Er hielt Druck nicht aus

Ex-Schwimm-Präsident: Tod vor Prozess

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Paul Schauer hat seinen Freitod lange geplant. Zwei Tage vor Prozessbeginn starb er. 

Mittwoch startete der Prozess gegen die frü­here Spitze des Österreichischen Schwimmverbandes wegen „Erschleichung von 333.503 Euro Sportfördermitteln“.

Ein Platz blieb leer: Paul Schauer, 72, einer der Angeklagten und früherer Präsident des Österreichischen Schwimmverbandes, wählte am Montag den Freitod.

Knall-Effekt

Zuvor verfasste er noch mehrere Briefe, gab diese (laut Poststempel) am Montag auf. Ein Schreiben ging auch an Richterin Patrizia Kobinger-Böhm: „Der Brief ist eine Replik auf die Anklage, er enthält seine Sicht der Dinge. Es ist aber in keiner Weise eine Art Abschiedsbrief“, sagte die Richterin während des Prozesses. Nachdem er die Briefe verschickt hatte, nahm sich Schauer daheim das Leben.

Verzweifelt und kein Interesse am Betrugs-Prozess

Karl Klein, Paul Schauers Anwalt, zu ÖSTERREICH: „Zu mir hat er gesagt, dass er die Anschuldigungen gegen ihn nicht mehr etragen kann.“

Schauer fühlte sich unschuldig. Er hat sich auf den Betrugs-Prozess, in dem er maximal eine kleine Strafe zu erwarten hatte, auch überhaupt nicht mehr vorbereitet: „Das Verfahren hat ihn übermannt“, glaubt Klaus Ainedter, Anwalt des Mitangeklagten Thomas Gangel, Ex-Generalsekretär des Schwimmverbandes: „Paul Schauer hat das Verfahren völlig negiert, verdrängt, so, als wollte er sich mit den Vorwürfen nicht auseinandersetzen.“

Serien-Siege

Schauer war erfolgreicher Manager der Mediaagentur Media Aus­tria. Als Präsident des Österreichischen Schwimmverbandes führte er diesen zum Medaillen-Regen. 2004 übernahm er den Verband.

Acht Jahre stand er ihm vor. Schwimmstar Markus Rogan (zwei Silbermedaillen bei Olympia), Mirna und Dinko Jukic (Olympia-Bronze, WM-, EM-Medaillen) feierten in dieser Zeit ihre größten Erfolge. (wek)

 

333.503 Euro: Darum geht's im Prozess

Der Prozess am Wiener Straflandesgericht soll klären, was mit Fördermitteln geschah.

Angeklagt waren Ex-Schwimm-Boss Paul Schauer, der frühere ÖSV-Kassier Walter Benesch, Ex-Geschäftsführer Thomas Gangel sowie drei weitere Personen. Schwerer Betrug wird ihnen vorgeworfen. Tatzeitraum: 2006 bis 2012. 

Konkret sollen Schauer & Co. ab 2005 um verschiedenste Fördermittel angesucht und sie auch bekommen haben. Teilweise ist es auch zu Doppelförderungen gekommen. Diese hätten bis zum 31. Jänner des Folgejahres zurückgezahlt werden müssen. Das ist aber nicht geschehen. Mit Scheinrechnungen für Trainer-Honorare oder Leistungskurse wurde das überschüssige Geld „verbraucht“. Schauer hat alle Vorwürfe stets bestritten, Ex-Generalsekretär Thomas Gangel hingegen ist geständig. Auch Ex-Kassier Benesch will einzelne fingierte Rechnungen gekannt haben. Heute sollen in dem Betrugsprozess die Urteile gefällt werden. 
 
 

Sonja Klima über Schauer: "War mein bester Freund"

Sonja Klima und Paul Schauer (72) waren jahrzehntelang ganz eng befreundet.

 

Die Chefin der Spanischen Hofreitschule trauert, zeigt sich tief geschockt über den Freitod von Paul Schauer: „Er war jener Mensch, der mit mir durch Hochs und Tiefs gegangen ist“, sagt sie zu ÖSTERREICH: „Er war mein bester Freund, und das seit 25 Jahren.“ Klima weiter: „Er war so ein edler, eloquenter, besonnener, ehrlicher und erfolgreicher Mann, die gesamte Werbebranche mochte ihn. Sein plötzlicher Tod geht mir sehr nahe, erschüttert mich, ist unerklärlich.“

 
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