Coronavirus

Kärntner Landeshauptmann warnt vor Italien-Reisen

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Nach den Todesfällen in Italien warnt Peter Kaiser vor Reisen ins Nachbarland.

Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) rät der Bevölkerung derzeit davon ab, Reisen nach Italien zu unternehmen. Wenn es nicht notwendig sei, sollte man die betroffenen Regionen meiden, sagte Kaiser am Sonntag bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz in Klagenfurt. Welche Auswirkungen die Ausrufung des Notstands in Friaul-Julisch Venetien haben wird, sei derzeit unklar.
 
Er stehe in engem Kontakt mit den Präsidenten der Nachbarregionen Friaul-Julisch Venetien und Veneto, sagte Kaiser. Am Montag werde man eine Telefonkonferenz mit dem zuständigen Politiker in Friaul durchführen, um konkrete Informationen einzuholen. Er rechne damit, dass die Maßnahmen vorerst strenger ausfallen dürften, angesichts der Inkubationszeit werde es später aber wohl eine Lockerung geben.
 

"Ruhe bewahren"

Kaiser rät jedenfalls zu Besonnenheit: "Das Wichtigste ist jetzt, Ruhe zu bewahren und nicht in Hysterie zu verfallen." Wer in den vergangenen Tagen in den betroffenen Gebieten gewesen sei, sollte auf seinen Gesundheitszustand achten. Sollte es Krankheitssymptome geben, sei es das Beste, den Hausarzt zu kontaktieren, sagte Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) und fügte hinzu: "Wer in Italien gewesen ist, gilt noch nicht als Verdachtsfall."
 
Das Land Kärnten steht laut Kaiser und Prettner in ständigem Austausch mit dem Gesundheitsministerium. Die Zusammenarbeit mit Minister Rudi Anschober (Grüne) funktioniere hervorragend, der Informationsfluss sei ausgezeichnet. Wichtig sei es, dass alle Maßnahmen koordiniert ablaufen, sowohl auf regionaler als auch auf nationaler und europäischer Ebene, betonten die Politiker. Irgendwelche Alleingänge Kärntens werde es jedenfalls nicht geben.
 
 In Kärnten gebe es derzeit weder eine Erkrankung mit dem Coronavirus noch einen Verdachtsfall, sagte Prettner. Zwei Kärntner, die nach ihrer Rückkehr aus China zuhause in Quarantäne sind, werden laut Landessanitätsdirektor Heimo Wallenko "heute oder spätestens morgen" aus der Quarantäne entlassen. Beide hätten keinerlei Krankheitssymptome, sämtliche Tests seien negativ verlaufen.
 

Zahl der Infektionen in Italien auf über 100 gestiegen

Italien zählt aktuell die meisten Infektionen mit dem Virus SARS-CoV-2 in Europa. Nach den beiden Todesfällen, die am Freitag und Samstag gemeldet wurden, ist die Zahl der Infizierten auf mehr als 100 gestiegen. 89 davon wurden in der Lombardei gemeldet, wie der lombardische Präsident Attilio Fontana am Sonntag in TV-Interviews mitteilte.
 
Erstmals wurden auch Fälle in den norditalienischen Regionen Piemont und Emilia Romagna registriert. Die italienische Regierung hat am Samstagabend die Isolation von etwa einem Dutzend Städten angekündigt. In den als Epidemiezentren geltenden Gebieten werde den Bewohnern weder die Einreise noch die Ausreise gestattet, sagte Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte. Die Menschen könnten sich nur mit "besonderen Ausnahmeregelungen" bewegen.
 
Die Regierung weigert sich jedoch, die terrestrischen Landesgrenzen zu schließen, wie es einige Oppositionsparteien forderten. "Italien darf kein Lazarett werden", sagte Premier Conte. Er erklärte, dass Italien das Schengen-Abkommen nicht außer Kraft setzen werde. Conte kündigte jedoch die Schließung von Betrieben und Schulen sowie die Absage von öffentlichen Veranstaltungen wie Karnevalsfeiern und Sportwettbewerben an.
 
"Wir müssen alles Erdenkliche unternehmen, um die Verbreitung des Virus zu verhindern. Es tut mir wegen der betroffenen Menschen leid, die Isolierung ist der einzige Weg, um zu verhindern, dass eine Epidemie zu einer Pandemie wird", sagte der lombardische Präsident Fontana im Interview mit dem TV-Sender Sky. Über 50.000 Personen in elf lombardischen Gemeinden wurden unter Isolation gestellt. Die Region Lombardei suche nach Einrichtungen wie Hotels und Militärstrukturen, in denen Menschen in Quarantäne genommen werden könnten, sagte Fontana.
 
Noch unklar ist der Ursprung des Epidemieherdes, der in der lombardischen Provinz Lodi lokalisiert wurde. "Was an der italienischen Situation besorgniserregend ist, ist, dass nicht alle Infizierten direkte oder indirekte Kontakte zu Personen hatten, die in China waren, oder mit bereits bestätigten Infektionsfällen", sagte der Direktor der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Europa, Hans Kluge, im Interview mit der römischen Tageszeitung "La Repubblica" (Sonntagsausgabe).
 
Norditalien befürchtet gravierende wirtschaftliche Auswirkungen wegen des Coronavirus. Allein in der Provinz Lodi sind Unternehmen angesiedelt, die Milliarden erwirtschaften. Befürchtet wird, dass die Epidemie die Wirtschaftsleistung der ganzen Region Lombardei belasten könnte, die Italiens industrieller Motor ist. Der italienische Wirtschaftsminister Roberto Gualtieri rief die G20-Länder auf, auf internationaler Ebene koordinierte Maßnahmen zur Eingrenzung der wirtschaftlichen Folgen der Epidemie zu ergreifen.
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