Schock-Studie

Islam: 44% heißen Gewalt an Frauen gut

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Ednan Aslan hat untersucht, wie Flüchtlinge in Graz denken.

Die Flüchtlingsankünfte in den vergangenen Jahren dürften sich nach Einschätzung des Islamforschers Ednan Aslan auf die Grazer islamische Gemeinde auswirken: Er hat in einer Studie im Auftrag der Stadt Graz erhoben, dass überwiegend Schiiten in die steirische Landeshauptstadt zugezogen sind. Deshalb dürften in den kommenden Jahren auch mehr schiitische Moscheen entstehen.
 

Große Studie

Die Studie wurde mittels Fragebögen und mündlicher Befragung von September 2016 bis Ende Juni 2017 mit 288 Menschen aus elf Flüchtlingsunterkünften und einer Sprachschule für Flüchtlinge durchgeführt. Damit seien laut Aslan etwa neun Prozent der in Graz lebenden Flüchtlinge befragt worden, was einem vergleichsweise hohen Wert entspreche. Repräsentativ ist die Studie allerdings nicht. Die Fragen beschäftigten sich unter anderem mit den Migrationsgründen, der Lebenssituation im Heimatland, den Wertorientierungen, der Bedeutung der Religion im Alltag oder auch Geschlechterrollen und den Zukunftswünschen der Flüchtlinge.
 
Laut dem Experten der Universität Wien, der mit seiner Studie über Wiener Islam-Kindergärten heftige Kritik ausgelöst hatte, dominieren unter den Grazer muslimischen Flüchtlingen junge Männer: Der Anteil der Unter-20-Jährigen liegt bei 25,6 Prozent, jener der 21- bis 30-Jährigen bei 34,8 Prozent. Nur 15,6 Prozent sind älter als 41 Jahre. 11,1 Prozent der Flüchtlinge haben keinen Schulabschluss, 35,8 Prozent dagegen verfügen zumindest über einen Volksschulabschluss. 25,6 Prozent können eine Matura oder noch höheres Bildungsniveau vorweisen. 30,1 Prozent der befragten Flüchtlinge waren in ihren Heimatländern berufstätig, der Anteil der Personen in hoch qualifizierten Berufsgruppen lag bei 17,7 Prozent.
 

Überwiegend Afghanen

Mit 48,1 Prozent der befragten Flüchtlinge gehört der überwiegende Teil dem schiitischen Islam an, der Anteil der sunnitischen Muslime betrug 39,7 Prozent. Früher sei Graz mehrheitlich sunnitisch gewesen, meinte Aslan, doch nun dürfte mit den Neuankünften ein Wandel in den Strukturen entstehen: Aslan erwartet, dass in den kommenden fünf bis sechs Jahren mehr schiitische Moscheen eingerichtet werden und auch Länder mit mehrheitlich schiitischen Muslimen versuchen werden, Einfluss zu nehmen.
 
Im Gegensatz zu Wien, wo mehr syrische Flüchtlinge und damit mehr Sunniten leben, hielten sich in Graz überwiegend Afghanen auf. Diese bringen mehr schiitischen Islam mit, bei dem laut dem Experten religiöse Autoritäten eine größere Rolle spielen würden als beim sunnitischen Islam. Er schließe kommende Spannungen zwischen den beiden Glaubensausrichtungen nicht aus, sehe derzeit aber keine große Gefahr. Er könne sich aber durchaus vorstellen, dass zur Abgrenzung eine "Verschärfung in der theologischen Ausrichtung" stattfinden könne.
 
Beim Thema Geschlechterrollen war eine deutliche Mehrheit von 69,1 Prozent der Befragten dafür, dass Mann und Frau gleichermaßen zum Familieneinkommen beitragen sollen. Mehr als die Hälfte trete auch für die Gleichstellung der Frauen im Haushalt und im Privatleben ein. 51,7 Prozent der Befragten empfinden Homosexualität als "unmoralische Lebensweise" und 50 Prozent gar als zu bestrafende Sünde. 44,2 Prozent hießen Gewalt an Frauen, die fremdgehen, gut. 43,3 Prozent meinten, dass ein Vater sich notfalls auch mit Gewalt durchsetzen dürfe.

Antisemitismus korrigieren

 
Ednan Aslan betonte, dass es für die Stadt Graz nötig sein werde, die bestehenden und vor allem neu entstehenden religiös geprägten Organisationen in der Stadt zu begleiten, damit diese die Integrationsmaßnahmen nicht untergraben, sondern unterstützen. "Man muss ein Abgleiten an den Rand der Gesellschaft verhindern", denn die Gefahr bestehe, sagte er beim Pressegespräch am Donnerstag in Graz.
 
Interessant sei, dass viele der Flüchtlinge relativ rasch ihre Wege in Moscheen in Graz gefunden hätten: 69,4 Prozent gaben an, dass sie ihr Freitagsgebet in einer Moschee verrichten - besonders die jüngeren Flüchtlinge. Die religiösen Pflichten nehmen aber muslimische Frauen offenbar ernster, so Aslan, denn 62,6 Prozent schilderten bei den Befragungen, dass sie die Pflichtgebete regelmäßig fünf Mal am Tagen machen, während nur 39,7 Prozent der Männer dies tun würden.
 
66,3 Prozent der Frauen legen Wert auf das Tragen eines Kopftuches in der Öffentlichkeit und 44,3 Prozent der befragten Frauen waren dagegen, Männern zur Begrüßung die Hand zu geben. Auffallend sei dabei die Unsicherheit der Frauen gewesen, denn etwa die Hälfte von ihnen wollte dazu keine Antwort geben, schilderte Aslan. 76,0 Prozent fanden, dass Demokratie die ideale Regierungsform sei, wenngleich 44,5 Prozent den "Sitten- und Werteverfall in den westlichen Gesellschaften" beklagten.
 
Bei den Befragungen zu den Ansichten über Juden und Christen gaben 47,2 Prozent der Befragten an, dass diese ihrer Ansicht nach "vom richtigen Weg abgekommen" seien. 55,2 Prozent der Flüchtlinge glauben an die "Höllenstrafe für Ungläubige", 57,3 Prozent glauben allerdings auch nicht, dass der Islam in allen Glaubensfragen Recht hat. 47,8 Prozent sehen die Zukunft des Islam gefährdet, wenn der Islam in einem aktuellen Kontext neu gedacht würde, fasste Aslan zusammen.
 
43,3 Prozent der Befragten gaben an, dass ihrer Ansicht nach Juden an ihrer Verfolgung selbst schuld seien und 44,2 Prozent empfinden die jüdische Religion als schädlich für die Welt. "Diese Menschen haben ein verzerrtes Bild von Juden und Christen." Das müsse man mit Veranstaltungen und Maßnahmen gegen Antisemitismus korrigieren. Diese will Integrationsstadtrat Kurt Hohensinner (ÖVP) auch implementieren. Die Ergebnisse der Studie sollen Grundlage für die künftige Integrationsarbeit der Stadt sein.
 
Eine Expertengruppe werde nun die Daten noch genauer studieren und Handlungsfelder vorschlagen, kündigte der Stadtrat an. Im Kern der Bemühungen werden Ausbildung und Sprachförderung sowie Anreize zum Arbeiten gehen stehen. Hohensinner sprach sich für eine Ausweitung der Mangelberufe aus, damit auch schon Asylwerber in den Berufsalltag hineinkommen. Er will mehr Beratungsangebote für Frauen, um ihr Selbstbewusstsein zu stärken und ihnen die vielen Möglichkeiten in der Berufswahl zu zeigen. In zusätzlichen Werte-und Orientierungskursen soll der Respekt gegenüber anderen Religionen vermittelt und der Dialog forciert werden.
 
"Ich bin dafür, dass Islampädagogen künftig nur mehr in Österreich ausgebildet werden", so Hohensinner. Er hoffe auf einen entsprechenden Lehrstuhl in Graz. Die komplette Studie soll ab Freitag auf der Website der Stadt Graz "eins zu eins" einsehbar sein, versprach der Stadtrat.
 
Laut dem Sozialreport der Landesregierung befanden sich mit Stichtag 30. Juni 2017 exakt 8.548 Personen in der Grundversorgung, davon 522 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. 3.927 lebten in Graz und Umgebung.
 
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