Leichtfried attackiert SP-Kollegen

Interner SPÖ-Streit nach Dornauer-Interview

Teilen

Der Tiroler SP-Chef gab einem rechten Magazin ein Interview und sorgt damit auch für parteiinterne Kritik. 

Tirols SPÖ-Chef Georg Dornauer hat mit einem Interview mit dem rechten Magazin "Info Direkt" erneut für Aufsehen gesorgt. Die Schelte aus der eigenen Partei kam jedoch sofort: "Ich hätte einer Zeitschrift wie "Info Direkt" nie und nimmer so ein Interview gegeben", sagte der stellvertretende SPÖ-Klubvorsitzende Jörg Leichtfried. Am Dienstag ruderte Dornauer zurück und sprach von einem "Fehler".
 
Die Frage, ob Dornauer seiner Partei mit dem Interview schade, wollte Leichtfried am Rande einer Pressekonferenz in Wien nicht beantworten. Befragt, ob es parteiintern Konsequenzen geben werde, sagte Leichtfried, dass er "über interne Gespräche, die es gibt, nicht berichten will".
 

Dornauer: Koalition mit FPÖ nicht vom Tisch

 
"Info Direkt" schrieb in der Einleitung des Interviews lobend über die "offene Art von Georg Dornauer", der "frischen Wind in die SPÖ" bringe. Medienberichten zufolge sagte Dornauer in dem Gespräch, eine Koalition mit der FPÖ sei für ihn noch nicht vom Tisch.
 
Dornauer hatte sich zuerst auf Twitter für das Interview gerechtfertigt und klargestellt: "Ich rede mit allen. Punkt." Deshalb habe er "auch in diesem Medium sozialdemokratische Positionen zum Ausdruck gebracht", schrieb Dornauer. Und weiter: "Diese Tatsache bringt weder Unterstützung zum Ausdruck, noch dass ich die Blattlinie gutheiße - das Gegenteil ist der Fall."
 

"Nicht glücklich" über Interview

 
Am Dienstag konkretisierte Dornauer, dass es sich bei dem vermeintlichen "Interview" lediglich um ein Telefongespräch gehandelt habe. Im Moment des Anrufs habe er nicht einmal gewusst, wer da am anderen Ende der Leitung gewesen ist, wurde er im Ö1-"Mittagsjournal" zitiert. Er führe am Tag bis zu 70 Telefonate, seine Nummer sei für jeden zugänglich, so Dornauer. Bei dem Anruf von "Info Direkt" wurde er gebeten, ob er ein paar Fragen zur ehemaligen Regierung beantworten könne. Er sei "nicht glücklich", dass daraus jetzt ein doppelseitiges Interview geworden ist. Das Magazin sei ihm nicht bekannt gewesen, beteuerte der Tiroler SPÖ-Chef. Im Nachhinein hätte er es aber wissen müssen, ärgerte er sich.
 
Inhaltlich stehe Dornauer aber "zu 100 Prozent" zu seinen Antworten, sagte er gegenüber dem ORF-Radio. Als Demokrat wolle er bei eventuellen Regierungsverhandlungen keine ins Parlament gewählte Partei kategorisch ausschließen - auch nicht die FPÖ. Seitdem sei jedoch viel passiert, so Dornauer - und "mit dem heutigen tag" schließe er eine Koalition mit der FPÖ sehr wohl aus. Er wisse ja nicht einmal, an wen er sich bei der FPÖ wenden sollte, beklagte Dornauer und sprach vor dem Hintergrund perteiinterner Differenzen von einer "desolaten Partei".
 

Dornauer: Kein zweites Interview mit "Info Direkt"

 
Die Aussage von SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner, wonach die FPÖ nichts auf einer Regierungsbank zu suchen habe, könne er nur unterstützen. "Da bin ich zu 100 Prozent mit der Parteichefin d'accord", so Dornauer. Ein zweites Mal würde er "Info Direkt" jedenfalls kein Interview geben.
 
Das umstrittene Magazin ist vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW) als rechtsextrem eingestuft. Selbst FPÖ-Funktionäre hatten sich zuletzt von ihren Anteilen an "Info Direkt" getrennt. Kritik an dem Magazin hatte es etwa gegeben, weil es Identitären-Chef Martin Sellner verteidigt hatte.
 
Es ist aber nicht das erste Mal, dass der Tiroler SPÖ-Chef Dornauer für Gesprächsstoff sorgt. Mit einem gegen die Grüne Gabriele Fischer gerichteten sexistischen Sager ("Ich will mir die Landesrätin nicht in der Horizontalen vorstellen.") handelte er sich unter anderem einen Rüffel von SPÖ-Chefin Rendi-Wagner ein. Zuletzt ließ er auf einem Schild an der Tiroler SPÖ-Zentrale eine traditionelle rote Rose mit seinem Konterfei überkleben - und erntete auch dafür parteiinterne Kritik.
Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.