Bundesheer

Jeder Fünfte ist untauglich

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Dem Bundesheer könnte langfristig ein Soldatenmangel drohen: Über 21 Prozent der Männer fallen bei der ersten Musterung durch.

Diese Zahlen sprechen eine klare Sprache: Schon jeder fünfte 18-Jährige, der zur ersten Musterung für das Bundesheer antritt, fällt durch, wie die ÖSTERREICH vorliegende Untauglichkeits-Statistik für das Jahr 2007 zeigt.

Demnach wurden 13,1 Prozent der über 47.000 Stellungspflichtigen sofort ausgemustert. Weitere 8,3 Prozent bekamen das Prädikat „vorübergehend untauglich“ verpasst – weil sie die Kriterien für den Wehrdienst eventuell zu einem späteren Zeitpunkt erfüllen könnten. Im Vergleich zum Jahr 1992 ist die Untauglichkeitsquote um zwei Prozent gestiegen, im Vorjahr ist sie aber wieder leicht gesunken. Das Verteidigungsministerium nennt folgende Hauptgründe für die Untauglichkeit:

  • Psychologische Faktoren: Nach Definition des Bundesheeres fallen darunter neben psychischen Erkrankungen auch Verhaltensauffälligkeiten sowie Intelligenzmangel. Allein 25 Prozent wurden deswegen zuletzt ausgemustert.
  • Erkrankungen der Ohren: Die Detail-Auswertung der aktuellen Statistik fehlt noch, fest steht aber: Immer mehr 18-Jährige sind wegen Gehörschäden untauglich.
  • Gelenke und Muskulatur: Ebenfalls ein Hauptgrund für die Ausmusterung sind angeborene körperliche Fehlbildungen. Dazu kommen noch Probleme mit Nervensystem und Kreislauf oder Sehschwächen. Weiters auffallend: Das Durchschnittsgewicht der untersuchten Männer ist binnen zehn Jahren um zwei Kilo gestiegen.

Noch kein Mangel
Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) sieht wegen der aktuellen Entwicklungen noch kein Nachwuchsproblem für das Bundesheer, hält aber fest: „Es macht mir sozial- und gesellschaftspolitische Sorgen, dass so viele junge Männer untauglich sind. Aber das ist keine Sache für den Verteidigungsminister allein, sondern auch Aufgabe der Sozial- und Gesundheitspolitik“, betont Darabos gegenüber ÖSTERREICH. Die Kriterien der Stellungskommission will der Minister jedenfalls nicht senken. Pro Jahr wurden bisher rund 30.000 Wehrdiener rekrutiert, den Zivildienst leisteten im Schnitt 10.000 Österreicher.

Verglichen mit Deutschland schneiden Österreichs Männer übrigens erfolgreich bei der Musterung ab. Im Nachbarland erfüllte im Vorjahr fast jeder Zweite die Anforderungen für die Bundeswehr nicht.

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