Marodes Heer

Darabos startet jetzt Gegenoffensive

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Der Verteidigungsminister will sich von unpatriotischen Personen nicht "ans Bein pinkeln" lassen.

Verteidigungsminister Norbert Darabos (S) wehrt sich gegen die massiven Angriffe, denen er derzeit von vielen Seiten ausgesetzt ist. Er gestand im APA-Interview am Rande der Olympischen Spiele in Kanada zwar Probleme ein, wies aber die Verantwortung dafür von sich. Es sei richtig, dass das Bundesheer im Infrastrukturbereich Probleme habe. Aber "es wird ja niemand glauben, dass ich verantwortlich bin für den Zustand der Kasernen, ich bin drei Jahre Minister. Das österreichische Bundesheer besteht seit 1955", sagte Darabos.

Eurofighter-Deal
Auch die Eurofighter habe er nicht gekauft, so der Minister. Dass die Abfangjäger nicht einsatzfähig seien, bezeichnete er schlicht als "völligen Schwachsinn". "Ich war ja einer jener Politiker, die immer sehr skeptisch diesem Deal gegenüber gestanden sind. Wir haben diesen Deal dann so abgehandelt, dass wir auf 15 reduziert haben und wir sind in der Lage, den österreichischen Luftraum mit den Eurofightern zu überwachen und das ist das Ziel des Eurofighters."

Berichte, wonach nur fünf der 15 Flieger in der Luft seien, weist Darabos als eine "an den Haaren herbeigezogene und hanebüchene" Diskussion, "die auch jeglicher realer Grundlage entbehrt" zurück. "Es gibt keine Armee der Welt, wo alle Flugzeuge gleichzeitig in der Luft sein müssen oder sein können", sagte der in den letzten Tagen stark unter Beschuss geratene Minister.

Seine Kritiker fordert der Minister auf, mit ihm "gemeinsam zum Finanzminister zu gehen und darum zu kämpfen, mehr Budget fürs Bundesheer herauszuholen". Er halte aber zwei Mrd. Euro in wirtschaftlich schwierigen Zeiten für angemessen. Was er als Minister machen könne: "Die Prioritäten so umstellen, dass eben in die Infrastruktur investiert wird."

"Kein Schrottplatz"
Es sei aber nicht so, "dass das Bundesheer ein 'Schrottplatz' ist und auch kein Konkursfall und kein Sanierungsfall", wies Darabos entsprechende Kritik zurück. "Aber es ist natürlich schon so, dass wir mit ziemlicher Konsequenz diese Infrastrukturmaßnahmen angehen müssen aber nur unter Maßgabe der finanziellen Mittel, die das österreichische Bundesheer hat und das sind eben zwei Mrd. Euro."

Darabos wehrte sich auch gegen die permanente Kritik an seiner Person. Er wende den Großteil seiner Tätigkeit für das Bundesheer auf. Der Minister stößt sich auch daran, dass er während seines Kanada-Aufenthalts anlässlich der Olympischen Spiele unter Beschuss genommen wird: "Ich halte jene, die da irgendwie uns ans Bein pinkeln wollen für unpatriotisch und auch populistisch im letztklassigsten Sinn."

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Die Kasernen des Bundesheers befinden sich teilweise in einem katastrophalen Zustand.

Für notwendige Neubauten und Sanierungen soll eine Milliarde Euro fehlen.

Auch Fahrzeuge werden oft in baufälligen Gebäuden abgestellt.

Fehlender Aussenputz einer Kaserne.

Völlig verwahrlost sind einige Einrichtungen.

Man spricht teilweise sogar schon von lebensbedrohlichen Bauzuständen.

Eine veraltete Kohlenheizung.

Auch die Sanitärräume müssten dringend erneuert werden.

Die zur Sanierung notwendige Milliarde, welche dem Bundesheer fehlt, entspricht der Hälfte des jährlichen Heeres-Budgets.