Hilfe für Nigerianer

42 Anzeigen nach Anti-Schubhaft-Demo

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Zwei Nigerianer stehen wegen negativer Asylbescheide vor der Abschiebung. 250 Demonstranten haben versucht, ihre Verbringung zu blockieren.

 

Nach dem unangemeldeten Protest gegen die Abschiebung zweier Nigerianer in der Nacht auf Freitag in Wien hat die Polizei gegen die Demonstranten 39 Verwaltungs- sowie drei Strafanzeigen erstattet. Im Mittelpunkt der Demonstration stand ein 25-jähriger Nigerianer, laut Polizei nach einem negativen Asylbescheid seit mindestens einem Jahr illegal aufhältig. Er habe mehrere Ladungen wegen seines Heimreisezertifikates ignoriert und sei daher Donnerstagnachmittag während eines Fußballtrainings mit seinem Verein "FC Sans Papiers" auf der Marswiese in Hernals festgenommen worden.

Auch zweiter Nigerianer in Schubhaft
Auch ein 21-jähriges Teammitglied, ebenfalls auf Nigeria, kam wegen seines negativen Asylbescheids in Schubhaft. Über die Asylverfahren wollte das Innenministerium aufgrund der Amtsverschwiegenheit keine Auskunft geben. Drei weitere Personen wurden zur Identitätsfeststellung mitgenommen und wieder freigelassen. Dass laut dem Obmann des Fußballvereins, Di-Tutu Bukasa, bei dem Einsatz über 100 Polizisten anwesend waren und diese zehn Personen weggebracht hätten, wurde seitens der Behörden dementiert. Die Abschiebungstermine für die beiden Nigerianer stehen noch nicht fest.

250 Menschen blockierten Abschiebung
Rund 250 Demonstranten hatten Donnerstagabend auf dem Hernalser Gürtel gegen die Überstellung des 25-jährigen Nigerianers vom Polizeianhaltezentrum Hernals ins Anhaltezentrum Rossauer Lände protestiert. Die Versammlung wurde gegen 21.30 Uhr von der Exekutive aufgelöst, einige Teilnehmer wurden von den Beamten weggetragen bzw. -gezerrt, 42 wurden wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt und Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz vorläufig festgenommen. Drei Personen saßen bis in die Morgenstunden in Haft. Am Freitag wurde im Internet zu einer neuen, unangemeldeten Versammlung vor dem PAZ Rossauer Lände aufgerufen.

WEGA-Leute verletzt, Streifen beschädigt
Drei WEGA-Beamte erlitten im Zuge der Räumung durch Tritte und Schläge Verletzungen im Gesicht und an den Füßen. Über eventuell verletzte Demonstranten ist nichts bekannt. Dass die Einsatzkräfte - wie von der ÖH der Uni Wien behauptet - auch Pfefferspray eingesetzt haben sollen, weist die Exekutive zurück. Der Protest sei mit "reiner Körperkraft" aufgelöst worden und das sei notwendig gewesen. Es sei immer das gelindeste Mittel eingesetzt worden. Die Demonstranten hatten auch drei Polizeiwagen beschädigt - durch Tritte gegen die Karosserie und Stiche in einen Reifen.

Bei der anschließenden, ebenfalls unangemeldeten Demo vor dem PAZ Rossauer Lände (23.00 bis 1.30 Uhr), zu der die Teilnehmer weiterzogen, gab es keine Auflösungs-Maßnahmen oder Festnahmen. Die Demonstranten verhielten sich friedlich, und es war kein massives Verkehrsaufkommen. Durch die Sperre am Gürtel hatte sich bis 22.30 Uhr ein Stau bis zur Mariahilfer Straße gebildet.

FC "Sans Papier" vermutet Rassismus
"FC Sans Papiers"-Obmann Bukasa war von der Polizei-Aktion nicht wirklich überrascht. In den vergangenen Monaten seien zehn seiner Spieler aufgrund negativer Asylbescheide festgenommen und abgeschoben worden. Er wirft den Behörden vor, bei Verfahren gegen Nigerianer nicht objektiv genug zu sein und vermutet "Rassismus".

Beide seit Jahren in Österreich
Der 25-jährige Nigerianer hält sich laut Polizei seit August 2002 in Österreich auf. Sein Asylansuchen ist demnach in allen Instanzen rechtskräftig abgelehnt worden. Der Mann wurde aber nie bei gemeldeten Wohnadressen - u.a. beim Verein "Asyl in Not" - angetroffen, oder er war gänzlich unterstandslos. Der 21-Jährige war seit Juli 2004 im Land. Ihm wurde ebenfalls in allen Instanzen ein negativer Asylbescheid ausgestellt. Die Wohnsituation war ähnlich wie bei dem älteren Landsmann.

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