Nach fulminanter Rede

Köhlmeier kontert die Kritiker

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Schriftsteller Michael Köhlmeier über seine Kritik an der FPÖ beim NS-Gedenkakt.

Köhlmeiers Rede im Parlament löste heftige Reaktionen aus: stehende Ovationen und stürmischen Applaus auf der einen Seite, herbe Kritik auf der anderen. Der Dichter hielt der FPÖ vor, wiederholt mit „antisemitischen Codes und Verschwörungstheorien“ zu arbeiten. Er nannte das „Heuchelei im Umgang mit den Juden“. Die FPÖ reagiert empört, tobte, dass Köhlmeier eine „Gedenkveranstaltung desavouiert“ habe. Im ÖSTERREICH-Interview spricht der Dichter Klartext.

Köhlmeier: »Man muss nur Gerüchte verbreiten«

ÖSTERREICH: Bei Ihrer Gedenkrede sagten Sie, zum großen Bösen führen immer kleine Schritte – „erst wird gesagt, dann wird getan“ …

MICHAEL KÖHLMEIER: Die Schritte sind für sich genommen immer kleine, und man fragt sich dann stets: Wann muss ich beginnen, mich darüber aufzuregen? Ab wann hätte man warnen müssen?

ÖSTERREICH: Sie nannten FP-Gudenus’ „stichhaltige Gerüchte“ als Beispiel.

KÖHLMEIER: Das ist so etwas wie die „alternativen Fakten“ … Wir befinden uns plötzlich wieder in einer Situation, in der man dem Gerücht die unwidersprechbare Logik von Wahrheit zubilligt. Man muss nur eine Reihe von Gerüchten verbreiten – dann wird schon „irgendwas dran sein“.

ÖSTERREICH: Die FPÖ reagierte prompt und unterstellt Ihnen „Verharmlosung des Holocaust“.

KÖHLMEIER: Das ist Chuzpe. Aber ich möchte diesen Vorwurf ernst nehmen: Man möge mir die Stelle in meiner Rede zeigen, wo ich das getan habe. Denn nichts liegt mir ferner, als den Holocaust zu verharmlosen. Im Übrigen wirft mir die FPÖ – wie so oft gegenüber Intellektuellen – auch „Überheblichkeit“ vor. Bitte belegen, dann können wir darüber sprechen.

ÖSTERREICH: Läuft das Telefon jetzt bei Ihnen heiß?

KÖHLMEIER: Den ganzen Tag; nur positive Reaktionen. Die mir nicht Wohlgesonnenen haben die Nummer nicht.

C. Hirschmann

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