Griechen-Chef in Wien

Koalitions- Krach wegen Tsipras

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Gestern machte EU-Rebell Alexis Tsipras in Wien Station und fand gleich einen neuen Freund.

Er ist der derzeit umstrittenste Premier Europas: Alexis Tsipras. Erstmals seit seiner Wahl zum griechischen Ministerpräsidenten Ende Jänner machte der Polit-Rebell gestern im Rahmen seiner EU-Werbetour in Wien Halt – fast wäre es gar nicht so weit gekommen.

Denn aufgrund des heftigen Winter-Sturms über der Bundeshauptstadt musste Tsipras’ Privatjet eine halbe Stunde lang über Wien kreisen, bis er endlich landen konnte. Mit 45-minütiger Verspätung kam der Griechen-Chef dann im Kanzleramt an und wurde am Ballhausplatz wie ein Popstar von etwa 100 Fans frenetisch bejubelt.

1,5 Stunden Vier-Augen-
Gespräch: "kein Grexit"
Was folgte, war ein eineinhalbstündiges Vier-Augengespräch auf Englisch mit Kanzler Werner Faymann (SPÖ) in dessen Büro bei Espresso (Faymann) und Cappuccino (Tsipras). Themen: die Griechenland-Krise, der Euro, die Korruptions-Bekämpfung, die Ukraine.

Faymann macht später klar: „Grexit“, der Ausschluss der Griechen aus der EU, kommt für ihn nicht infrage.

„Es gibt Einigkeit darüber, dass alle Mitglieder der Eurozone auch Mitglieder der Eurozone bleiben.“

Kanzler kämpft jetzt mit Tsipras für Entlastungen
Nun soll Faymann beim EU-Gipfel am Donnerstag als Vermittler für die Griechen auftreten. Angeblich hat Italiens Premier Matteo Renzi ihn dafür vorgeschlagen. Klar ist für den Austro-Kanzler: „Kein Schuldenerlass, aber eine Erleichterung muss her!“ Möglich sei etwa eine Laufzeitverlängerung der Kredite. Tsipras versuchte anschließend zu beruhigen: „Wir wollen keine zusätzliche Last sein für die Bürger der EU.“

Innenpolitisch entzündete sich unterdessen ein Streit über den Besuch des Polit-Popstars. VP-Generalssekretär Gernot Blümel: „Faymanns Suche nach internationaler Anerkennung ist immer peinlicher.“

(mud, pom)

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