Gegen EU-Trend

Immer weniger Frauen in Spitzenjobs

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Österreich steigt im EU-Genderbericht schlecht aus: Es gibt weniger Frauen in Führungsjobs und die Einkommenschere ist größer als der EU-Durchschnitt.

Der von der EU-Kommission vorgelegte Genderbericht zeigt, dass im Durchschnitt der 27 Staaten der Europäischen Union der Anteil von Frauen in Spitzenpositionen von 2001 auf 2006 um 2,5 Prozentpunkte von 30,1 auf 32,6 Prozent zugenommen hat. In Österreich dagegen ist in diesem Zeitraum der Anteil von Frauen in Führungsjobs um 1,6 von 30,3 auf 28,7 Prozent gesunken.

Weniger Frauen in Führungsjobs
Österreich befindet sich damit in Gesellschaft von acht weiteren Ländern, in denen Frauen weniger oft in Spitzenpositionen zu finden sind als Anfang des Jahrtausends. In 17 Staaten ist der Anteil dagegen gestiegen. Dabei ragen vor allem Italien (von 17,8 auf 32,9 Prozent fast verdoppelt), Großbritannien (von 31,0 auf 34,8 Prozent) und Frankreich (35,6 auf 38,5) positiv hervor.

20 Prozent weniger Einkommen
Doch nicht nur bei den Führungsjobs steigen Frauen schlechter aus: Sie haben in Österreich - bezogen auf das Stundengehalt - im Durchschnitt um 20 Prozent weniger verdient als Männer. Die Einkommensschere in der EU betrug im Jahr 2006 allerdings "nur" 15 Prozent. Österreich liegt mit den 20 Prozent am unteren Ende hinter Estland (25), Zypern (24), Deutschland und Slowakei (je 22).

Bures verteidigt ihre Politik
Frauenministerin Doris Bures verteidigte sich folgendermassen: Früher sei Frauenpolitik nicht als zentrale Aufgabe gesehen worden und dabei komme es schnell zu Rückschritten. Nun gelte es, in eine breite Diskussion mit der Wirtschaft zu treten. "Nicht die Frauen brauchen den good will der Wirtschaft, sondern die Wirtschaft braucht die Frauen", betont Bures.

Frauenquote in Aufsichtsräten?
Außerdem sei "die Zeit reif für eine Diskussion über Frauenquoten in Aufsichtsräten von börsenotierten Unternehmen nach dem norwegischen Vorbild". Dort haben zuletzt knapp 50 norwegische Aktiengesellschaften schriftliche Verwarnungen erhalten, weil sie in ihrem Aufsichtsrat noch nicht die gesetzlich vorgeschriebene Frauenquote von 40 Prozent erfüllt haben. "Das norwegische Beispiel hat Charme und zeigt erstaunlich gute Wirkung", sagt Bures.

"Traditionelle Rollenbilder aufbrechen"
Auch Wirtschaftsstaatssekretärin Christine Marek (V) sieht für Österreich Handlungsbedarf. Notwendig werde es sein, traditionelle Rollenbilder aufzubrechen und "Frauen verstärkt in männlich dominierte Berufsfelder und damit einkommensstärkere Berufe" vordringen zu lassen.

Hinsichtlich der Einkommensschere betont Marek vor allem die Wichtigkeit der Berufswahl für Mädchen. Sowohl Einkommens- als auch Karriereverlauf seien wesentlich von der Berufsentscheidung einer jungen Frau abhängig. Deshalb sei eine fixe Wochenstunde Berufsorientierung in der 7. und 8. Schulstufe notwendig.

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