Papst an Wagner

1 Monat Maulkorb für Skandal-Bischof

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Papst und Bischöfe verbieten dem neuen Linzer Weihbischof Wagner öffentliche Stellungnahmen. Die Kirchenkrise soll so beruhigt werden.

Wütende Proteste an der Basis, immer mehr Kirchenaustritte. Bischöfe, Dechanten, Pfarrer, die Klartext reden. Für die katholische Kirche wird die Ernennung des erzkonservativen Linzer Weihbischofs Gerhard Maria Wagner zur Sprengfalle. Jetzt versucht die Kirchenführung zu retten, was zu retten ist:

Papst-Rüffel
Papst Benedikt XVI. soll beim Besuch der Österreich-Delegation im Vatikan – von Dienstag bis Donnerstag dieser Woche – den von ihm ernannten Weihbischof Wagner gerüffelt haben. Er solle sich mäßigen und bis zur Weihe am 23. März keine Interviews mehr geben.

Maulkorb von Bischöfen
Für Wagner gab es von einigen seiner Bischofskollegen auch ganz offiziell einen „Maulkorb“. In Rom, wo sich die vergangenen Tage neben Wagner auch Egon Kapellari (Grazer Bischof und Vizepräsident der Bischofskonferenz), Paul Iby (der Eisenstädter Diözesanbischof) und Alois Schwarz zur Einkleidung eingefunden hatten, ging man dem neuen Mitbruder aus dem Weg. Unter den Kirchenfunktionären machte sich Ratlosigkeit breit: „Keiner weiß einen Ausweg aus dieser komplett verfahrenen Situation.“

Krisensitzung am Montag
Montagvormittag treffen alle österreichischen Bischöfe zu einer Krisensitzung in Wien zusammen. „Es ist für mich unerklärlich, welche Wege es genommen hat, dass ein Kandidat, der nicht die Zustimmung vieler hat, so an die Spitze gekommen ist“, kritisiert Iby in Richtung Wagner. Scharfe Kritik übt Iby auch an der Kirchenführung in Rom in Zusammenhang mit der Wiederaufnahme des Holocaustleugners Williamson: „Die zurückgenommene Exkommunikation von Williamson ist eine Blamage.“

Job als Brückenbauer
Wagner soll nun wieder in seine Pfarre Windischgarsten zurückgekehrt sein, um sich auf seine neuen Aufgaben als Linzer Weihbischof vorzubereiten. Kapellari stellt unmissverständlich zur Causa Wagner klar: „Der Bischof soll, muss und wird um Vertrauen bitten.“ Wagner wurde aufgetragen, seiner neuen Funktion als Pontifex (Brückenbauer) nachzukommen. „Wagner hat gezeigt, dass er eine Pfarre von mittlerer Größe zusammenhält, aber er hat gezeigt, dass er im Bewusstsein der halbsäkularen Gesellschaft nur oberflächlich daheim ist“, so Kapellari.

Israel-Reise im Mai
Der Papst muss nun neben der Causa Wagner auch in Sachen Holocaust-Leugner Richard Williamson klare Zeichen setzen. Benedikt XVI. wird von 11. bis 15. Mai zu einer Israel-Reise aufbrechen. Sie soll eine Versöhnungstour sein. Vatikan-Sprecher Federico Lombardi hat diesen Beschluss als „mutig“ bezeichnet.

Kirchenaustritte
Diese Strategien sollen aber auch dazu beitragen, Kirchenaustritte möglichst zu verhindern. Laut Gallup-Umfrage für ÖSTERREICH denken 700.000 Menschen hierzulande an Austritt.

"Volksbegehren" gegen Wagner
Oberösterreichische Pfarrer wollen unterdessen Wagners Weihe mit einer Art "Volksbegehren" verhindern. Medienberichten zufolge sollen möglichst viele Unterschriften gesammelt werden und damit der Weihbischof aufgefordert werden, sein Amt nicht anzutreten. Auch soll Bischof Ludwig Schwarz davon überzeugt werden, Wagner nicht zu weihen.

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