Ibiza-Affäre

Ibiza-Buch: Aufdecker geben tiefe Einblicke

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Neues Buch erklärt sehr detailreich, wie die Geschichte entstanden ist. 

Die Journalisten der "Süddeutschen Zeitung" Frederik Obermaier und Bastian Obermayer, die das Ibiza-Video von Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus zugespielt bekommen haben, bieten in einem am 22. August erscheinenden Buch tiefe Einblicke in die Entstehung ihrer Ibiza-Geschichte und in den gesamten Inhalt des Videos.
 

Stundenlang verhandelt

Der Sukkus der Erzählung ist: Strache und Gudenus haben im Sommer 2017 auf der Partyinsel nicht nur wenige Minuten über mögliche illegale Parteispenden, die Übernahme der "Kronen Zeitung", die Verteilung von Staatsaufträgen und einer Teilprivatisierung des Wassers an russische Oligarchen fantasiert, sondern an diesem Abend stundenlang und hauptsächlich über diese Dinge gesprochen. Am wichtigsten war ihnen dabei der Zugriff auf die "Krone". Die vermeintliche Oligarchennichte stellt dem damaligen FPÖ-Chef und seinem Statthalter in Wien in Aussicht, Anteile an der "Krone" schon sehr bald zu kaufen und zwar von zwei der vier Dichand-Erben. Die Anteile der Funke-Gruppe wollte man sich über den Medienunternehmer Heinrich Pecina sichern und so das gesamte Boulevardblatt unter Kontrolle bringen.
 
Strache schätzt in dem Video, dass die Russin 240 Mio. Euro dafür wird zahlen müssen. Im Gegenzug würde sie "mit der Zeitung jeden Einfluss kriegen und eine Waffe in der Hand haben, dass alle dich schalten und walten lassen". Die beiden Journalisten, die alle Bild-und Tonaufnahmen aus Ibiza sehr genau kennen, stellen in dem Buch klar, "dass sich nicht nur einige wenige Unterhaltungen" an diesem langen Abend "mit Politik und Gegengeschäften und Deals befassen, sondern der mit Abstand größte Teil - von Anfang bis Ende". "Im Grunde wohnen wir per Video einer stundenlangen Verhandlung bei, in der beide Seiten immer wieder klarmachen, was sie sich davon versprechen. Die eine Seite, die Russin, verlangt die Zusage zur Korruption. Die andere will an die Macht und beendet deswegen das Treffen nicht."
 

"What do you want?"

Strache versucht laut den Journalisten einerseits, sich als Saubermann darzustellen, der nichts Illegales tut, kippt aber immer wieder in das Gegenteil. So stellt er dem Lockvogel staatliche Aufträge in Aussicht und erklärt ihr, wie man Parteispenden am Rechnungshof vorbeischleust, gleichzeitig will er aber nichts Ungesetzliches tun. "Es scheint ein Kampf in ihm zu toben, Engelchen links, Teufelchen rechts, und so geht es hin und her", beschreiben die Autoren Straches Verhalten.
 
Gudenus scheint dagegen weniger Skrupel gehabt zu haben. "What do you want?", fragt er ungeniert die vermeintliche Russin, was sie für ihr Geld haben will. Die FPÖ-Politiker und die Russin werden sich am Ende nicht einig, weil sie ganz konkrete Zusagen verlangt, die beiden Männer ihr diese aber nicht geben. Kurz bevor sie wegfahren, schickt Strache Gudenus noch einmal ins Haus, um ein letztes Mal eine Einigung zu versuchen. Dort sagt Gudenus leise zu der vermeintlichen Oligarchennichte: "Es ist möglich, nur er (Strache, Anm.) sagt es nicht, verstehen Sie?"
 

So entstand die Geschichte

Die Journalisten erklären in einem zweiten Erzählstrang sehr detailreich, aber unter absolutem Quellenschutz, wie die Zeitungsgeschichte entstanden ist. So mussten sie monatelang auf das Video warten und den Informanten immer wieder ihre Arbeitsweise erklären. Sie führten umfangreiche Recherchen durch, wurden immer wieder von Zweifeln gepackt und bestanden auf ein Treffen mit der "Russin", welches viele ihrer Bedenken ausgeräumt habe.
 
Sie haben nach Eigenangaben lange Gespräche mit ihren Informanten gehabt und dabei viele wichtige Fragen gestellt und darauf alle Antworten, die der breiten Öffentlichkeit noch immer unbekannt sind, bekommen. So haben sie gefragt, warum das Video erst zwei Jahre später publik wurde, wer der Auftraggeber war, wer die Idee dazu hatte, wer alles bezahlt hat, wer die Lockvögel waren und vieles mehr. Dem Leser bleiben diese Details allerdings verborgen. Der Quellenschutz steht für die Autoren an erster Stelle.
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