Bildungspolitik

Broukal sieht Ende des freien Unizugangs

Teilen

Ex-SP-Wissenschaftssprecher lässt kein gutes Haar an Bildungs-Politik.

Nach Ansicht von Ex-SP-Wissenschaftssprecher Josef Broukal ist "der freie Hochschulzugang nicht länger aufrechtzuerhalten". "Weder die ÖVP/FPÖ/BZÖ-Regierungen bis 2006 noch die SPÖ-geführten Regierungen seit Anfang 2007 waren bereit, dafür zu sorgen, dass der Unizugang frei bleiben kann", schreibt Broukal in dem von ihm und Ex-SP-Bildungssprecher Erwin Niederwieser herausgegebenen Sammelband "Bildung in der Krise" (Kremayr & Scheriau). "Wäre es nicht an der Zeit, sich und uns das einmal einzugestehen?"

Appell an SPÖ
In Richtung seiner eigenen Partei appellierte Broukal: "Erst wenn die SPÖ aufhört, das Unerreichbare zu fordern, kann sie im Erreichbaren wieder zur fortschrittlichen Alternative zur ÖVP-Wissenschaftspolitik werden." Die SPÖ könne zwar durchaus auch in Zeiten großen Spardrucks sagen, dass Quoten und Knock-Out-Prüfungen nicht ihr Ziel seien und sie eine wirkliche offene Uni wolle, so Broukal: "Nur sollte sie dann auch ab und zu konkret nachweisen können, dass sie mehr für die Unis tut als andere..."

Enttäuscht zeigte sich Broukal, dass die SPÖ nach jahrelanger Kritik an den "unhaltbaren Zuständen" nach ihrem Regierungseintritt 2007 den Hochschulen nicht jene Mittel zur Verfügung gestellt habe, deren Fehlen man bis dahin beklagt habe: "Weit gefehlt. Nichts von dem so lange so vehement Versprochenen wurde eingelöst."

"Hochschuldialog ein Klamauk"
Broukal teilt aber auch in die andere Richtung aus. Den von den VP-Wissenschaftsministern Johannes Hahn und Beatrix Karl abgewickelten "Hochschuldialog" vergleicht er mit "Rollenspielen und ähnlichem Klamauk aus den 'Spür-mich-fühl-mich'-Seminaren der 1980er Jahre". Zur Verbesserung der Lage an den Unis schlägt er unter anderem vor, die Lehre pro Studienplatz zu bezahlen und wundert sich, dass die Wissenschaftsminister "nicht schon längst Experten des Rechnungshofs, des WIFO, des IHS beauftragt haben, eine solche Studienkostenrechnung zu entwickeln". Außerdem will er eine Uni-Quote für Studenten aus bildungsfernen Schichten sowie mehr Mitsprache an den Unis durch ein "Faculty"-Modell statt des Kuriensystems.

Der Sammelband vereint außerdem Beiträge unter anderem von Unterrichtsministerin Claudia Schmied (S), VP-Wissenschaftssprecherin Katharina Cortolezis-Schlager, Uni-Wien-Rektor Georg Winckler und dem Bildungsforscher Hans Pechar. Letzterer geht mit den "verfeindeten Komplizen" VP und SP am härtesten ins Gericht, wenn er ihnen wechselseitige Blockaden vorhält. Die einen würden an der "schulischen Apartheid" des differenzierten Schulsystems festhalten, die anderen die Ausbildungskapazitäten an den Unis ignorieren.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.