Die Justizministerin will parlamentarische Klärung der Vorwürfe. Sie nimmt die Vorwürfe gegen Platter zurück, will sich aber nicht entschuldigen.
Die SPÖ marschiert in der Affäre um angeblichen Machtmissbrauch der ÖVP im Innenministerium weiter in Richtung Untersuchungsausschuss. Justizministerin Maria Berger (S) hat sich am Sonntag in der ORF-"Pressestunde" klar für eine parlamentarische Klärung der Vorwürfe ausgesprochen. "Es ist Platz für einen Untersuchungsausschuss, ob es dazu kommt wird die Nationalratsfraktion entscheiden", sagte Berger. Sie selbst ist für einen U-Ausschuss: "Ich bin nicht Mitglied der Nationalratsfraktion, aber ich habe dort schon diese Ansicht deponiert."
Sieht keinen Grund zur Entschuldigung
Die strafrechtliche
Komponente der Vorwürfe müsse von der Justiz geklärt werden, die Klärung
politischer Vorwürfe sei in einem U-Ausschuss aber besser aufgehoben,
argumentierte Berger. Einen Grund zur Entschuldigung bei Innenminister
Günther Platter (V) sieht Berger zwar nicht, den am Freitag erhobenen
Vorwurf, ihr VP-Kollege würde die Ermittlungen der Justiz behindern, nahm
sie jedoch zurück. Platter habe "eingelenkt" und ihr
zugesagt, dass an den Ermittlungen "keine Beamten aus dem BIA beteiligt
sein werden".
Nicht nur BIA für Polizeibeamte zuständig
Außerdem
habe der Innenminister zugesagt, den Erlass aufzuheben, laut dem das Büro
für Interne Angelegenheiten (BIA) die alleinige Zuständigkeit für
Ermittlungen gegen Polizeibeamte hat. Sie wünscht sich ein Gesetz zur
Klärung der internen Behördenorganisation bei der Polizei. Einen "Todestrieb"
der Regierung will Berger trotz der permanenten Konflikte nicht erkennen.
Zwar würden Konflikte, die früher "hinter verschlossenen Türen"
erledigt wurden, jetzt in der Öffentlichkeit ausgetragen. Trotzdem leiste
die Regierung gute Arbeit.
"Es geht oft abseits der großen Scheinwerfer durchaus etwas weiter", versicherte Berger: "Alle Minister können ungestört ihre Arbeit machen." Den Aufruf der beiden Regierungskoordinatoren Werner Faymann (S) und Josef Pröll (V) zur gemeinsamen Sacharbeit hält sie daher für unnötig. "Es hätte da sicher keiner Aufforderung bedurft", sagte Berger und betonte, sie hätte den Aufruf "so nicht unterschrieben". Aber auch Faymann schließe einen U-Ausschuss nicht aus und "für den Rest gilt, der Wille gilt fürs Werk".
BIA aus Haidinger-Ermittlungen heraushalten
Einmal mehr
verteidigte Berger ihre Forderung, das BIA aus den Ermittlungen rund um die
Aussagen von Ex-Kripo-Chef Herwig Haidinger herauszuhalten. Es müsse
garantiert sein, dass "nicht ein hauch mangelnder Objektivität über
diesen Ermittlungen liegt", so Berger. Außerdem erneuerte die
Ministerin die (von der ÖVP abgelehnte) Forderung nach einer Weisungsfreien
Antikorruptions-Staatsanwaltschaft und nach einer großen Kronzeugenregelung
in diesem Bereich.
Entwurf zu Homo-Partnerschaft bleibt
Auf sachpolitischer Ebene
kündigte Berger einen Entwurf für die eingetragene Partnerschaft für
Homosexuelle für März an. "Ich gehe davon aus, dass es
weitgehend bei meinem Entwurf bleibt", sagte die Ministerin und glaubt
auch an die Zustimmung der ÖVP an eine Homo-Partnerschaft vor dem
Standesamt. Zur Inflationsbekämpfung pochte die Ministerin einmal mehr auf
die Abschaffung der Gebühren für Mietverträge. Das sei auch im
Regierungsübereinkommen so vereinbart.
Schützenhilfe für Gusi
"Nicht überbewerten"
will die SP-Ministerin die schlechten Umfragewerte von Kanzler Alfred
Gusenbauer (S). "Ein Regierungschef wird für alles verantwortlich
gemacht", so Berger. Sie geht davon aus, dass sich sein Image
verbessert, weil die Regierung etwa bei der Entwicklung am Arbeitsmarkt eine "schöne
Bilanz" vorlegen könne.