Nach Rauswurf

Blauer Bruder-Krieg zwischen FPÖ & Strache

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Der Bruderkampf zwischen FPÖ und Strache wird endgültig zur Schlammschlacht.

Wien. Er sei „enttäuscht und getäuscht“ worden, übt sich Heinz-Christian Strache nach seinem Rauswurf aus der FPÖ wieder in seiner Lieblings­rolle – jener des ewigen Opfers. In seiner ehemaligen Partei – die ihn sieben Monate nach Bekanntwerden seiner Skandalaussagen auf Ibiza am Freitag ausgeschlossen hatte – sieht man ihn nun freilich als „Täter“ und sich selbst als Opfer, wie die FPÖ-Chefs Norbert Hofer, Herbert Kickl und Dominik Nepp es nun darstellen.
 
Ab jetzt ist „Schluss mit lustig“, kündigt ein Blauer in ÖSTERREICH an. In den kommenden Monaten – in der FPÖ rechnet man fix damit, dass Strache mit DAÖ (siehe rechts) bei der Wien-Wahl antreten will – werden weitere FPÖ-Zeugen über die mutmaßlichen „Verfehlungen“ von Strache berichten.
 
Sein einstiger Sicherheitschef Oliver R. sowie Straches langjährige Assistentin haben vor der Staatsanwaltschaft bereits über angebliche Scheinrechnungen des gefallenen Ex-Vizekanzlers ausgepackt. Vergangene Woche kam ein weiterer FPÖ-Gemeinderat als Zeuge hinzu. Der mittlerweile „parteifreie“ Strache dementiert alle Vorwürfe gegen ihn.
 
Aber: Gleich mehrere seiner einstigen Personenschützer – die auch FPÖ-Mitglieder sind – seien bereit, „zu bestätigen, was Oliver R. schon der Polizei berichtet hat“.
 

Blaue berichten über "faulen Strache und Geld"

 
Wut. ÖSTERREICH hatte bereits berichtet, dass Oliver R. über „größere Bargeldsummen“ in Sporttaschen von Strache ausgesagt hat. Süddeutscher und Spiegel wurden nun Fotos und Details dazu zugespielt. Der Vorwurf – den Strache bestreitet: Er habe immer wieder Geld aus osteuropäischen Kreisen erhalten. Auch darüber sollen „weitere Zeugen auskunftswillig“ sein. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Einige Ex-FPÖler machen sich nun auch über Strache lustig: „Er habe immer geglaubt, dass bei uns geheim NATO-Panzer durch das Land fahren und die NATO uns angreifen könnte. Daher hat er sich immer auf den Tag X vorbereitet.“
 
Strache selbst hält sich in dem Krieg vordergründig noch zurück. Er will die Blauen als „streitsüchtige Verräter darstellen“, erklärt ein Insider. Spätestens im Wahlkampf um Wien wolle er dann seinerseits über „Hofer, Kickl und Nepp auspacken“. 
 

DAÖ-Partei wird zu "Liste Strache"

 
Wien. Offiziell, erklärt Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, dass er über Weihnachten nachdenken wolle, ob er in die Politik zurückkehren werde. Im Hintergrund bastelt er freilich bereits seit Monaten daran.
 
Hinter DAÖ – der neuen Partei, die von seinem Weggefährten Karl Baron gegründet wurde und ab jetzt mit drei Mandataren im Gemeinderat sitzen wird – steht schließlich niemand Geringerer als Strache selbst. Seit August – ÖSTERREICH berichtete Anfang September erstmals, dass Baron ihm folgen werde und dass Jörg Haiders einstiges Mastermind Gernot Rumpold mitmische – hat sich der gefallene Ex-FP-Vizekanzler bereits um Financiers und Mitstreiter bemüht.
 
In den kommenden Monaten bis zur Wien-Wahl – planmäßig wäre sie im Herbst 2020 – sollen weitere FPÖ-Gemeinderäte zur neuen Liste wechseln. Drei stünden angeblich bereits jetzt parat. „Je näher die Listenerstellung der FPÖ kommt, desto mehr werden wir erhalten“, sagt ein Strache-Vertrauter.
 

Neue Strache-Partei streift 1,1 Millionen € ein

 
Taktik. Rumpold, der die FPÖ wie seine Westentasche kennt, will dabei auf „das Original“ gehen – Strache würde die „echte FPÖ repräsentieren“, sagen Insider. De facto kopiert er damit freilich weiter Jörg Haider. Aber: Strache soll offenbar – zumindest Stand jetzt – doch nicht statt Baron in den Gemeinderat einziehen, sondern erst im Wahlkampf als Spitzenkandidat einsteigen. Dann soll DAÖ auch „Liste Strache“ heißen.
 
Insgesamt kann die neue Strache/Baron-Partei übrigens 1,1 Millionen an Steuergeld einstreifen – noch bevor sie zur Wahl antritt.
 
I. Daniel
 

Kickl: "Die Strache-Partei endet mit Bauchfleck"

 
Wien. FPÖ-Klubchef Herbert Kickl über den Strache-Rauswurf.
 
Kickl
© TZOe Artner
× Kickl
 
ÖSTERREICH: Der Strache-Ausschluss hat lange gedauert. Sie selbst hätten, so wirkte es, das doch gern rascher gehabt.

Herbert Kickl: Ich glaube, es wäre auch schneller gegangen, wenn Strache nicht noch einen Urlaub eingelegt hätte. Letzten Endes war es – durch eine Fülle parteischädigender Verhaltensweisen – eine Schritt-für-Schritt-Bewegung von Strache selbst aus der FPÖ hinaus. Wenn er ein Opfer ist, dann seiner selbst.
 
ÖSTERREICH: Wie geht es Ihnen persönlich damit? Sie waren ja doch befreundet.
 
Kickl: Ich war ein politischer Wegbegleiter. Mit dem Begriff Freundschaft gehe ich sehr sorgsam um.
 
ÖSTERREICH: Ist nicht ein unglaublicher Schaden entstanden für die FPÖ und Sie haben jetzt mit Abspaltung zu tun?
 
Kickl: Von „Abspaltung“ zu reden, das ist definitiv die Übertreibung des Jahres. Dass die FPÖ insgesamt einen Schaden erlitten hat, ist messbar anhand der Wahlergebnisse. Diesen Schaden haben ganz wenige verursacht – und da wurde jetzt das wichtigste Kapitel geschlossen. Jetzt können wir nach vorne schauen und uns der inhaltlichen Auseinandersetzung mit einer Regierung widmen, die zu 99 Prozent schwarz-grün sein wird.
 
ÖSTERREICH: Strache denkt an Kandidatur in Wien. Da droht doch ein brutaler Kampf.
 
Kickl: Nein, das glaube ich überhaupt nicht. Wir haben bis jetzt drei Leute, die einen Klub gegründet haben. Wenn sie null mit drei multiplizieren, kommt immer noch null raus. Das ist meine Einschätzung der politischen Gravität dieser politischen Fluchthelfer für Strache.
 
ÖSTERREICH: Schafft es DAÖ in den Wiener Landtag?
 
Kickl: Ich kenne das doch seit Jahren: Es werden irgendwelche politischen Gegenprojekte aufgestellt. Dann kommen Experten, die ein ganz großartiges Potenzial voraussagen. Das Ergebnis ist dann immer das Gleiche: Es endet mit einem ordentlichen Bauchfleck. Also: Nein.
 
ÖSTERREICH: Geht Ihnen Straches Strahlkraft nicht ab?
 
Kickl: Nein. Das wird uns überhaupt nicht fehlen. Es ist nicht so, dass der Erfolg der Freiheitlichen Partei in den letzten Jahren nur einer Person geschuldet wäre, sondern es war eine Gemeinschaftsproduktion von vielen Tausenden. Die meisten davon haben keinen Cent bei der Sache verdient. Wenn man die Zuständigkeit von einer einzelnen Person oder von ganz wenigen sucht, dann ist es Ibiza, und das, was damit ausgelöst wurde.
 
Günther Schröder
 
 
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