Lunacek-Porträt

Kämpferische Abgeordnete wird echte Europäerin

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Beim Grünen Bundeskongress setzte sich die passionierte Schwimmerin gegen den etablierten EU-Parlamentarier Voggenhuber durch.

Gekämpft hat Ulrike Lunacek für so ziemlich alles, was sie bisher erreicht hat. Mit 54,7 Prozent der Delegiertenstimmen legte die 51-jährige Nationalratsabgeordnete beim Bundeskongress in Klagenfurt nun das Kunststück hin, dem etablierten Johannes Voggenhuber den Spitzenplatz auf der Liste für die kommende EU-Wahl wegzuschnappen. Ihr Selbstbewusstsein hat sich Lunacek vor allem im Kampf für die Rechte Homosexueller geholt.

Lunacek wurde am 26. Mai 1957 in Krems an der Donau geboren. Die Tochter des Generaldirektors der Raiffeisenwarenzentrale wuchs schnell zu einer weltoffenen Frau heran. Als Dolmetschstudentin für Englisch und Spanisch in Innsbruck unternahm sie unter anderem mehrere Südamerika-Reisen. Schon früh war Lunacek für die Rechte von Frauen aktiv. Sie war etwa beim Aufbau des Innsbrucker Frauenhauses involviert, war Redakteurin des Magazins "Südwind" und Obfrau des Vereines "Frauensolidarität". Weitere Stationen der passionierten Schwimmerin: Der Sportverein für Lesben und Freundinnen "Marantana", das Österreichische Lesben- und Schwulenforum und das Wiener "TheaterBrett", wo sie als Pantomime auftrat.

1994 delegierte der Österreichische Informationsdienst Lunacek zur UNO-Konferenz für Bevölkerung und Entwicklung nach Kairo. 1995 koordinierte sie die Pressearbeit der nichtstaatlichen Organisationen (NGO) zur UNO-Weltfrauenkonferenz in Peking. In denkbar schlechten Zeiten stieß Lunacek zu den Grünen. Sie kandidierte 1995 erstmals für den Nationalrat und erlebte eine vernichtende Niederlage der Partei. Ein Mandat blieb ihr vorerst verwehrt. Entschädigt wurde Lunacek ein Jahr später, als sie zur Grünen Bundesgeschäftsführerin avancierte. 1999 gelang schließlich der Sprung in den Nationalrat.

Im Hohen Haus angelangt, konnte Lunacek unbeirrt für die rechtliche Gleichstellung und soziale Akzeptanz homosexueller Menschen auftreten. Das tat sie stets mit Selbstbewusstsein, einengen ließ sie sich auf eine derartige Rolle allerdings nicht. Als außenpolitische Sprecherin holte sie sich auch - neben ihrer regen Reisetätigkeit und Sprachgewandtheit - das notwendige Rüstzeug für das Europaparlament. Am 5. Mai 2006 wurde sie in Helsinki zur Sprecherin der Europäischen Grünen Partei gewählt.

Im EU-Parlament will Lunacek nun als neue kritische Stimme auftreten und auch den EU-Kritikern, die sie von den EU-Skeptikern unterscheidet, eine Stimme geben.

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