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Sex-Affäre

Darum gibt Pilz auf

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Knalleffekt: Pilz nimmt wegen der Vorwürfe der sexuellen Belästigung sein Mandat nicht an.

Das Löwelzimmer im Landtmann war zum Bersten voll mit Journalisten, Kameras und Polit-Adabeis, als ein sichtbar gezeichneter Peter Pilz eintraf, um zu den Vorwürfen der sexuellen Belästigung Stellung zu nehmen.

Statement. Sein langes Statement begann mit einer Rechtfertigung, es folgten Kritik an seiner Ex-Partei, den Grünen, eine Beichte, seine Rücktrittserklärung und schließlich viel Selbstkritik.

Pilz war mit zwei Vorwürfen konfrontiert worden. Den ersten, im profil hatte ihn eine Ex-Mitarbeiterin der sexuellen Belästigung beschuldigt, bestritt er. Hier sieht sich Pilz als Opfer einer Frau, deren Wunsch nach Beförderung er nicht nachgekommen war und die sich deshalb gerächt und an die Gleichbehandlungsanwaltschaft gewandt hätte.

Angriff auf Grüne. Pilz attackierte auch die Grünen, die ihn nie mit den konkreten Vorwürfen konfrontiert und sich geweigert hätten, den Fall öffentlich auszutragen. Sie hätten ihm auch trotz der Vorwürfe angeboten, einen Vorzugsstimmenwahlkampf mit ihm zu führen. Diese Kritik wies Ex-Grünen-Chefin Eva Glawischnig vehement zurück. Pilz sei vollständig über die Vorwürfe informiert worden.

Rücktritt. Dann kam Pilz zum zweiten Vorwurf, der im Falter erhoben wird. Dieser hätte ihn tatsächlich bewogen, zurückzutreten. Er könne sich – aufgrund seiner Alkoholisierung – zwar nicht mehr daran erinnern, 2013 eine Frau beim Forum Alpbach bedrängt zu haben, nehme die Anschuldigungen aber ernst. Pilz werde alles ­daransetzen, diese Affäre aufzuklären, „bei der ich einer Frau womöglich Unrecht getan habe“. Er werde jedenfalls am Donnerstag nach 31 Jahren im Parlament sein Mandat nicht annehmen.

Selbstkritik. Eindrucksvoll dann seine Schlussbemerkung in eigener Sache. Peter Pilz entschuldigte sich bei seiner Liste, seiner Frau und seinen Wählern.

Dann bekannte er ein, zu jenen „mächtigen alten ­Männern“ aus einer anderen Generation zu gehören, die noch dazulernen müssten. „Ich war politisch nie ein besonders korrekter Mensch und werde es wahrscheinlich auch nicht werden.“

Nach der Erklärung zog sich Peter Pilz mit seiner Liste zur Krisensitzung zurück. Wer statt seiner den Klub führen wird, war bei Redaktionsschluss noch offen. Pilz kündigte an, sich „von außen“ um seine acht Mandatare kümmern zu wolen. Die einzige linke Opposition hat jedenfalls ­ihren Kopf verloren.

Das Sex-Protokoll: ›Seine Hände waren überall …‹

Das sind die beiden Anschuldigungen, die schließlich zum Pilz-Rücktritt geführt haben:

Vorwurf 1: Mitarbeiterin circa 40-mal belästigt

Der Vorwurf, den Peter Pilz vehement bestreitet und gegen den er recht­liche Schritte ergreifen will (siehe unten), wird von einer ehemaligen Mitarbeiterin erhoben. Diese hat 2015 an die 40 Fälle angeblicher sexueller Belästigung akribisch aufgelistet. Laut profil habe Pilz die junge Frau zu einer Reise nach Paris aufgefordert, zu einem Ausflug auf seine Hütte auf der steirischen Alm oder sie mit „Piccola“, „Baby“ oder „Lange“ angeredet. Er soll versucht haben, die Mitarbeiterin zu küssen, und mit dem müden Kalauer „Was hilft das Höschen aus Paris, ist das Mädchen drunter mies“ belästigt haben.

Vorwurf 2: Betrunkene Sex-Attacke in Alpbach

Der zweite Fall, der schließlich zum Rücktritt führte, spielte sich 2013 beim honorigen Forum Alpbach ab. Pilz soll sich in unübersehbar alkoholisiertem Zustand einer Mitarbeiterin des Forums genähert haben. Die Frau erinnert sich laut ­Falter: „Er kam immer näher, sagte etwas à la „Du bist auch eins von diesen ÖVP-Mädels … und ein paar abschätzige Phrasen hinterher. Plötzlich wurde die ganze Situation noch viel unangenehmer: Seine Hände waren überall! Zuerst umklammerte er meinen Arm, mit der anderen Hand war er an meinem Hals und an meinem Busen und Rücken. Auch sein Gesicht war viel zu nahe an mir. Es ging alles schnell. Ich konnte mich nicht bewegen, nicht atmen, geschweige denn wehren.“

Diese Vorwürfe werden auch von zwei anwesenden Männern bezeugt, die eingriffen und die junge Frau vor weiteren Angriffen bewahrten.

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