Hochegger gesteht

"Grasser kassierte 2,4 Millionen Euro"

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Der Ex-Lobbyist bekennt sich 
vor Gericht teilweise schuldig

Der 4. Prozesstag in der Causa BUWOG gegen Ex-Finanzminister Grasser und 13 weitere Angeklagte brachte einen Paukenschlag: Nach der Mittagspause begann Leonhard Kregcjk, Anwalt des mitangeklagten Ex-Lobbyisten Peter Hochegger, sein Plädoyer mit den Worten: „Mein Mandant hat bereits vieles ausgesagt, aber nicht alles.“ Das werde er nun in der Hauptverhandlung nachholen.

Wissen. Hochegger werde sich „zur Anklage teilweise schuldig bekennen“, so der Verteidiger. Was dann kam, sorgte für Aufsehen im Großen Schwurgerichtssaal: „Mein Mandant weiß, dass Meischberger beim BUWOG-Deal Gelder an Grasser und Plech weitergeleitet hat“, so Anwalt Kregcjk (siehe auch rechts).

Anwalt kündigt brisante Aussagen Hocheggers an

Bei der Privatisierung der 60.000 Bundeswohnungen (BUWOG) 2004 hatte der Chef der siegreichen Bieter Immofinanz ja eine Provision von 9,6 Mio. Euro an Hochegger überwiesen. Der schickte 7,2 Mio. davon weiter. Und jetzt eben der Knalleffekt: Hochegger habe gewusst, dass diese 7,2 Mio. zu gleichen Teilen – also je 2,4 Mio. – auf Konten von Grasser, Meischberger und Plech aufgeteilt werden sollten.

Etwas früher am Freitag hatte Meischbergers Anwalt Jörg Zarbl im Gerichtssaal noch erklärt, die gesamte Provision von 9,6 Mio. Euro sei an Hochegger und Meischberger geflossen.

Eine Beteiligung Hocheggers an einem von der Anklage vorgeworfenen „Tatplan“ gebe es aber nicht, sagt Kregcjk.

»BUWOG-Deal lief alles
 andere als supersauber«

Denn Hochegger habe erst in der 2. Jahreshälfte 2005 (der BUWOG-Deal war 2004) durch eine Indiskretion erfahren, was mit den Summen, die er an die Firma Omega überweisen sollte, weiter geschah – dass sie auf Konten von Grasser, Meischberger und Plech gingen. Hocheggers Anwalt: „Die BUWOG-Veräußerung ist alles andere als ‚supersauber‘ abgelaufen.“

Dementi. Damit bekräftigte Hocheggers Anwalt die Position der Anklage, die Grasser & Co. genau das vorwirft – bei der BUWOG-Privatisierung kassiert zu haben. Die Betreffenden dementieren das, es gilt die Unschuldsvermutung.

Nach Kregcjks Plädoyer vertagte Richterin Hohenecker auf Dienstag. Grasser verließ sofort den Raum – das tat er allerdings schon an den vorangegangenen Prozesstagen.

Hochegger: »Will jetzt reinen Tisch machen«

Im roten Pullover war Peter Hochegger am Freitag zum Prozess gekommen. Angespannt wirkte er, aber auch ruhig. Den Entschluss zu einem Teilgeständnis habe er während seiner Haftzeit gefasst, sagte er mittags, nach der Verhandlung, vor Journalisten. Der 68-jährige Steirer verbüßte im Vorjahr eine Strafe aus einer anderen Causa – dem Telekom-Prozess – in der Haftanstalt Hirtenberg in NÖ. „Wenn man wirklich alles hinter sich lassen, neu anfangen will, muss man auch richtig reinen Tisch machen“, so Hochegger. Der Doktor der Wirtschaftswissenschaften und frühere Grandseigneur der Wiener PR- und Lobbyisten-Szene lebt inzwischen sehr gesundheitsbewusst, täglich meditiert er und macht Yoga. Sein Lebensmittelpunkt ist nun an und für sich Brasilien, für den BUWOG-Prozess kam er zurück nach Österreich.

»Werde in der Haupt
verhandlung alles sagen«

Fair. Konkretes zu seinem Wissen über Grassers Verstrickung in die BUWOG-Affäre wollte er am Freitag nicht rauslassen. „Das werde ich alles in der Verhandlung gegenüber der Richterin sagen. Anders wäre es unhöflich und nicht fair.“

Es ist stark anzunehmen, dass Hochegger nun im neuen Jahr der erste BUWOG-Beschuldigte ist, der vor Gericht befragt werden wird.

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