Kritik um Schließungen

Jetzt spricht Hofer zum Job-Abbau bei der AUA

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Mehr als 200 Piloten und Flugbegleiter von Schließung der Basen in Landeshauptstädten betroffen.

Die AUA (Austrian Airlines) streicht mehr als 200 Stellen von Piloten und Flugbegleitern in den Bundesländern. Die derzeit sechs Basen für Crews in Altenrhein, Graz, Innsbruck, Klagenfurt, Linz und Salzburg werden aufgelassen. Die bisherigen Deutschland-Flüge (nach Frankfurt, Düsseldorf, Stuttgart) aus den Landeshauptstädten übernehmen Lufthansa und Eurowings. Es hagelt harsche Kritik.

Gewerkschaft und Landespolitik warnen vor einer Standortvernichtung und weiterer Schwächung der Bundesländerflughäfen. Der Ruf nach einem Sozialplan wurde laut. Die Gewerkschaft und vor allem Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) verlangten von der AUA heute aber auch ganz generell, die Einsparpläne in den Ländern zurückzunehmen.
 
Video zum Thema: Flugverkehr: AUA streicht Flüge
 

Hofer: Entscheidung sei zu akzeptieren

Die Entscheidung sei zu akzeptieren, befand Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) am Donnerstag. "Keine Frage, dieses Vorgehen der AUA stellt die kleinen Flughäfen vor große Herausforderungen", so Hofer in einer Aussendung. Allerdings sei er optimistisch, dass sich für die Flughäfen in den Bundesländern eine Chance durch andere Airlines bieten werde. Dadurch würde der Wegfall der AUA-Basen kompensiert.
 
Mit den Betriebsräten werden nach Angaben der AUA nun aber Verhandlungen zur Umsetzung des Vorhabens anlaufen. Heute wurden betroffene Mitarbeiter auch vor Ort informiert. Den außerhalb Wiens stationierten Bordbeschäftigten wird angeboten, nach Wien zu gehen. Es geht vor allem um knapp 50 Leute in Graz, jeweils um die 40 in Linz, Salzburg und Innsbruck, mehr als 30 in Klagenfurt und immer noch zehn in Altenrhein. Das AUA-Drehkreuz Wien soll indes stärker wachsen. Wenn das Linien-Netz nur mehr von Wien heraus beflogen werde, mache es Sinn, wenn die Crews ihren Arbeitsplatz nur mehr in Wien haben, sagte der neue AUA-Chef Alexis von Hoensbroech am Donnerstag in einer Pressekonferenz.
 
Insgesamt fliegen für die AUA 4.200 Piloten und Flugbegleiter. Von derzeit 83 AUA-Flugzeugen stehen heute 73 in Wien und sechs in den Bundesländern.
 

Keine eigenen AUA-Flieger mehr in Bundesländern

Eigene AUA-Flugzeuge werden in den Bundesländerflughäfen künftig nicht mehr stationiert sein. Flüge zwischen Wien und Innsbruck oder zu anderen Bundesländerflughäfen sind zunächst nicht von der Netzbereinigung auf der Kurz- und Mittelstrecke berührt, hieß es heute bei der AUA. Bis auf die Strecke Wien-Linz, die vorigen Oktober mangels Rentabilität eingestellt wurde, sind bisher keine weiteren Änderungen auf AUA-Inlandsflügen bekannt. Als "schwierig" gelten aber Klagenfurt oder auch Salzburg. Charterflüge sollen weiter auch aus Bundesländern angeboten werden, sofern entsprechendes Aufkommen von Veranstaltern da ist.
 
Mit Lufthansa und Eurowings wird über die betroffenen Bundesländer-Linienflüge gesprochen, die diese dann von ihren jeweiligen eigenen Drehkreuzen aus befliegen, ab Frankfurt ist das die Lufthansa, ab Düsseldorf und Stuttgart Eurowings. Aktuell geht es um 122 wöchentliche Flüge, die die AUA bisher von Länder-Airports nach Deutschland führt.
 
Ob es Bestandsgarantien für diese Flüge gibt? AUA-Boss Hoensbroech hält sehr wenig vom Begriff der Bestandsgarantie in der Wirtschaft. Er gehe davon aus, dass die Strecken weiter geflogen werden, "weil es gute Strecken sind." Aus Konzernsicht sei es aber besser, "wenn wir sie von der anderen Seite her fliegen."
 

Abzug von Mitarbeitern empört

Der Abzug von Mitarbeitern und Fluggeräten von den Bundesländerflughäfen empört die Gewerkschaft vida. Sie warnt vor einer regionalen Arbeitsplatzvernichtung und ortet "Systematik" dahinter. Der vida-Vorsitzende Roman Hebenstreit vermutet den Auftrag dazu aus der deutschen Lufthansa-Zentrale. Hebenstreit will sich mit den betroffenen Landeshauptleuten in Verbindung setzen.
 
Zwecks Arbeitsplatz- und Standortsicherung will die Gewerkschaft vida alle Involvierten aus Politik, Wirtschaft und Sozialpartnerschaft am 25. Jänner zu einem österreichischen Luftfahrtgipfel in die ÖGB-Zentrale einladen.
 
Scharfe Kritik kam heute von Kärntens Landeshauptmann Kaiser, der auch der Landeshauptleutekonferenz vorsitzt. Kaiser sprach von einem schweren Schlag gegen die betroffenen Standort-Bundesländer. Dass den betroffenen Belegschaften ein Wechsel nach Wien angeboten wird, sei lebensfremd und komme einer Erpressung gleich, befand Kaiser. Von "purem Hohn" sprach auch die Kärntner Arbeiterkammer.
 
Vor allem Kärnten befürchtet, dass die aktuell auf zwei, drei Jahre angelegten Pläne der AUA noch weiter gehen: Experten zufolge sollen wohl sämtliche Inlandsflüge der AUA gestrichen und damit die Regionalflughäfen scheibchenweise von der Bundeshauptstadt abgekoppelt werden, schrieb Landeshauptmann Kaiser in einer Aussendung. Er forderte die AUA auf, ihre heute präsentierten Arbeits- und Standortvernichtungs-Beschlüsse zu überdenken. Der Kärntner Landeschef sieht auch Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) in der Pflicht.
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