Ex-Vizekanzler im Talk

Strache-Plan: 'Ibiza-Affäre bald als Buch'

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Ex-Vizekanzler Strache im Interview über die aktuellen Geschehnisse rund um seine Person. 

Nach dem geplanten Anschlag auf Heinz-Christian Strache nimmt der Ex-FPÖ-Chef im ÖSTERREICH-Interview erstmals Stellung dazu. Der frühere Vizekanzler kritisiert scharf, dass er erst Monate später und auch nur inoffiziell informiert wurde. Er beklagt außerdem, dass die Sicherheitsvorkehrungen für ihn und seine Familien nach Bekanntwerden der Plänen nicht erhöht wurden.

100.000 € für Bomben-Anschlag an Strache-Auto

Wie berichtet, ermittelt die Staatsanwaltschaft Wien gegen einen 31-jährigen Mann namens B. B., der im September 2018 versucht haben soll, einen V-Mann des Wiener Landesamts für Verfassungsschutz dazu zu bestimmen, am Auto Straches eine Autobombe anzubringen. Dafür soll er dem V-Mann 100.000 Euro geboten haben. Strache war damals noch Vizekanzler. B. B., ein ehemaliger Shisha-Wirt mit kosovarischen Wurzeln, scheint beim BVT auf der Liste mutmaßlicher im Gefängnis radikalisierter Islamisten auf.

Die Verdachtslage hat sich laut Behörden aber nicht erhärtet, der Mann ist derzeit auf freiem Fuß. Sein Anwalt Wolfgang Blaschitz dementiert, es gilt die Unschuldsvermutung. B. B. lässt ausrichten, dass die ihn belastenden Aussagen des V-Manns eine „Intirgie und Racheaktion“ gegen ihn seien, weil er dem anderen kein Geld geborgt habe. Er kündigte eine Verleumdungsanzeige an.

 

Strache-Plan: "Ibiza-Affäre bald als Buch"

Strache, der Ex-Vizekanzler, sprach im ÖSTERREICH-Interview über die aktuellen Geschehnisse rund um seine Person. 

ÖSTERREICH: Wie wirkt sich die ­Attentatsdrohung auf Ihren Alltag aus?

Heinz-Christian Strache: Ein Leben in Kenntnis einer solchen Drohung ist durch Vorsicht und Umsicht geprägt. Das macht einen weniger frei, ist aber ein Preis, den jeder Politiker zahlt, insbesondere, wenn er für Ver­änderung eintritt und Dinge bewegt und den alten rot-schwarzen Machtstrukturen gefährlich geworden ist. Meine Familie und ich haben gelernt, damit zu leben.

ÖSTERREICH: Haben Sie Angst um sich und Ihre Familie?

Strache: Angst ist in keiner ­Lebenslage ein guter Begleiter. Wir sind umsichtig und verhalten uns der Situation angemessen. Aber es ist schockierend, welche Drohungen im Raum stehen und möglich sind.

ÖSTERREICH: Fühlen Sie sich vom BVT ausreichend informiert?

Strache: Wenn man erst neun Monate nach behördlichem Bekanntwerden von einem offenbar gegen mich im Sommer 2018 in Auftrag gegebenen Bomben­attentat erfährt und dies auch nur inoffiziell durch Mitteilung eines Informanten, dann stimmt gewaltig etwas nicht. Nein, um es klar zu sagen, ich fühle mich nicht ausreichend informiert.

ÖSTERREICH: Wurde Ihr Personenschutz jetzt verstärkt?

Strache: Nein, auch infolge der jüngsten Berichterstattung hat seitens der derzeitigen Exekutive niemand mit mir Kontakt aufgenommen, von einer unter diesen Umständen gebotenen Anpassung der Sicherheitsvorkehrungen ganz zu schweigen.

ÖSTERREICH: Gibt es bereits neue Erkenntnisse zum Ibiza-Video?

Strache: Wir erlangen nahezu täglich neue Erkenntnisse und gehen derzeit besonders interessanten Hinweisen nach. Wir müssen uns aber in Geduld üben. Denn ­eine Aufklärung wird von den Tätern und Hintermännern aktiv erschwert. Es ist schlicht nicht gewollt, dass die näheren Umstände und Hintergründe der Produktion des Videos bekannt werden.

ÖSTERREICH: Welche rechtlichen Schritte ergreifen Sie?

Strache: Wir haben Strafanzeigen und Strafanträge in Österreich und Deutschland eingebracht und arbeiten kooperativ mit den Behörden und der in Wien eigens eingerichteten Sonderkommission zusammen.

ÖSTERREICH: Ex-Kanzler Kurz nennt SPÖ-Anwalt Lansky als Hintermann – was meinen Sie?

Strache: Wir spekulieren nicht und kommunizieren nicht vor­eilig Ermittlungshinweise. Diese teilen wir zunächst mit der Staatsanwaltschaft und werden die Ergebnisse erst dann kommunizieren, wenn wir hierdurch die Ermittlungen nicht erschweren.

ÖSTERREICH: Kurz rät Ihnen davon ab, in die Politik zurückzukehren. Was sagen Sie dazu?

Strache: Dass Kurz glaubt, seinen gefährlichsten politischen Herausforderer und Konkurrenten losgeworden zu sein, und darüber auch froh ist, liegt auf der Hand. Aber er und andere sollten hier keine voreiligen Schlüsse ziehen. Denn die Ibiza-Affäre ist so lange nicht beendet, bis sie vollständig aufgeklärt ist. Vorerst kann in diesem Land niemand zur politischen Tagesordnung übergehen. Im Übrigen waren Ratschläge meiner politischen Mitbewerber für mich noch nie von Relevanz. Es ist offensichtlich, dass die politische Konkurrenz ein politisches Comeback von mir fürchtet. Und diese Furcht zeigt bereits, dass das Ibiza-Video seine beabsichtigte Wirkung verfehlt hat. Auch die Aufklärungsergebnisse werden über die Zukunft entscheiden, und solange fühle ich mich mit meiner Rolle als Aufklärer und Familienvater recht wohl.

ÖSTERREICH: Treten Sie in Wien an, wenn Ihre Ermittlungen noch am Laufen sind?

Strache: Ich bleibe dabei. Derzeit gibt es von mir keine Aussage zu meinen konkreten politischen Zukunftsplänen. An erster Stelle steht die vollständige Aufarbeitung des Ibiza-Videos, alles andere kommt dann.

ÖSTERREICH: Welches Ergebnis ist für die FPÖ im Bund drin?

Strache: Wenn man meinen 14-jährigen inhaltlichen Kurs als soziale Heimatpartei für mehr Fairness und soziale Gerechtigkeit, den Stopp der illegalen Migration, den Kampf gegen den politischen Islam und als Sicherheitspartei konsequent fortsetzt und sich auch nicht spalten lässt sowie als freiheitliche Familie weiter zusammensteht, dann wird es ein sehr gutes FPÖ-Ergebnis mit über 20 % geben.

ÖSTERREICH: Glauben Sie an eine Wiederauflage von Türkis-Blau?

Strache: Die ÖVP und Kurz haben die sehr gut arbeitende Koalition mit uns Freiheitlichen – nach meinem Rücktritt als Vizekanzler, um ja keinen Vorwand zu liefern – einseitig und entgegen der Zusage von Kurz auf Fortsetzung platzen lassen, da die ÖVP auch Herbert Kickl als Innenminister loswerden wollte. Das sah nach einem längeren ÖVP-Plan aus. Und dieses fragwürdige ÖVP-Verhalten, nämlich eine erfolgreiche Regierung zu sprengen, passierte nunmehr bereits zum fünften Mal vonseiten der ÖVP. Da lebt die ÖVP eine Konstante. Hier wurde natürlich Vertrauen zerstört. ÖVP-Obmann Kurz hat mitgeteilt, dass er mit der FPÖ und Herbert Kickl nach der Wahl keine Koalition mehr bilden will. Das bedeutet, wer die ÖVP wählt, bekommt in Zukunft entweder ÖVP-Neos-Grün oder eine alte ÖVP-SPÖ-Koalition und damit eine Linkswende in Richtung offener Grenzen und einer falschen Asylpolitik. Das kann man nur mit einer starken FPÖ verhindern.

ÖSTERREICH: Können Sie sich vorstellen, dass die FPÖ eine ÖVP-Minderheitsregierung unterstützt?

Strache: Nein, das wäre undenkbar und würde dem Wählerwillen nicht entsprechen. Man will eine stabile und funktionierende Regierung, die den Wählerwillen umsetzt.

ÖSTERREICH: Wie sieht Ihr Alltag jetzt aus?

Strache: Arbeitsintensiv. Tagsüber Termine mit meinen Anwälten, den Task-Force-Mitarbeitern, mit Informanten zwecks Aufklärung des kriminellen Ibiza-Videos und seiner Hintermänner. Dazwischen habe ich Zeit für meine Familie – für Frau und Kinder – und gute Freunde. Es gibt auch ­Interesse an einem Buch zum Thema Ibiza-Aufklärung. Und im Wahlkampf werde ich meine Frau unterstützen, wenn ich sie begleiten darf. Darauf freue ich mich.

ÖSTERREICH: Denken Sie auch an ein eigenes Buch über die Ibiza-Enthüllungen?

Strache: Es gibt namhafte investigative Journalisten, die die Tragweite der Ibiza-Videos verstanden haben und die ebenso die Frage umtreibt, wer hinter der Sprengung der letzten erfolgreichen Regierung stand. Auch dies gehört zur Aufklärung, die ich gern befördere.

ÖSTERREICH: Werden Sie im Sommer wieder nach Ibiza fahren?

Strache: Im Sommer bin ich neben der durchaus intensiven Steuerung der Aufklärungsarbeit seit langer Zeit auch wieder verstärkt Privatperson und werde natürlich mit meiner Familie Urlaub machen. Wohin, bleibt familiär und privat. Ibiza ist immer eine Reise wert. Das kann ich nur empfehlen.

(Interview: W. Schima)

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