie im Unfrieden aus dem Betrieb schied. Sie bestätigte, dass sie einen Teil der Eintrittskarten schwarz verkauft hatte. Auch die Schwarzgeldzahlungen an die Mitarbeiter bestätigte die Zeugin: "Das war dort so üblich", erklärte sie.

Die 51-Jährige gab an, sie habe immer zwei Sorten Karten zum Verkauf bekommen, eine habe sie mit dem damaligen Gutsverwalter Heinz Boxan direkt abgerechnet, die andere mit dem Büro. "Ich hab' immer eine vom rechten Stapel und eine vom linken Stapel genommen", schilderte sie ihre Arbeitsweise in der Kasse. Für sich selbst, so die Zeugin, habe sie ebenfalls ganz genau notiert, wie viele Karten sie verkauft hatte, und zwar von beiden Stapeln.

"Das war dort so üblich"
Ihr Gehalt habe sie - ebenso wie alle anderen - teils überwiesen und teils bar bekommen, erzählte die ehemalige Mitarbeiterin. "Es hat also Schwarzlohnzahlungen gegeben?", fragte Richterin Elisabeth Juschitz. "Das war dort so üblich", bestätigte die Befragte.

Im Jahr 2000 wurde ihr zugetragen, Andrea Herberstein wolle sie loswerden, da ihren Job die Frau des Tierparkleiters, Andreas Kaufmann, bekommen solle. "Ich sollte im Shop arbeiten, und das wollte ich nicht", meinte sie. Schließlich habe es sogar Veruntreuungs-Vorwürfe gegen sie gegeben, so die Zeugin. "Meine Aufzeichnungen und die von Boxan haben aber genau übereingestimmt", erzählte sie. Man einigte sich schließlich auf eine einvernehmliche Trennung, und die Frau bekam 14.500 Euro Abfertigung, davon rund 11.000 Euro schwarz durch ihren Anwalt.

Zwei andere frühere Angestellte in Herberstein, deren Aussagen nur verlesen wurden, bestätigten ebenfalls die Schwarzlohnzahlungen.

Gutsverwalter Boxan: "Ich wurde gemobbt"
"Ich wurde gemobbt", erklärte Heinz Boxan. Auf die Frage, wer das getan habe, meinte er: "Das System hat mich gemobbt". Da widersprach Anwalt Peter Bartl: "Ein System kann nicht mobben, nur Menschen". Erst auf Nachfragen durch die Richterin nannte der Beschuldigte ein paar Namen: Andrea Herberstein, Tierpark-Leiter Andreas Kaufmann und Felicitas Herberstein. Die jüngste Tochter von Andrea Herberstein soll zu ihm gesagt haben: "Herr Boxan, wenn Sie weiter mit meiner Mami so unflätig reden, gehen Sie lieber."

Unflätig, so Boxan, sei er höchstens deshalb geworden, weil man ihm alles aufgebürdet habe und von ihm verlangt habe, alles in Zusammenhang mit den Förderungen so schnell wie möglich umzusetzen.

Schließlich habe der Herberstein-Anwalt sogar ein fernpsychiatrisches Gutachter über ihn erstellen lassen - der zuständige Arzt sei sein Treuzeuge gewesen, das habe ihn besonders gekränkt, so Boxan.

Eine ehemalige Angestellte von Herberstein - sie war als Sekretärin von Boxan tätig gewesen - gab an, ihrer Meinung nach habe Andreas Kaufmann "auf alle Fälle" Boxan gemobbt. "Kaufmann kritisierte jede Entscheidung, er wollte immer mehr Sachen selbst übernehmen", so die Zeugin. Der Tierparkleiter habe schließlich auch wegen der Eintrittskarte nachgeforscht und den Schwarzverkauf - der laut Boxan ausschließlich dem Betrieb zugute kam - aufgedeckt.

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