Handydaten

Hitziger Streit bei Mord-Prozess

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28-Jähriger soll schwangere Ex erwürgt haben. Richter ordnete Pause an.

Eine von einem Spezialisten der Kriminalpolizei erstellte Handydatenauswertung des 28-jährigen Angeklagten hat am Dienstag bei der Fortsetzung des Mordprozesses am Landesgericht Feldkirch zu hitzigen Wortgefechten zwischen Verteidigung und Staatsanwaltschaft geführt. Die beiden Verteidiger warfen dem Polizisten vor, dass der Auswertung die Grundlagen fehlten.
 

Feuer gelegt

Der 28-Jährige aus der Dominikanischen Republik, der in Liechtenstein wohnt, soll laut Anklage in den frühen Morgenstunden des 4. November 2015 in die Wohnung seiner allein lebenden Ex-Freundin in Frastanz eingedrungen sein und die Schwangere mit bloßen Händen im Schlaf erwürgt haben. Dadurch starb auch das ungeborene Kind. Im Anschluss hat er nach Meinung von Staatsanwalt Philipp Höfle - offenbar um die Tat zu vertuschen - mithilfe eines Brandmittels Feuer gelegt. Der Leichnam der Frau wurde von den Flammen erfasst. Der 28-Jährige steht wegen Mordes, Brandstiftung, gewaltsamen Schwangerschaftsabbruchs sowie Störung der Totenruhe vor Gericht. Er streitet die Tat ab.
 
Der Polizist, der seit Jahren im Bereich Datenanalyse des Landeskriminalamtes tätig ist, wertete im Rahmen der forensischen Datensicherung auch die Handydaten des 28-Jährigen aus. Dem Gericht legte er einen rund zwei Meter langen Plan vor, auf dem die Zeitstempel des Mobiltelefons des Angeklagten aufgeführt waren. Ersichtlich war daraus beispielsweise, dass jemand mit dem Handy des Angeklagten über den Grenzübergang Schellenberg aus Liechtenstein aus- und wieder eingereist ist. Zudem soll jemand mit dem betreffenden Handy zwischen 1.00 Uhr und etwa 2.00 Uhr auf Pornoseiten gesurft sein. Vom Zeitablauf her passten die Daten mit den Vorwürfen gegen den 28-Jährigen zusammen, so der Schluss des Spezialisten.
 
Die beiden Verteidiger, Martin Mennel und Thomas Raneburger, kritisierten die Datenauswertung als unzureichend. Es seien nicht alle Daten herangezogen worden, der Arbeit fehle deshalb die Grundlage. Die Debatte wurde derart hitzig und emotional, dass der vorsitzende Richter Martin Mitteregger eine Pause einberaumte.
 

Keine Pornos

In der anschließenden ergänzenden Einvernahme des Angeklagte ging die Verteidigung alle Punkte durch, an denen die Staatsanwaltschaft die Schuld des 28-Jährigen festmachte. So habe das Auto des Dominikaners von jedem in der Wohnung benutzt werden können. Den Autoschlüssel habe er dort herumliegen lassen, sagte der Angeklagte aus. Auch bestritt er, in der Tatnacht Pornoseiten auf seinem Handy angesehen zu haben, auch das habe ein anderer getan. Seine finanzielle Situation beschrieb der 28-Jährige als gut. Als Lagerarbeiter und auch als Arbeitsloser habe er "ganz gut verdient". "Es wäre für mich finanziell auch kein Problem gewesen, für ein Kind aufzukommen", sagte er.
 
Zuvor war auch eine Freundin des Opfers befragt worden. Sie berichtete von der Aggression des 28-Jährigen. Er sei von seiner Vaterschaft keineswegs begeistert gewesen.
 
Angedacht sind für Dienstag auch die Schlussplädoyers sowie das Urteil. Beides ist wahrscheinlich, aber nicht zu 100 Prozent sicher. Sollte der Prozess in erster Instanz zu Ende gehen, wird auf jeden Fall nicht vor den Abendstunden mit einem Urteil gerechnet.
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