Dorf kämpft für ihn

Demontage Wagners ist "Sauerei"

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Unverständnis in Windischgarsten: Die Heimatgemeinde des zurückgetretenen Weihbischofs findet, er sei "zu etwas Höherem berufen".

Der Rückzieher des designierten Linzer Weihbischofs Gerhard Maria Wagner ist in seiner Heimatgemeinde Windischgarsten (Bezirk Kichdorf) Gesprächsthema Nummer eins. Für die zum Teil heftige Kritik am 54-jährigen Pfarrer zeigt niemand Verständnis. "Ich finde das eine unglaubliche Sauerei", sagt Pfarrgemeinderatsobmann Stefan Edelsbacher.

"Zu etwas Höherem berufen"
"Das ist eine Frechheit", macht auch Johanna Reiter (48) ihrem Ärger Luft. In Windischgarsten sei immer klar gewesen, dass der Pfarrer "zu etwas Höherem berufen ist". Er sei für alles zu haben und zu motivieren, so Reiter, die nicht versteht, dass Diözesanbischof Ludwig Schwarz sich nichts sagen traue. "In unserer Gesinnung stinkt es gewaltig."

"Fehler hat ein jeder"
Theresia Rumplmayr (79) findet es einen "Horror", was Wagner angetan worden sei. "Fehler hat ein jeder", erklärt die Pensionistin. Die jüngste Entwicklung bezeichnet sie als eine "Erleichterung" für Windischgarsten. "Der Pfarrer hat uns wirklich schon leidgetan."

"Hätte was bewegen können"
"Wagner hätte sicher für die gesamte Kirche etwas bewegen können", ist Obmann Edelsbacher überzeugt. Der 34-Jährige sieht eine "Riesenchance" vertan, habe doch der Geistliche auch in Windischgarsten "irrsinnig viel geleistet". Edelsbacher hofft, dass Wagner der Gemeinde erhalten bleibt. Auch Markus Berger glaubt, dass ohne ihn etwas fehlen würde. Manche seiner Ansichten findet der 15-Jährige zwar übertrieben, aber: "Ein neuer Pfarrer wäre nicht so gut."

Wagner will seine Ruhe
Wagner selbst zeigte sich in einer ersten Reaktion erleichtert. Aktuell ist er nicht mehr zu erreichen: Er habe sich bis Ende der Woche zurückgezogen, heißt es im Pfarrhof.

Die Diskussionen um den designierten Linzer Weihbischof hatten eine österreichweite Kirchenkrise mit einer steigenden Zahl an Austritten ausgelöst.

  • Bekannt wurde der diskussionsfreudige Geistliche erstmals im Jahr 2001 wegen Aussagne zu Harry Potter. "Da ist Satanismus am Werk", vermutete Pfarrer Wagner nach der Lektüre eines Werkes der Reihe von Joanne Rowling. Lateinische Fluchsprüche, die keiner verstehe und die im Unterbewusstsein weiterwirkten, beängstigten Wagner. "Da bedient man sich einer Sprache, die niemand versteht, weil man damit magische Kräfte mobilisieren möchte und nicht den liebenden Gott."
  • Das nächste Mal sorgte Wagner für Aufsehen, als er recht seltsam anmutende Theorien zur Hurrikan Katrina-Katastrophe in den USA über das Pfarrblatt verkündete: "Es ist wohl kein Zufall, dass in New Orleans alle fünf Abtreibungskliniken sowie Nachtklubs zerstört wurden", formulierte der Pfarrer im Jahr 2005. Der Verfasser fragt sich darin auch: "Ist die auffallende Häufung von Naturkatastrophen nur eine Folge der Umweltverschmutzung durch den Menschen, oder mehr noch die Folge einer 'geistigen Umweltverschmutzung.'" In die gleiche Stoßrichtung gehen seine Theorien zur Tsunami-Katastrophe. Es sei vermutlich kein Zufall, dass die Flutwelle zu Weihnachten aufgetreten sei, wenn die Leute aus dem reichen Westen ins arme Thailand flüchteten, um dort die Welt zu genießen, erklärte der Pfarrer.
  • Wagner hielt sich auch nach seiner Ernennung zum Weihbischof nicht zurück, zumindest bis er von höchster Stelle einen Maulkorb verpasst bekam. In einem Interview mit dem Magazin "profil" trat er nicht zum ersten Mal für eine Behandlung Homosexueller ein. Auf die Frage, ob Homosexualität heilbar sei und Homosexuelle behandelt werden sollten, antwortete er: "Dafür gibt es genügend Beispiele, nur davon spricht man nicht."

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