Nach Urteil

Applaus für "Uwe ist kein Verbrecher"

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Die Parteibasis steht geschlossen hinter ihrem verurteilten Chef.

Wenn das, was vor dem Kongress-Center abläuft, repräsentativ für ganz Kärnten ist, wäre Richter Christian Liebhauser-Karl Polizeischutz zu wünschen. Die FPK hat zur "Infoveranstaltung“ nach Pörtschach geladen, um "die Parteibasis über das Fehlurteil gegen Uwe Scheuch aufzuklären“. An die 400 Funktionäre sind – per SMS zusammengetrommelt – gekommen, die Stimmung ist aufgeheizt aggressiv – und "der Feind“ steht fest: der Richter ("sei’ Frau is Landesbeamtin, die schau’ ma uns jetzt genau an...“) mit seinem „Schauprozess“.

Die Leute haben Transparente mitgebracht, „Skandalgericht akzeptieren wir nicht!“ oder „Uwe ist kein Verbrecher.“ Die Wörthersee-Touristen schauen pikiert.

Märtyrer
Drinnen im Kongress-Center wird’s laut, als Uwe Scheuch, der neue Märtyrer der Bewegung, das Podium betritt. „Uwe, Uwe“-Sprechchöre und Standing Ovations, als er seine einstündige Brandrede beginnt.

Applaus für „Wir Freiheitlichen können nur bestehen, wenn wir zusammenhalten“. Und Begeisterung für: „Lieber geh’ ich sechs Monate in den Häf’n als mich zu beugen ...“

ÖSTERREICH-Interview mit HC Strache:


ÖSTERREICH: Sie stützen Uwe Scheuch, obwohl der wegen Korruption in 1. Instanz verurteilt wurde. Warum?
Heinz-Christian Strache
: Weil es sich um ein absurdes Fehlurteil handelt! Uwe Scheuch hat mit keinem russischen Investor über eine Staatsbürgerschaft verhandelt, ja er hätte null Kompetenz, eine solche zu vergeben. Das war doch ein virtueller Vorgang. Wir haben es hier mit einer politisierenden Justiz zu tun. Wenn die Salzburger Landeshauptfrau sehr wohl Staatsbürgerschaften gegen Investitionen anbietet, wird das Verfahren eingestellt. Und ein Uwe Scheuch wird verurteilt.

ÖSTERREICH: Wird Scheuch nicht ein Klotz am Bein für Sie auf Ihrem Weg ins Kanzleramt? Es ist doch alles andere als klar, dass er in der Berufung freigesprochen wird.
Strache
: Dieses Urteil zeigt, dass es der heimischen Justiz an jeder Restseriosität fehlt. Ich bin darüber schlichtweg entsetzt. Dagegen werden und müssen wir angehen.

ÖSTERREICH: Also soll Uwe Scheuch auch nicht zurücktreten, wenn er rechtskräftig verurteilt wird?
Strache
: Freiheitliche sind doch für diese Polit-Justiz nur noch Freiwild. Man sieht die Zustimmung für unsere Politik in der Bevölkerung – und versucht uns jetzt zu kriminalisieren. Das wird nicht gelingen.

ÖSTERREICH: Sie stehen also unverbrüchlich hinter Herrn Scheuch.
Strache
: Natürlich, ich stehe aber auch hinter einer Frau Susanne Winter, die durch diese Justiz verurteilt wurde. Und werde hinter Herrn Gerhard Kurzmann stehen, wenn der durch dieselbe politisierende Justiz angeklagt wird. Wie Sie wissen, war ich gegen dieses Spiel, das im steirischen Wahlkampf durch die Landespartei verwendet wurde. Aber die Auseinandersetzung darüber gehört nicht vor Gericht, sondern in die politische Arena.

ÖSTERREICH: Sie waren aber nicht bei der Scheuch-Solidaritäts-Veranstaltung in Kärnten.
Strache
: Ich habe es aus Termingründen nicht geschafft, aber mein Vize Norbert Hofer und Generalsekretär Herbert Kickl waren dabei. (gü)

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Aufstieg und Fall des Uwe Scheuch

Uwe Scheuch wurde am 15. Juni 1969 in Villach geboren.

Nach seiner Matura studierte er an der BOKU Wien und schloss 1996 sein Studium ab.

Ab 2001 war er Landeshauptmann-Stellvertreter der Freiheitlichen in Kärnten.

Diese Position hatte er bis 2008 inne.

Seit der Wahl 2003 ist Scheuch Abgeordneter zum Nationalrat.

2008 stieg er zum stellvertretenden Regierungschef und zum Landesparteichef des damaligen BZÖ auf.

Seit Jänner 2010 ermittelte die Wiener Staatsanwaltschaft gegen Scheuch.

Er stand im Verdacht, Staatsbürgerschaften als Gegenleistungen für Parteispenden geboten zu haben.

Am 2. August 2011 wurde Scheuch nicht rechtskräftig zu 18 Monaten Freiheitsstrafe verurteilt.

Sechs Monate der Strafe sprach der Richter als unbedingt aus.