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Das große Interview zur Aschermittwoch-Rede

'Der größte Fehler? Das war mein Rücktritt als FPÖ-Chef'

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Am Aschermittwoch wird Heinz-Christian Strache seinen Wiedereinstieg in die Politik offiziell machen.

Vor dem Aschermittwoch war Fasching. Dort, wo er am lautesten ist, in Villach, badete Heinz-Christian Strache erstmals seit Längerem wieder in der Menge – eine Art „Therapiestunde“ (siehe Interview).
Ebenfalls dabei bei der Aufzeichnung der TV-Faschingssitzung dabei: sein Nachfolger Norbert Hofer. Die beiden wechselten kein Wort.

Am kommenden Mittwoch wird es ein Fernduell zwischen den beiden Ex-Freunden geben. In Ried wird Norbert Hofer die traditionelle blaue Aschermittwoch-Rede halten, während Heinz-Christian Strache in der Prateralm in Wien seinen Wiedereinstieg in die Politik verkünden wird. Gemeinsam mit den drei abgesprungenen DAÖ-Gemeinderäten um Karl Baron wird er mit einer Liste bei der Wien-Wahl antreten und versuchen, seiner ehemaligen Partei ordentlich wehzutun.

Die Prateralm ist laut Strache-Unterstützer mit 400 Plätzen ausverkauft, ein zweiter Saal für weitere 200 wurde angemietet. Immerhin muss man 20 Euro für die Rede, ein Essen (Kasnocken oder Heringsschmaus) und zwei Bier hinblättern. Bei der Konkurrenz in Ried würden die Karten verschenkt werden – sagt man bei den Strache-Leuten.
Organisator Gernot Rumpold ist zuversichtlich, dass Strache nach seinem Unfall erstmals ohne Krücken auftreten wird.

'Der größte Fehler? Das war mein Rücktritt als FPÖ-Chef'

Insider: Sie waren eben Gast beim Villacher ­Fasching – haben Sie da auch mit Norbert Hofer gesprochen?
Heinz-Christian Strache: Hofer ist dort nicht aufgefallen, ich habe ihn nur aus der Entfernung gesehen.
Insider: Aber dort war das Thema Strache plus Ibiza doch ziemlich präsent?
Strache: Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Natürlich war mein Handeln dort ein Hauptpunkt. Aber das muss man aushalten, ich habe mich dem bewusst gestellt. Das war ein bisserl wie eine persönliche Therapiestunde.
Insider: Acht Wochen nach dem Parteiausschluss wär’s ja auch an der Zeit für eine sehr selbstkritische Analyse …
Strache: Das bringt ziemlich wenig, dieser ständige Blick in den Rückspiegel. Selbst wenn ich im Sommer nach der EU-Wahl nach Brüssel gegangen wäre, wäre alles wieder so passiert. Was mein größter Fehler war? Dass ich als FPÖ-Chef zurückgetreten bin. Ich habe da einfach mit einem korrekten Umgang der Ex-Kollegen gerechnet.
Insider: Jetzt spitzt sich diese Konfrontation mit der „alten FPÖ“ bei den Reden am kommenden Aschermittwoch zu – wer wird diese Schlacht gewinnen? Was werden Ihre Kernaussagen sein?
Strache: Die letzten 14 Jahre war das Programm der FPÖ für die Aschermittwoch-Rede „HC Strache“. Bei mir, in der Prateralm, wird’s das wieder geben. Wir haben dafür jedenfalls schon extrem viele Anmeldungen.
Insider: Aber da wird’s ja wohl auch einige politische Aussagen geben müssen?
Strache: Ich war der einzige ernst zu nehmende Herausforderer von Michael Häupl. Wer, wenn nicht ich, kann Michael Ludwig herausfordern? Und Häupl war noch ein ganz anderes Kaliber.
Insider: Aber was für eine ­politische Message kommt am Aschermittwoch von Ihnen?
Strache: Ganz wichtig wird das Freiheitsthema – als deutlicher Gegensatz zur Verbotspolitik von Rot-Grün. Dann die Kritik an der Verarmung der Gesellschaft und an der hohen Arbeitslosigkeit in Wien, bei Jugendlichen liegt sie ja schon bei 16 %. Dazu werde ich auch sicher über die ­erneuten Migrantenströme sprechen. Und natürlich über die Sicherheit in Wien.
Insider: Das alles lässt wenig Zweifel offen, dass Sie mit einer neuen Bürgerbewegung zur Wien-Wahl antreten werden. Ist da noch Platz zwischen einer nach rechts gerückten ÖVP und der FPÖ?
Strache: Die ÖVP ist rechts? Das kauft doch der ÖVP seit ­Beginn der Koalition mit den Grünen niemand mehr ab.
Insider: Würden Sie mit der Bürgerbewegung eine Parteien­allianz unterstützen, die Michael Ludwig und der SPÖ nach der Wien-Wahl das Bürgermeisteramt nimmt?
Strache: Nur, wenn die Grünen nicht in dieser Allianz dabei wären. Aber ohne deren Mandate wäre diese Ablöse Ludwigs gar nicht möglich.
Insider: Bei dieser „Schlacht um Wien“ – zersplittert da nicht mit Ihrem Antreten der ganze rechte Flügel?
Strache: Vielleicht ist das alles im Vorjahr eine nötige Zäsur gewesen. Aber wer ist Nepp? Ich war die letzen 14 Jahre der Erfolgsfaktor der FPÖ in Wien und sollte ich antreten werde ich mit diesem Anspruch auch der Schmied und das Original sein. Ich werde darauf schauen, dass der echte Wiener nicht untergeht. Wir werden die FPÖ überholen!
Insider: Wer wird aber den Wahlkampf der Strache-Bürger­bewegung finanzieren? Das kostet doch Millionen.
Strache: Wir freuen uns über jede Spende. Aber es ist klar: Wir werden sicher einen Kredit für die Wahl aufnehmen müssen. Das machen die meisten Parteien.
Insider: Was sagen Sie zur Regierung? Wie viele Monate geben Sie Türkis-Grün?
Strache: Die sind doch wie Katz und Hund. Spätestens 2022, vor der Landtagswahl in Niederösterreich, kracht’s. Sebastian Kurz ist ein hoch professioneller Politiker im Teflon-Panzer. Und er hat immer schon versucht, unsere Ideen als seine zu verkaufen.
Insider: Sind Sie vom Bundeskanzler enttäuscht?
Strache: Ja. Weil er im Mai 2019 das Versprechen gebrochen hat, die türkis-blaue Regierung nach meinem Rücktritt fortzusetzen.
Insider: Es gibt Infos aus der FPÖ, dass Mandatare Ihre Rückkehr an die Spitze der Wiener FPÖ wollen …
Strache: Die merken jetzt, dass es ihren Laden zerreißt. Aber eine Konstruktion wie damals bei der FPK mit mir als Spitzenkandidat wäre im Dezember noch möglich und mein Angebot gewesen. Das hat man aber abgelehnt.
Insider: Es gibt viele Vorwürfe, Ermittlungen: In welcher Situation würden Sie sich tatsächlich aus der Politik zurückziehen?
Strache: Ich kenne da keine „rote Linie“, ich will 120 % für meine Wähler leisten. Die lasse ich nicht im Stich.

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